Gegen Bürokratie und Flächenfraß
Politik, Landwirtschaft, Handwerk und Mittelstand aus der Region wollen Probleme anpacken, die sich direkt vor Ort lösen lassen. Wären es nur nicht so viele.
Landkreis Augsburg Die vier Landräte aus den Kreisen Augsburg, Dillingen, Aichach-Friedberg und Donau-Ries haben sich am Montag im Augsburger Landratsamt mit Vertretern aus Landwirtschaft, Handwerk und Mittelstand getroffen. Ein Auslöser für die Veranstaltung mit knapp 30 Teilnehmenden war die Demonstration am Augsburger Plärrer. Weder Augsburgs Landrat Martin Sailer, noch seine Kollegen Stefan Rößle (Donau-Ries), Markus Müller (Dillingen) und Klaus Metzger (Aichach-Friedberg) hatten an der Veranstaltung teilgenommen. Sie sei mit keinem abgestimmt gewesen, so Sailer.
Man sei ohnehin fast wöchentlich mit Landwirten in Verbindung, meinte der Augsburger Landrat. Das gelte für ihn wie für die drei Kollegen. Was alle vier Landkreise zudem verbindet, ist der Regionale Planungsverband
Der Flächendruck sei massiv.
Augsburg, indem alle zusammengefasst sind, das gemeinsame Polizeipräsidium Schwaben Nord – und die Energieversorger.
Ein Thema, dass Rößle als Vorsitzenden des Regionalverbands unter anderem betrifft, ist der Kiesabbau. Dieser nimmt laut Klaus Beyrer, Kreisobmann im Landkreis Dillingen, so zu, da könne einem „Angst und Bange“werden. Der Flächendruck sei massiv – zusätzlich befeuert durch Freiflächenfotovoltaik. Nicole Binger, Kreisbäuerin aus Mertingen (Kreis Donau-Ries) mahnte, dass teils Biogasanlagen-Betreiber ans Aufhören denken, dass dann aber gute Böden für Freiflächenfotovoltaik zur Verfügung gestellt würden. Aichachs Landrat Metzger will gute Böden gezielt schützen. Noch besser wäre es, so der BBV-Geschäftsführer Donau-Ries, Michael Stiller, man würde mehr Fotovoltaik auf Firmendächern ermöglichen. Doch
der Ausbau erneuerbarer Energien sei sinnlos, solange die Netzkapazität nicht erweitert wird. Da waren sich alle einig.
Landrat Martin Sailer schlug vor, in einem Jahr erneut zusammenzukommen. Dazwischen sollen drei Arbeitstreffen mit unterschiedlichen Ansprechpartnern stattfinden. Auf die Agenda des Ersten sollen der Regionalplan, der Netzausbau und das Veterinärwesen. Über rigide TierarztKontrollen klagten gleich mehrere, darunter Augsburgs Obermeister der Fleischerinnung Rainer Naumann aus Bobingen. Das
zweite Treffen könne sich um Flächenausgleich, Biber oder Innenortsentwicklung drehen. Denn nicht nur Fläche ist gefragt, sondern auch Wohnraum.
Wie sehr, davon berichtete Robert Wittmann, Obmann der Zimmerer in Augsburg: Er wollte über das Internet eine Wohnung in Lauterbrunn vermieten – und hatte binnen 14 Tagen 63 Anfragen. „Bauträger können nichts tun, weil sie keine Grundstücke bekommen, Privatleute können nicht bauen, weil sie die KFW-Fördermaßnahmen nicht verstehen“, erklärte Wittmann. Investitionen fehlen auch an anderer Stelle: Die Firmen investieren gar nicht mehr oder außerhalb Deutschlands; darauf verwies IHK-Hauptgeschäftsführer Marc Lucassen.
Wird die Biotonne im Kreis Augsburg künftig öfter geleert?
Wichtig war allen Akteuren, Probleme anzugehen, die auf kommunalpolitischer Ebene direkt gelöst werden können. So wünschten sich die Landwirte etwa einheitliche Regelungen bei Demonstrationen. Die Landräte planen gemeinsam für bestimmte Themen einzutreten. Im besten Fall gelänge mit den anberaumten
Treffen etwas Bürokratieabbau, wünschte sich das Gremium. „Die Bürokratie kostet uns Geld und Wettbewerbsfähigkeit“, bilanzierte Dillingens Landrat Müller.
Aichachs Kreisbäuerin Sabine Asum wünschte sich Checklisten, die aus den Treffen heraus an verschiedene Akteure weitergegeben werden, damit es keine Unsicherheiten mehr gibt. Und vielleicht wird am Ende auch die Biotonne im Kreis Augsburg im Sommer sowie in den Landkreisen Dillingen und Donau-Ries wöchentlich geleert. Darauf hofft Augsburgs Kreisbäuerin Iris Foag.