Kehrtwende bei der Rosenmontagsgaudi
Liebesgeflüster statt Politikschelte – Burgfunken entschlacken ihre Veranstaltung und nehmen sich bewusst zurück. Wie das Konzept ankommt.
Ein strafferes Programm, eine längere Pause und kein Kabarett, das lokale Persönlichkeiten und Begebenheiten auf die Schippe nehmen will. „Wir haben die Kritik vom letzten Jahr wahrgenommen“, sagt Burgfunken-Präsident Harry Zitzelsberger am Ende der Rosenmontagsgaudi. Dass die von ihm geschriebene Gaudifunken-Einlage nicht so recht zünden wollte, hat den Chef der Neuburger Faschingsgarde natürlich ins Mark getroffen. Doch nach etlichen Gesprächen mit seiner Mannschaft, Freunden und Unterstützern wich der anfängliche Frust seinem Kampfgeist. Die Rosenmontagsveranstaltung in seinem letzten Jahr als Präsident sterben lassen, das wollte er nicht! Also setzte er sich mit seiner Vize und Nachfolgerin Michaela Beric zusammen und tüftelte an einem neuen Konzept.
„23.30 Uhr ist Schluss!“Harry Zitzelsberger tippt mit seinem Finger energisch auf den Programmzettel. Er hat sich fest vorgenommen, sein Publikum dieses Jahr nicht überzustrapazieren. Fünf Stunden und länger dauerte manchmal der Abend, prall gefüllt mit Programm. Das war sein Anspruch. Doch die Manöverkritik nach der letztjährigen Veranstaltung ergab, dass weniger oftmals mehr ist. Und Harry Zitzelsberger hat sich den Rat zu Herzen genommen.
Die einzelnen Programmpunkte, die unter dem Motto „Ois Boarisch“stehen, wirken deutlich straffer und kurzweiliger. Offenbar hat er auch seine Bühnengäste darauf eingeschworen, sich ja an die vereinbarte Zeit zu halten. „20, 25 Minuten – nicht länger“hat Zitzelsberger für die jeweiligen Auftritte vorgesehen. Eine Ausnahme gilt lediglich für den „Stargast“des Abends: Robert Ehlis, alias „Da Bobbe“, darf die Bühne am längsten bespielen.
Der Oberpfälzer nutzt die Gelegenheit und packt in die Dreiviertelstunde so viel hinein, wie es geht. In schwindelerregender Redegeschwindigkeit zelebriert er die Schönheiten und Eigenheiten des bayerischen Lebens inklusive seines exklusiven Wortschatzes. Natürlich kommen dabei sämtliche Klischees auf den Tisch: Die Veganer kriegen ihr Fett weg, genauso
wie die Gender-Gilde. Dafür schwelgt er in wonniger Erinnerung an seine Jugend und an deren Gerüche. An den „Siff“und den ganz speziellen Duft, der sich mit der Zeit in Zahnspangendosen entwickelt hat, konnten sich offenbar auch einige der rund 250 Besucher im Kolpinghaus lebhaft erinnern.
„Des is da Gaudi, was i mach und a bisserl drüber“, sagt er am Ende vorsichtshalber. Doch dem Publikum gefällt’s offenkundig, nachdem es freimütig und gut gelaunt
„mitmacht und in die Bratz’n klatscht“, wie er es sich eingangs gewünscht hatte. Wer den Kabarettisten mit seinem ganzen Programm sehen will, hat dazu am 22. Februar im Landgasthof Vogelsang in Weichering Gelegenheit.
So schnell das Mundwerk vom Bobbe ist, so laut sind die Guggmer aus Wörnitzstein (Donau-Ries). Mit Pauken und Trompeten ziehen die rund 25 Guggenmusiker ins Kolpinghaus ein und bringen dort die Wände und Ohrmuscheln zum Beben.
20 Minuten hauen sie aus ihren Blas- und Schlaginstrumenten alles raus, was geht. Das macht ordentlich Wumms – vor allem in der ersten Reihe –, aber auch mächtig Laune. Der „Sound of Silence“von Simon & Garfunkel wirkt in dieser Version gar nicht so andächtig wie im Original. Auch wenn sich der eine oder andere bald die Ohren zudrücken muss: Die Stimmung ist gut, die Besucher klatschen und fordern am Ende eine Zugabe.
Die Guggmer sind nicht zum ersten Mal bei den Burgfunken eingeladen. Auch die Plattler-Bixn haben schon einmal in Neuburg bewiesen, dass nicht nur Männer schuhplatteln können. Ob Volksmusik, Alpenrock oder Eurodance – die zehn Frauen können zu allen Rhythmen platteln, und das sogar besser als so mancher Mann. Zumindest Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, der an diesem Abend auf der Bühne sein Tanztalent zeigen darf, kann den Damen nicht ganz das Wasser reichen.
Und dann sind da natürlich noch die Gaudifunken. Harry Zitzelsberger hatte sich selbst verordnet, „nichts Politisches“mehr auf die Bühne zu bringen. So mancher Witz gegen einen Lokalpolitiker war in der Vergangenheit nach hinten losgegangen und hatte in der Folge „verschnupfte Nasen“hinterlassen. Statt Gesellschaftskritik steht deshalb mit „Herzblatt“seichtes Liebesgeflüster auf dem Programm. Angelehnt an die beliebte Sendung aus den 1980ern und -90ern dürfen einmal drei Frauen (Michaela Beric, Steffi Ihm und Christine Stemmer) und einmal drei Männer (Joshua Beric, Max Ihm und Andi Turban) um die Gunst eines Mannes (Dennis Kunz) bzw. einer Dame (Melissa Held) buhlen. Nico Zitzelsberger und Anja Kunz schlüpfen in die Rollen der Moderatoren, Elke Zitzelsberger fasst die eindeutig zweideutigen Antworten nach Susi-Manier zusammen. Mit dem HerzblattHubschrauber geht es für das Liebespaar dann direkt an die Bar.
Die Abkehr von dem Anspruch, politisches Kabarett anbieten zu wollen, tut den Burgfunken gut. Harry Zitzelsberger betont, dass der Showact innerhalb weniger Tage zwischen den Tanzauftritten einstudiert werden müsse. Da kann man nicht erwarten, dass jeder Witz sitzt – und das muss es auch nicht.
Umso besser ist es aber, wenn dabei niemand in die Schusslinie gerät. „Ich wollte die Gaudifunken nicht weglassen“, wehrt er Ratschläge ab, diesen Programmpunkt künftig besser zu streichen. Stattdessen haben er und Michaela Beric nach einer Lösung gesucht, sich humoristisch unverfänglich in einen insgesamt stimmigen und unterhaltsamen Abend einzubringen. Und das ist ihnen dieses Jahr absolut gelungen. Bravo für den Mut, alte Pfade zu verlassen und Neues auszuprobieren!