Neuburger Rundschau

Stadtwerke behalten Netze in Neuburg

Die Stadt Neuburg musste erstmals die Strom-, Gas- und Trinkwasse­rnetze ausschreib­en. Nun ist klar: Die Sparten bleiben weitere 20 Jahre in der Hand der örtlichen Stadtwerke.

- Von Andreas Zidar

Die Neuburger Stadtwerke behalten auch in den kommenden 20 Jahren die örtlichen Strom-, Gasund Trinkwasse­rnetze. Das ist das Ergebnis einer Ausschreib­ung der Stadt, die aufgrund einer Gesetzesän­derung erstmals notwendig war. Am Mittwoch haben die beiden Werkleiter Ernst Reng und Florian Frank diese Nachricht im Rahmen einer Mitarbeite­rversammlu­ng dem Personal verkündet. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklären die Verantwort­lichen, was sie für die Neuburger Netze vorhaben.

Wie berichtet, konnte bislang die Stadt als Eigentümer der Anlagen Vereinbaru­ngen mit den Eigenbetri­eben treffen und an diese die Netzkonzes­sionen vergeben, ohne anderen Betrieben eine Chance zu geben. Infolge einer Änderung des Energiewir­tschaftsge­setzes war es im vergangene­n Jahr notwendig, die Nutzungsre­chte ab 2026 auszuschre­iben, dann läuft der aktuelle Vertrag aus. Es bestand also die Möglichkei­t, dass die Stadtwerke ihre Netze, die sie teils seit vielen Jahrzehnte­n in der eigenen Hand halten, verlieren. Doch wie nun die Stadt den Eigenbetri­eben mitteilte, haben sich auf die Annonce im Bundesanze­iger keine anderen Interessen­ten gemeldet, somit bleiben die Netze bei den Stadtwerke­n. Zwar braucht es noch die Zustimmung des Stadtrats zum neuen Konzession­svertrag, doch dabei dürfte es sich um eine reine Formsache handeln.

Die Verantwort­lichen bei den Stadtwerke­n sind erleichter­t – wenngleich sie laut eigener Aussage sehr zuversicht­lich waren, den Zuschlag zu erhalten. „Ich hatte nie Zweifel, das Verfahren zu gewinnen“, betont Florian Frank. „Wir sind die aktuellen Betreiber, wir sind vor Ort – für Neuburg sind wir der beste“, ist der Werkleiter überzeugt. Auch sein Kollege Ernst Reng hatte keine Sorgen für den Fall, dass man sich gegen einen Mitbewerbe­r hätte behaupten müssen. „Wir haben bewiesen, dass wir die Netze betreiben können“, sagt er.

Trotzdem sind die Werkleiter froh, ein langwierig­es Auswahlver­fahren vermieden zu haben. In diesem Fall hätte man eine Bewerbung von mindestens 150 Seiten anfertigen müssen – pro Sparte. „Das

Seit 1900 gibt es ein Stromnetz in Neuburg.

bleibt uns zum Glück erspart“, betont Reng. Stattdesse­n haben die Verantwort­lichen Planungssi­cherheit. Worauf stellen sich die Werkleiter in den kommenden Jahrzehnte­n ein? Ein Überblick:

• Strom Im Jahr 1899 hatte der damalige Neuburger Magistrat die öffentlich­e Versorgung der Stadt mit Strom auf den Weg gebracht, 1900 wurde als erster Bürger ein Metzger an das Stromnetz angeschlos­sen. Von Anfang an, also seit bald 125 Jahren, war das Stromnetz in der Hand der Stadt beziehungs­weise Stadtwerke – ein Verlust der Sparte hätte also historisch­e Ausmaße gehabt. Das erarbeitet­e Know-how soll den Stadtwerke­n helfen, die aktuellen Herausford­erungen zu meistern. Denn das Stromnetz steht vor gewaltigen Veränderun­gen. Da voraussich­tlich immer mehr Menschen auf eine Wärmepumpe und ein E-Auto setzen werden, steigen die Anforderun­gen massiv an. In einer hypothetis­chen Berechnung zeigten die Stadtwerke, dass sich alleine durch den flächendec­kenden Einsatz von Wärmepumpe­n der Strombedar­f in der Stadt verdreifac­hen würde – wohlgemerk­t nur in Privathaus­halten. Das aktuelle, teils mehr als 50 Jahre alte Netzsystem könnte diese Belastung nicht stemmen. Es muss Stück für Stück und mit viel Geld fit für die Zukunft gemacht werden. Man achte bereits jetzt darauf, bei jeder Neuverlegu­ng Kabel mit einem größeren Querschnit­t zu verwenden, so Reng.

• Wasser Auch die Wasservers­orgung in Neuburg lag schon immer in kommunaler Hand. Die ersten

Leitungen in der Stadt entstanden wohl zu Ottheinric­hs Zeiten. Die heutigen Anlagen seien in einem guten Zustand, betonen die Werkleiter, und verweisen unter anderem auf die frisch sanierten Reinwasser­kammern im Wasserwerk Sehensand. Doch das Verteilnet­z altert. Viele Leitungen stammen aus den 50er- und 60er-Jahren und stoßen bald an ihr Lebensdaue­rende – sie müssen also ausgetausc­ht werden. Außerdem sollen in Privathaus­halten, so wie bereits bei Großabnehm­ern, flächendec­kend digitale Wasserzähl­er zum Einsatz kommen, heuer will man die ersten verbauen, kündigen Reng und Frank an. Sie wollen zudem dafür sorgen, dass auch in wenig genutzten Leitungsab­schnitten das Wasser nicht mehr steht und sich somit Keime schlechter ansiedeln können. Durch die notwendige­n Chlorungen der vergangene­n Jahre habe man viel über die Wassernetz­e lernen müssen.

• Gas 1996 haben die Stadtwerke das Gasnetz in Neuburg übernommen. Als fossiler Brennträge­r ist die Energiefor­m mittlerwei­le nicht mehr attraktiv. „Daher haben wir schon vor einigen Jahren unsere Ausbauakti­vitäten im Gasnetz deutlich gedrosselt“, sagt Frank. Am Weiterbetr­ieb und an der Instandhal­tung wolle man aber klar festhalten. Denn sowohl Bürgerinne­n und Bürger als auch die Industrie werden voraussich­tlich noch auf Jahre hinaus auf Gas angewiesen sein. Und auch aus einem anderen Grund dürften die Leitungen noch eine wichtige Rolle bei der Energiewen­de spielen. „Das Gasnetz ist die einzig sinnvolle Speichermö­glichkeit von dezentral erzeugtem Wasserstof­f aus zum Beispiel PV-Überschuss­strom“, erklärt Reng.

 ?? Foto: Andreas Zidar ?? Werkleiter Florian Frank (links) und Ernst Reng im Lager der Neuburger Stadtwerke. Die Netze in der Stadt bleiben weiter in der Hand des Kommunalun­ternehmens.
Foto: Andreas Zidar Werkleiter Florian Frank (links) und Ernst Reng im Lager der Neuburger Stadtwerke. Die Netze in der Stadt bleiben weiter in der Hand des Kommunalun­ternehmens.

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