Wettlauf gegen die Zeit?
Seit Jahren ist in Neuburg die PFAS-Belastung Thema. Die durch Löschschaum der Bundeswehr entstandenen Schäden sind noch nicht beseitigt. Bis Ende 2024 besteht Handlungsbedarf.
Lange Jahre scheint es wie ein nicht enden wollendes Thema zu sein – und plötzlich könnte das Ende ganz unfreiwillig nahe rücken. Wenn die Begriffe PFAS- oder PFC-Belastung in Neuburg fallen, bilden sich Sorgenfalten auf den meisten Gesichtern. Denn schon zu viele Jahre kämpft man vor allem in den Stadtteilen Zell und Bruck für eine Beseitigung der teils massiven Bodenverunreinigung, die entstand, als auf dem Flugplatz der Bundeswehr ein ganz bestimmter Löschschaum verwendet wurde. Zwar wünschen sich die Betroffenen endlich eine Lösung für das Problem, nicht aber in Form einer ablaufenden Verjährungsfrist, die jegliches Agieren unmöglich machen würde – und genau dieses Szenario droht zum Ende des Jahres 2024.
Aufgekommen war das Thema nun wieder, als es um einen Besuch einiger Neuburger Vertreter in Manching ging. Die Gemeinde im
Nachbarlandkreis hat nicht nur mit dem gleichen Problem einer PFASBelastung (wenn auch in deutlich höherer Konzentration) zu kämpfen, sondern ist auch vom Ablauf der Frist betroffen. Um sich auszutauschen, war es zum Treffen der Neuburger und Manchinger gekommen.
Letztere sind auch schon aktiv geworden und fordern bei der Regierung eine Verlängerung der Frist. Schließlich untersteht die Bundeswehr der Bundesregierung, Anträge müssen also an oberster Stelle eingereicht werden. In Manching ist es wie in Neuburg: Auch dort wurde der Löschschaum mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS) verwendet, sickerte in den Boden und verunreinigte das Erdreich und das Grundwasser. Und das sogar bedeutend schlimmer, als es in Neuburg der Fall ist. Nun hat die Gemeinde Klage eingereicht. Im Raum steht eine Schadensforderung von zehn Millionen Euro. Denn in Manching musste sogar eine Reinigungsanlage gebaut werden, um die Chemikalien aus dem Grundwasser zu bekommen – so schlimm ist die Belastung.
In Neuburg mahlen die Mühlen beim Thema PFAS-Belastung seit jeher langsam. Diverse Gutachten wurden erstellt, die Lage immer wieder neu geprüft, Sanierungsmaßnahmen gab es bisher keine. Und auch für das Jahr 2024 ist zunächst eine sogenannte Detailanalyse geplant, bevor eine Sanierung durchgeführt werden soll, so die Informationen vonseiten der Bundeswehr. Von vorgezogenen Einzelmaßnahmen hatte ein Gutachter abgeraten, diese hatte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling gefordert, damit verhindert wird, dass weitere Chemikalien in das Grundwasser gelangen.
Doch damit könnte die Zeit für Maßnahmen knapp werden, wenn tatsächlich eine Verjährungsfrist Ende 2024 eintritt. Dagegen vorzugehen sei gar nicht so einfach, wie Rechtsdirektor Ralf Rick erklärt. Denn beim Thema PFAS sind sowohl öffentliche Landbesitzer betroffen als auch private. Und diese müssen alle gesondert einen Antrag stellen, wenn sie eine Verlängerung der Frist wünschen. So rät er jedem betroffenen Bürger, aktiv zu werden, wenn das eigene Grundstück belastet ist. Alle öffentlichen Flächen fallen unter die Zuständigkeit des Landratsamtes.
Dass damit die Stadt selbst komplett raus aus dem Thema wäre, stimmt aber auch nicht. Einerseits könne die Stadt unterstützen und die Anträge zur Fristverlängerung befürworten. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling hatte bereits in der jüngsten Bauausschusssitzung signalisiert, dass er dazu gerne bereit wäre. „Wir haben schon viele Briefe geschrieben und können das gerne wieder versuchen“, meinte das Stadtoberhaupt, auch wenn er sich wenig Reaktion auf einen solchen Brief erwarte. Zudem sollen laut Rick weitere Flächen im Eigentum der Stadt geprüft werden, die auch PFAS-belastet sein könnten. In dem Fall könnte die Stadt selbst auch als Antragsteller auftreten. Generell stehen die Stadt und das Landratsamt in regelmäßigem Kontakt, wenn es um das Thema PFAS geht. Laut Rick sei bereits in den kommenden Wochen ein Treffen geplant, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Im Bauausschuss wünschte sich unter anderem Zweiter Bürgermeister Johann Habermeyer, dass man mit Manching in Kontakt treten solle und genau erfragen, wogegen der Markt klagt.
Dann könne abgewogen werden, ob eine ähnliche Klage in Neuburg denkbar ist. Karola Schwarz betonte den dringenden Handlungsbedarf: „Über kurz oder lang werden noch mehr der Chemikalien in das Grundwasser gelangen.“Auch Florian Herold sprach sich für ein Handeln der Stadt aus: „Wir sollten die Biene sein und die Leute weiter stechen. Hier dürfen wir nicht locker lassen.“
Betroffene Privatpersonen der PFAS-Belastung müssen aktiv werden.