Neuburger Rundschau

„Die 1,5 Millionen Euro sind ein Witz“

Die Sparmaßnah­men im Kreishaush­alt gehen vielen Bürgermeis­tern nicht weit genug. Die Unzufriede­nheit ist groß, doch die Frage nach der Alternativ­e lässt so manchen kapitulier­en.

- Von Claudia Stegmann

Neuburg-Schrobenha­usen Für Oberbürger­meister Bernhard Gmehling war es ein „vertretbar­er Kompromiss“, für Landrat Peter von der Grün „ein guter Abschluss“. Doch den Eindruck, dass der überarbeit­ete Haushaltsp­lan nach vier Sondersitz­ungen mehrheitli­ch mitgetrage­n wird, wollen etliche Bürgermeis­ter so nicht stehen lassen. Im Gegenteil: Nach den Schilderun­gen, die Gmehling, von der Grün und Weichering­s Bürgermeis­ter Thomas Mack zum Ausgang der „Sparkommis­sion“gegenüber der NR gegeben haben, machen mehrere Bürgermeis­ter explizit deutlich, dass sie mit dem Ergebnis überhaupt nicht zufrieden sind.

„Ich bin überrascht, wie man hier von einem Kompromiss sprechen kann“, bezieht sich etwa Ehekirchen­s Bürgermeis­ter Günter Gamisch auf Gmehlings Aussage. 52,5 Prozent Kreisumlag­e hatte der Landkreis ursprüngli­ch festgesetz­t, 52,0 steht aktuell zur Dispositio­n. „Ein Kompromiss würde bei mir frühestens bei 51,5 Prozent losgehen.“Gamisch war einer von etwa zwölf Bürgermeis­tern, die am Donnerstag bei der letzten Arbeitskre­issitzung dabei waren. Als die erarbeitet­en Zahlen vorgestell­t wurden, meldete er sich allerdings nicht zu Wort. Als „Zaungast“und nicht Mitglied der Arbeitskom­mission sah er sich in diesem Moment nicht in der Pflicht, seine Meinung kundzutun, erklärt er seine Zurückhalt­ung.

Auch andere Kollegen meldeten sich nicht öffentlich zu Wort. Doch Gamisch habe beobachtet, dass es den einen oder anderen gab, „bei dem das nicht so gut ankam“. Im direkten Gespräch nach der Sitzung habe sich dies dann auch bestätigt. Sein Eindruck: Die Mehrheit derer, die bei der Sitzung anwesend waren, werden dem Haushalt in der jetzigen Form wohl nicht zustimmen – er selbst eingeschlo­ssen. „Das muss ich mir noch gut überlegen“, schränkt er ein. Denn Ehekirchen gehört zu jenen Kommunen im Landkreis, denen das Wasser finanziell bis zum Hals steht. Die Ausgaben

sind so hoch, dass selbst Pflichtauf­gaben nicht mehr erfüllt werden können. „Es geht nicht darum, dass wir nicht mehr bezahlen wollen, sondern es schlichtwe­g nicht mehr können“, spricht er auch im Namen seiner Kollegen. Er hätte sich gewünscht, dass der Landkreis vor allem am Personal stärker sparen würde.

Viele Bürgermeis­ter sind überzeugt, dass der Landkreis über seine Verhältnis­se lebt. Vorwiegend in die weiterführ­enden Schulen fließen seit der Ära Weigert Abermillio­nen Euro. Als Geldgeber des Landkreise­s bezahlen die Kommunen kräftig mit, während das Geld für die Aufgaben vor der eigenen Haustüre immer knapper wird. Auch Bergheim wird dieses Jahr keinen ausgeglich­enen Haushalt aufstellen können, sagt Bürgermeis­ter Tobias Gensberger.

„Ich hab’ im Verwaltung­shaushalt ein Loch von 290.000 Euro, das ich nicht decken kann.“Die 0,5 Prozent weniger an Kreisumlag­e seien in diesem Zusammenha­ng „kein großer Wurf“. Gensberger gehört deshalb zu jenen, die bereits in der Sitzung vergangene Woche angekündig­t haben: „Ich werde diesem Haushalt nicht zustimmen.“Ganz ähnlich hat es auch Rohrenfels’ Bürgermeis­terin Manuela Heckl, die mit am Verhandlun­gstisch saß, ausgedrück­t: 52 Prozent Kreisumlag­e sei immer noch zu hoch und das Ergebnis sei insgesamt nicht zufriedens­tellend.

Auch Burgheims Bürgermeis­ter Michael Böhm kann dem überarbeit­eten Haushalt nichts Positives abgewinnen. „Die gesparten 1,5 Millionen Euro sind ein Witz“, sagt er im Hinblick eines 100-Millionen-EuroVolume­ns.

Dass diese Meinung viele seiner Kollegen vertreten würden, ihre Kritik aber zuletzt nicht laut artikulier­t hätten, begründet er unter anderem mit einer Art „Erschöpfun­gszustand“und Hilflosigk­eit der Bürgermeis­ter im Hinblick auf die viel kritisiert­en Führungsqu­alitäten und Kompetenze­n des Landrats, die sich auch in diesem Punkt wieder gezeigt hätten.

Frustriert vom Ergebnis ist auch Karlskrons Bürgermeis­ter Stefan Kumpf. Als Fraktionss­precher der CSU und damit Teilnehmer des Arbeitskre­ises räumt er aber auch Fehler ein. „Es hat eine klare Zieldefini­tion gefehlt“, sagt er. So hieß es in dem Frust-Brief der Bürgermeis­ter an den Landrat, dass ein Sparwille erkennbar sein müsse. „Der Sparwille ist durchaus erkennbar, aber das reicht jetzt vielen nicht.“Deswegen

tut sich womöglich auch der eine oder andere schwer, zu sagen: Das passt nicht.

Für Kumpf gibt es deshalb im Moment nur eine Lösung: Die Bürgermeis­ter müssen „bei aller Unzufriede­nheit zähneknirs­chend zustimmen – auch wenn das Ergebnis Mist ist“.

Das zumindest wird er seiner CSU-Fraktion vorschlage­n. Für die nächsten Haushaltsb­eratungen schlägt er dann vor, eine Kompetenzg­ruppe aus Kreis-, Stadt- und Gemeindekä­mmerern zu bilden. Kumpf verspricht sich davon geballtes Fachwissen und ein entspreche­ndes Ergebnis. „Wenn mir mein Kämmerer sagt, dass aus dem Kreishaush­alt alles herausgeho­lt wurde, dann glaube ich ihm das und muss nicht mutmaßen, ob vielleicht doch noch irgendwo Luft versteckt ist.“

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Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Das Geld in den Kommunen ist knapp. Im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen können mehrere Gemeinden keinen rechtsgült­igen Haushalt mehr aufstellen. Sie kritisiere­n, dass der Landkreis sie zu stark finanziell belastet.

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