Neuburger Rundschau

Putins gefährlich­ster Gegner ist tot

Alexej Nawalny wurde nur 47 Jahre alt. Die Nachricht von seinem Tod überschatt­et einen wichtigen außenpolit­ischen Tag in Deutschlan­d – und erreicht seine Ehefrau Julia in München.

- Von Bernhard Junginger und Stefan Küpper

Der Regimegegn­er Alexej Nawalny hat seinen Kampf gegen Russlands Präsidente­n Wladimir Putin wie viele Kremlkriti­ker vor ihm mit dem Leben bezahlt. Nur wenige Stunden, nachdem die Nachricht vom Tod ihres Mannes verbreitet wurde, machte seine Frau Julia auf der Münchner Sicherheit­skonferenz Putin persönlich dafür verantwort­lich. Wörtlich sagte sie: „Putin und alle, die für ihn arbeiten, werden nicht straflos ausgehen für das, was sie unserem Land angetan haben, und das, was sie meiner Familie angetan haben.“Dieser Tag werde bald kommen. Sie forderte die internatio­nale Gemeinscha­ft

dazu auf, „dieses furchtbare Regime zu besiegen, das heute über Russland herrscht“.

Auch US-Präsident Joe Biden gab Putin die Schuld. Man wisse zwar nicht genau, was passiert sei, aber es gebe keinen Zweifel daran, dass der Tod Nawalnys eine Folge von Putins Handeln und dem seiner Verbrecher sei, sagte Biden am Abend. „Putin ist verantwort­lich.“

Nawalny war erst vor wenigen Wochen in ein Straflager nördlich des Polarkreis­es verlegt worden. Nach Angaben der russischen Nachrichte­nagentur Tass soll er sich dort nach einem Hofgang unwohl gefühlt und das Bewusstsei­n verloren haben. Wiederbele­bungsversu­che seien erfolglos geblieben. Überprüfen lassen sich diese Informatio­nen allerdings nicht. „Schon seit vielen Jahren“, sagte Nawalnys Frau Julia, „können wir Putin und seiner Regierung nicht glauben. Sie lügen unaufhörli­ch.“

Bundeskanz­ler Olaf Scholz erinnerte bei einer Treffen mit dem ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj daran, wie er Nawalny in Berlin getroffen habe, als dieser sich in Deutschlan­d von einem Giftanschl­ag erholt habe. Dabei habe er mit ihm auch über den Mut geredet, den es erfordere, wieder zurückzuge­hen in das Land. „Und wahrschein­lich hat er diesen Mut jetzt bezahlt mit seinem Leben.“Selenskyj sagte: „Es ist für mich offensicht­lich: Er wurde getötet. Wie Tausende, die zu Tode gequält wurden wegen dieses einen Menschen.“Außenminis­terin Annalena Baerbock betonte: „Wie kaum ein anderer war Alexej Nawalny Sinnbild für ein freies und demokratis­ches Russland. Genau deswegen musste er sterben.“

Ein Sicherheit­spakt mit der Ukraine, den Scholz und Selenskyi am Freitag verabredet haben, sieht weitere Waffenlief­erungen von gut einer Milliarde Euro vor, um das Land im Kampf gegen den russischen Angriff zu unterstütz­en. Deutschlan­d verspricht der Ukraine damit, ihr nach Kräften zu helfen, unter anderem mit 36 Haubitzen, 120.000 Schuss Artillerie­munition, zwei weiteren Luftvertei­digungssys­temen und Raketen. Die Vereinbaru­ng sei ein „glasklares Zeichen“an den russischen Präsidente­n, sagte Scholz. Nach einem Friedenssc­hluss werde Deutschlan­d die ukrainisch­en Partner beim Aufbau moderner, wehrhafter Streitkräf­te unterstütz­en, um künftige Angriffe abzuschrec­ken.

Deutschlan­d ist nach den USA der zweitgrößt­e Unterstütz­er der Ukraine. Allein im vergangene­n Jahr lag der Wert der Waffenlief­erungen bei fünf Milliarden Euro, im laufenden Jahr soll das Volumen auf mehr als sieben Milliarden Euro steigen. Im Juli hatten sich die G7-Staaten dazu verpflicht­et, jeweils bilaterale Abkommen über langfristi­ge Sicherheit­szusagen mit der Ukraine zu schließen. 25 weitere Staaten schlossen sich dem an. Das erste dieser Abkommen hat Großbritan­nien im Januar unterschri­eben, Deutschlan­d ist der zweite Partner, Frankreich sollte noch am Freitagabe­nd folgen. (mit dpa)

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