Wieder eine Esche verschwunden
Am alten Kreuter Friedhof ist der einst mächtige Baum an der Friedhofsmauer verschwunden. Das Landratsamt ließ nur noch einen Torso für Insekten stehen.
Der alte Friedhof des früheren Weilers Kreut hat etwas Mystisches: Ein verrostetes Eisentor führt zu dem kleinen, ummauerten Areals in dem die Grabsteine schon Schieflage haben. Viele Spaziergänger zieht es dorthin, doch jetzt hat dieser Ort ein prägendes Stück verloren: Der einst mächtige Baum an der Friedhofsmauer steht nur noch als Torso da.
Ein Baumpflegetrupp hat die komplette Krone der Esche im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) kappen lassen. Sie ist die Grundeigentümerin, weil sich auf diesem Gebiet einst eine Kaserne befand. Den Baum haben die Verantwortlichen als Gefahr für Spaziergänger und Friedhofsbesucher gesehen und deshalb die Fällung im Zuge der Verkehrssicherungspflicht durchführen lassen. Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt war einverstanden. Der Torso blieb stehen als Behausung für Insekten und Vögel.
Die gewaltige Esche war nach Einschätzung der Naturschutzbeauftragten Anna Pfahler „100 oder mehr Jahre alt“. Möglicherweise war sie sogar bald nach der Friedhofsgründung 1842 gepflanzt worden. „Schade“, sagt der Neuburger Naturschützer Gunter Weinrich zum Verlust der großen Esche. Er hat sich jahrzehntelang um den Kreuter Friedhof gekümmert. Das war schon zu Zeiten der Tillykaserne so. Als Soldat und Standortältester hatte Gunter Weinrich stets ein Augenmerk für den Friedhof als letzte Erinnerung an das aufgelassene Dorf übrig. Er sicherte Grabsteine und reparierte das eiserne Tor, die Gemeinde Oberhausen lässt das Gras mähen. „Ohne die ehrenamtliche Arbeit von Herrn Weinrich wäre der Zustand des Friedhofs wesentlich schlechter“, bedankt sich Oberhausens Bürgermeister Fridolin Gößl.
Der Weiler Kreut mit mehreren Höfen war 1958/59 abgesiedelt worden, weil die Tillykaserne auf dem Burgwaldberg eingezogen ist. Rund 30.000 Rekruten aus Süddeutschland haben am Burgwaldberg ihre Grundausbildung durchlaufen. Zum großen Teil im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Fußmarsch über die Kraftwerksbrücke zum Schießplatz Riedensheim gehörte zum Pflichtprogramm für die jungen Wehrpflichtigen. 1993 kam dann unter Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) das Aus für die Heimatschutzbrigade und ihre Kaserne. Neuburg behielt das Jagdgeschwader, aber nicht das Heer.
Der Kreuter Friedhof war vor 180 Jahren von evangelischen Ansiedlern aus der Pfalz angelegt worden. Die letzte Bestattung war 1974. Eine Grabstätte außerhalb der Mauer weist auf den Tod zweier Ukrainer hin, laut Gedenktafel „Kämpfer für eine freie Ukraine“. Im April 1945 starben bei der Bombardierung der Globuswerke zwei weitere Zwangsarbeiter aus der Ukraine. Sie sind außerhalb des Friedhofs begraben und 1961 nach Neumarkt überführt worden.
Heute steht das Gebiet der früheren Kaserne weitgehend unter Naturschutz. Der kleine Friedhof bleibt weiter erhalten, wird aber kaum noch gepflegt. Gunter Weinrich (80) muss kürzertreten, zumal er auch noch als Wiesenbrüter-, Fledermaus- und Storchenexperte agiert. Die Betreuung der Fledermauskolonie in den früheren Übungsbauten der Soldaten hat er bereits dem Landratsamt Neuburg übergeben.