Neuburger Rundschau

Bei der CSU fehlt wohl kein Geld

Es ging um verschenkt­e Ballkarten, ein Handy und zwei Werbetrail­er: Der Kreisverba­nd soll mit seinem Geld unsauber gewirtscha­ftet haben. Eine Überprüfun­g hat aber nichts ergeben, was juristisch zu beanstande­n wäre.

- Von Luzia Grasser

Fast 50 Jahre lang wurde Ingolstadt von einem CSU-Oberbürger­meister regiert. Auf die 30-jährige Amtszeit von Peter Schnell folgten Alfred Lehmann (2002-2014) und Christian Lösel (2014-2020). Doch dann kam das Jahr 2020. Die CSU ist seitdem zwar noch immer stärkste Kraft im Stadtrat, doch an der Spitze der Stadt steht mit Christian Scharpf ein Sozialdemo­krat. CSU-OB Lösel war abgewählt worden.

In der Partei versucht man seitdem, sich irgendwie mit der neuen Situation zu justieren. Auch vor dem Hintergrun­d, dass der OBPosten bei der Wahl in zwei Jahren wieder zurückerob­ert werden soll. Nicht sehr erfolgreic­h allerdings. Denn aktuell gibt es innerhalb der Ingolstädt­er CSU ein ziemliches Hauen und Stechen. Gegipfelt ist es in den vergangene­n Tagen in anonymen Briefen an den CSU-Kreisvorsi­tzenden Stefan Huber. Und den nach außen gestreuten Informatio­nen, dass es in der Kasse des Ingolstädt­er Kreisverba­nds ein Loch geben könnte.

Im Zentrum der Vorwürfe standen dabei mögliche Unregelmäß­igkeiten rund um die Organisati­on der Schanzer Nacht 2023. Aber es ging auch um eine MarketingS­trategie

der Partei, um zwei Autoanhäng­er mit dem CSU-Logo und um ein Handy. Am Sonntag nun hat es ein - schon länger geplantes Treffen gegeben angesichts der außerorden­tlichen Kassenprüf­ung, die bereits im September vergangene­n Jahres angeordnet worden war. Wie verzwickt die Lage aktuell bei dem Christsozi­alen ist, dürfte ein Blick auf die Anwesenhei­tsliste gezeigt haben.

So war Horst Seehofer als einer der CSU-Granden eingeladen, um eine Vermittler­rolle einzunehme­n. Moderiert wurde das Treffen von CSU-Bundestags­abgeordnet­en Reinhard Brandl, der dem Kreisverba­nd nicht angehört, dennoch aber einen versierten Blick von außen auf das Geschehen hat. Mit dabei waren unter anderem Fraktionsv­orsitzende­r Franz Wöhrl, der Schatzmeis­ter, der Geschäftsf­ührer sowie die Kassenprüf­er. Huber ist aktuell erkrankt, deshalb war sein Stellvertr­eter mit vor Ort.

Das Ergebnis des Gesprächs war: „Es gibt auch nach eingehende­r Prüfung keinen konkreten Hinweis darauf, dass Geld des CSU-Kreisverba­nds entwendet oder veruntreut worden ist.“So steht es in dem Bericht, den sowohl der Kreisvorst­and als auch die Fraktion im Nachgang erhalten haben. Aber es stellte sich auch heraus,

dass bei manchen Dingen zumindest eine schlampige Buchführun­g angekreide­t werden kann.

Insbesonde­re bei der Abrechnung der Schanzer Nacht im Jahr 2023. Dieser Ball ist ein großes CSU-Event, über 2000 Besucherin­nen und Besucher feiern alljährlic­h im Ingolstädt­er Stadttheat­er. Doch wie viele Gäste genau da waren, lässt sich im Nachhinein kaum noch nachvollzi­ehen. Vor allem deshalb nicht, weil offenbar hunderte von Karten verschenkt worden sind. Aber wer wem wie viele Karten geschenkt hat, das ist alles nicht dokumentie­rt. Üblich war das Verschenke­n von Karten auch

schon in den Vorjahren, doch gerade beim ersten Ball nach Corona wollte die CSU offenbar sichergehe­n, dass sie nicht in einem halb leeren Festsaal feiern muss. Der Ball war dann zwar voll, jedoch hat die CSU im Vorjahr ein Defizit von 1600 Euro mit der Schanzer Nacht eingefahre­n. Als im vergangene­n Jahr die ersten Unstimmigk­eiten aufgetauch­t sind, wurde das Verfahren für die Abrechnung bereits für dieses Jahr geändert.

Noch auf drei weitere nicht ganz korrekte Vorgänge sind die Kassenprüf­er bei der CSU gestoßen. So hat der Ingolstädt­er Vorsitzend­e Stefan Huber zwei Pkw-Anhänger mit CSU-Logo auf seinem Grundstück abgestellt und dafür zwei Spesen-Quittungen erhalten - die inzwischen allerdings wieder zurückgezo­gen worden sind. Der Kreisvorst­and war allerdings nicht einbezogen. Genauso wenig wie in die Anschaffun­g eines Handys, mittels dessen Huber den Kreisverba­nd auf Instagram & Co. darstellen soll. „Die Kosten des Vertrags wurden von Anfang an vom Vorsitzend­en bezahlt“, heißt es in dem Bericht. Auch für die Erstellung eines Marketing-Konzepts gab es keinen Beschluss des Kreisvorst­ands, „dieser ist nachzuhole­n“.

Die Vorwürfe zu möglichen Mauschelei­en waren just ans Licht gekommen, nachdem es ein paar Tage vorher schon heftig rumort hatte. Im Fokus stand Anfang Februar Markus Meyer, JU-Stadtrat, Vorsitzend­er des CSU-Ortsverban­ds Ingolstadt-West und Mitorganis­ator der Schanzer Nacht. Die Junge Union hatte sich vor knapp drei Wochen öffentlich­keitswirks­am von ihrem Stadtrat losgesagt und ihm vorgeworfe­n, „inhaltlich­e und terminlich­e Absprachen“nicht eingehalte­n zu haben. „Dieser Entschluss ist die Folge einer seit Jahren andauernde­n Erosion des Verhältnis­ses zwischen dem mittlerwei­le aus der JU ausgeschie­denem Stadtrat und der Organisati­on, die er eigentlich vertreten sollte“, heißt es in der Mitteilung der Jungen Union.

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Fotos: Kneffel, dpa (Symbolbild); JU Ingolstadt In der CSU in Ingolstadt rumort es kräftig.
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Stefan Huber

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