Stadtwerke behalten Netze in Neuburg
Die Stadt Neuburg musste erstmals die Strom-, Gas- und Trinkwassernetze ausschreiben. Nun ist klar: Die Sparten bleiben weitere 20 Jahre in der Hand der örtlichen Stadtwerke.
Die Neuburger Stadtwerke behalten auch in den kommenden 20 Jahren die örtlichen Strom-, Gasund Trinkwassernetze. Das ist das Ergebnis einer Ausschreibung der Stadt, die aufgrund einer Gesetzesänderung erstmals notwendig war. Am Mittwoch haben die beiden Werkleiter Ernst Reng und Florian Frank diese Nachricht im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung dem Personal verkündet. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklären die Verantwortlichen, was sie für die Neuburger Netze vorhaben.
Wie berichtet, konnte bislang die Stadt als Eigentümer der Anlagen Vereinbarungen mit den Eigenbetrieben treffen und an diese die Netzkonzessionen vergeben, ohne anderen Betrieben eine Chance zu geben. Infolge einer Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes war es im vergangenen Jahr notwendig, die Nutzungsrechte ab 2026 auszuschreiben, dann läuft der aktuelle Vertrag aus. Es bestand also die Möglichkeit, dass die Stadtwerke ihre Netze, die sie teils seit vielen Jahrzehnten in der eigenen Hand halten, verlieren. Doch wie nun die Stadt den Eigenbetrieben mitteilte, haben sich auf die Annonce im Bundesanzeiger keine anderen Interessenten gemeldet, somit bleiben die Netze bei den Stadtwerken. Zwar braucht es noch die Zustimmung des Stadtrats zum neuen Konzessionsvertrag, doch dabei dürfte es sich um eine reine Formsache handeln.
Die Verantwortlichen bei den Stadtwerken sind erleichtert – wenngleich sie laut eigener Aussage sehr zuversichtlich waren, den Zuschlag zu erhalten. „Ich hatte nie Zweifel, das Verfahren zu gewinnen“, betont Florian Frank. „Wir sind die aktuellen Betreiber, wir sind vor Ort – für Neuburg sind wir der beste“, ist der Werkleiter überzeugt. Auch sein Kollege Ernst Reng hatte keine Sorgen für den Fall, dass man sich gegen einen Mitbewerber hätte behaupten müssen. „Wir haben bewiesen, dass wir die Netze betreiben können“, sagt er.
Trotzdem sind die Werkleiter froh, ein langwieriges Auswahlverfahren vermieden zu haben. In diesem Fall hätte man eine Bewerbung von mindestens 150 Seiten anfertigen müssen – pro Sparte. „Das
Seit 1900 gibt es ein Stromnetz in Neuburg.
bleibt uns zum Glück erspart“, betont Reng. Stattdessen haben die Verantwortlichen Planungssicherheit. Worauf stellen sich die Werkleiter in den kommenden Jahrzehnten ein? Ein Überblick:
• Strom Im Jahr 1899 hatte der damalige Neuburger Magistrat die öffentliche Versorgung der Stadt mit Strom auf den Weg gebracht, 1900 wurde als erster Bürger ein Metzger an das Stromnetz angeschlossen. Von Anfang an, also seit bald 125 Jahren, war das Stromnetz in der Hand der Stadt beziehungsweise Stadtwerke – ein Verlust der Sparte hätte also historische Ausmaße gehabt. Das erarbeitete Know-how soll den Stadtwerken helfen, die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Denn das Stromnetz steht vor gewaltigen Veränderungen. Da voraussichtlich immer mehr Menschen auf eine Wärmepumpe und ein E-Auto setzen werden, steigen die Anforderungen massiv an. In einer hypothetischen Berechnung zeigten die Stadtwerke, dass sich alleine durch den flächendeckenden Einsatz von Wärmepumpen der Strombedarf in der Stadt verdreifachen würde – wohlgemerkt nur in Privathaushalten. Das aktuelle, teils mehr als 50 Jahre alte Netzsystem könnte diese Belastung nicht stemmen. Es muss Stück für Stück und mit viel Geld fit für die Zukunft gemacht werden. Man achte bereits jetzt darauf, bei jeder Neuverlegung Kabel mit einem größeren Querschnitt zu verwenden, so Reng.
• Wasser Auch die Wasserversorgung in Neuburg lag schon immer in kommunaler Hand. Die ersten
Leitungen in der Stadt entstanden wohl zu Ottheinrichs Zeiten. Die heutigen Anlagen seien in einem guten Zustand, betonen die Werkleiter, und verweisen unter anderem auf die frisch sanierten Reinwasserkammern im Wasserwerk Sehensand. Doch das Verteilnetz altert. Viele Leitungen stammen aus den 50er- und 60er-Jahren und stoßen bald an ihr Lebensdauerende – sie müssen also ausgetauscht werden. Außerdem sollen in Privathaushalten, so wie bereits bei Großabnehmern, flächendeckend digitale Wasserzähler zum Einsatz kommen, heuer will man die ersten verbauen, kündigen Reng und Frank an. Sie wollen zudem dafür sorgen, dass auch in wenig genutzten Leitungsabschnitten das Wasser nicht mehr steht und sich somit Keime schlechter ansiedeln können. Durch die notwendigen Chlorungen der vergangenen Jahre habe man viel über die Wassernetze lernen müssen.
• Gas 1996 haben die Stadtwerke das Gasnetz in Neuburg übernommen. Als fossiler Brennträger ist die Energieform mittlerweile nicht mehr attraktiv. „Daher haben wir schon vor einigen Jahren unsere Ausbauaktivitäten im Gasnetz deutlich gedrosselt“, sagt Frank. Am Weiterbetrieb und an der Instandhaltung wolle man aber klar festhalten. Denn sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch die Industrie werden voraussichtlich noch auf Jahre hinaus auf Gas angewiesen sein. Und auch aus einem anderen Grund dürften die Leitungen noch eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen. „Das Gasnetz ist die einzig sinnvolle Speichermöglichkeit von dezentral erzeugtem Wasserstoff aus zum Beispiel PV-Überschussstrom“, erklärt Reng.