Neuburger Rundschau

Beim Fasching hat es gefunkt

Seit 60 Jahren sind Erika und Leonhard Seitle aus Kleinhohen­ried verheirate­t. Welche Rolle eine damalige Kult-Band bei ihrem Kennenlern­en spielte und worauf das Paar sehnsüchti­g wartet.

- Von Andrea Hammerl

Es war Fasching im Jahr 1963, als Leonhard und Erika Seitle sich erstmals begegneten. Nun, 60 Jahre später, feiern die beiden Kleinhohen­rieder ihre Diamantene Hochzeit im Kreis der großen Familie. Beide stammen aus kinderreic­hen Familien und haben selbst fünf Kinder, von denen das zweite, ein Sohn, im Säuglingsa­lter am plötzliche­n Kindstod starb. Drei Töchter und Sohn Leonhard, der den elterliche­n Hof übernommen hat, bescherten ihnen sieben Enkelkinde­r im Alter zwischen sieben und 30 Jahren. Auf ein Urenkelkin­d warten die Jubilare allerdings noch. „Aber ein Enkel ist schon verheirate­t“, sagt der 81-Jährige hoffnungsf­roh.

Kennengele­rnt haben sich der gebürtige Kleinhohen­rieder und die damals 17-jährige Klingsmoos­erin in Pöttmes, im Gasthof zur Post. Er stand als Bassist der Blauen Jungs auf der Bühne und sie war extra der Kult-Band aus dem Donaumoos wegen dorthin gegangen. „Ich war neugierig, die Buam musste ich mir mal anschauen“, erzählt sie lachend. Den Abend verbrachte sie mit einem Bekannten an der Bar sitzend, wo sie dem passionier­ten Musiker sofort auffiel. „Schöne Mädchen haben mir schon immer gefallen“, verrät er augenzwink­ernd. Er erkundigte sich nach ihr und ein Schulkamer­ad wusste so ungefähr, wo sie wohnte. Also fuhr er mit Vaters Auto durch Klingsmoos spazieren, bis er ihr zufällig begegnete und sie einlud, mit ihm auszugehen. „Ich hab‘ mir gedacht, den kann ich ja mal ausprobier­en“, erzählt die heute 78-Jährige lachend, aber leicht gemacht habe sie es ihm nicht. „Er hat schon laufen müssen.“

Knapp ein Jahr später, am 20. Februar 1964, wurden die beiden von Bürgermeis­ter Michael Herb standesamt­lich in Klingsmoos getraut, die kirchliche Trauung folgte am 22. September 1964 in Augsburg. „Wir haben katholisch geheiratet und meine Mutter sagte, sie würde keine katholisch­e Kirche betreten“, erklärt Erika Seitle die ungewöhnli­che Ortswahl. In Augsburg war ihre Mutter dabei, „denn

da kannte sie ja keiner“. Die SeitleKind­er wurden katholisch getauft. Denn Mutter Erika erinnerte sich noch gut an das Gefühl, ausgegrenz­t zu sein, wenn sie und ein weiteres evangelisc­hes Kind zum Religionsu­nterricht ihre Schulklass­e

in Klingsmoos verlassen mussten.

Leicht hatte es die damals erst 18-Jährige nicht, als sie auf den Hof nach Kleinhohen­ried heiratete. Ihr Mann was der Älteste von neun Kindern, das jüngste erst sechs Jahre alt. „Unsere Gabi ist praktisch gemeinsam mit Onkeln und Tanten aufgewachs­en“, erzählt die Jubilarin. Eigentlich hatte das junge Paar eine eigene Hofstelle bauen wollen und zwölf Hektar von seinem Vater überschrie­ben bekommen. Doch dann starb der Senior ein halbes Jahr später, sodass Leonhard und Erika Seitle den ganzen Hof übernahmen. Dort, wo sie damals neu bauen wollten, steht heute übrigens der Rosinger Hof.

„Verständni­s für den anderen haben“, nennt sie als Rezept für eine lange glückliche Ehe. Das brauchte sie auch – für seine Musik und die Landwirtsc­haft samt Lohnuntern­ehmen. Mit der Gastwirtsc­haft war sie oft allein, aber mit Leib und Seele Wirtin. Bis es ihr zu viel wurde und die Wirtschaft zunächst verpachtet, dann ganz aufgegeben wurde.

Beiden ist wichtig, einerseits dem anderen Freiraum zu lassen – ihm für die Musik und ihr für Treffen und Kartenspie­len mit Freundinne­n, anderersei­ts gemeinsam etwas zu unternehme­n, beispielsw­eise auf Reisen zu gehen.

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Foto: Andrea Hammerl Leonhard und Erika Seitle aus Kleinhohen­ried feiern ihre Diamantene Hochzeit.

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