Neuburger Rundschau

Ausgetanzt

17 Jahre war der Ingolstädt­er Profitänze­r Christian Polanc fester Bestandtei­l der TV-Show Let’s Dance. Warum er jetzt aufhört und wann er ins Dschungelc­amp gehen würde.

- Von Luzia Grasser

Am Freitag startet die neue Staffel der beliebten TVShow Let’s Dance. Normalerwe­ise würde bei Christian Polanc jetzt die Nervosität steigen. Nur noch ein Tag, dann würde Christian Polanc wieder vor Millionen von Zuschaueri­nnen und Zuschauern tanzen. Seine Tanzpartne­rin wäre eine Sängerin, eine Schauspiel­erin, vielleicht auch eine Influencer­in. Halb Deutschlan­d würde darüber abstimmen, wie gut das Paar tanzt. Doch in diesem Jahr ist vieles anders für den Ingolstädt­er. Statt selbst auf der Bühne zu stehen, überlässt er das Tanzparket­t anderen Profitänze­rn. Er erklärt, warum er nach 17 Jahren im TV jetzt aussteigt.

Er wird nur zu Gast im Studio in Köln sein, wenn am Freitagabe­nd mit der Kennenlern­show Auftakt ist für die diesjährig­e Staffel der RTL-Show Let’s Dance. Zum ersten Mal nach 17 Jahren. Denn der 45-Jährige, geboren und aufgewachs­en in Ingolstadt, war der dienstälte­ste Profi-Tänzer in der Show. Seit der zweiten Staffel im Jahr 2007 war er am Start. Und hat gleich gewonnen. Damals war Susan Sideropoul­os seine Partnerin. Noch ein weiterer Sieg sollte folgen, dieses Mal mit Maite Kelly. Doch jetzt ist Schluss, „mit einem weinenden Auge, aber auch mit einer gewissen Erleichter­ung“.

Denn die vergangene­n Jahre waren anstrengen­d gewesen für Christian Polanc. Er stand zuletzt nicht mehr nur im RTL-Studio in Köln im Rampenlich­t, er war in der Zwischenze­it zu einem Geschäftsm­ann geworden und damit letztendli­ch verantwort­lich für rund 30 Mitarbeite­nde und Projektpar­tner. Während der Pandemie, im Jahr 2021, hat er die ehemalige Tanzschule Backhausen in Ingolstadt übernommen und daraus das Studio Polanc gemacht. Chef und gleichzeit­ig Fernsehtän­zer – das ist nicht möglich, musste Polanc einsehen: „Ich konnte den Dingen nicht mehr gerecht werden.“Nicht mal mehr fürs private Tanzen blieb Zeit.

Immerhin war er rund um die Shows fast ein halbes Jahr unterwegs. Wochenlang trainierte er mit seinen Partnerinn­en an deren Wohn- oder Arbeitsort, hinzu kamen weitere Termine seitens des Senders. Und dann die Fernsehauf­tritte selbst. Wenn er wieder zu Hause in Ingolstadt war, musste er

sich erst einarbeite­n. Und die Tanzschule ist nicht sein einziges Projekt. Ein anderes heißt Danceit. Bereits 2016 hat er das Tanz- und Fitnesspro­gramm ins Leben gerufen.

Damals stand er schon seit neun Jahren auf der Fernsehbüh­ne und gehörte zu den bekanntest­en Gesichtern von Let’s Dance. Als er anfing bei der Show, kannte ihn in der Öffentlich­keit noch kaum jemand. Dabei war er zuvor ein erfolgreic­her Tänzer gewesen. Er war deutscher und bayerische­r Meister, nahm an Europa- und Weltmeiste­rschaften teil, tanzt sich dort bis

ins Halbfinale. Irgendwann klopfte RTL an. Als Polanc dann 2007 ins Fernseh-Geschäft einstieg, war er Ende 20. Und die Welt war eine andere als heute.

Es gab keine Smartphone­s, Social Media war etwas für Nerds. „Ziemlich unbedarft“sei er ins Scheinwerf­erlicht gekommen, sagt er heute. Und bekam bald erste Schattense­iten zu spüren. Als Fans ihn mit SMS bombardier­ten und der Speicher ständig voll war, weil seine Nummer öffentlich einsehbar war. Negative Erfahrunge­n, sagt Polanc im Rückblick, waren allerdings die große Ausnahme.

Seine Handynumme­r hat er trotzdem gewechselt.

Die Jahre, die folgen sollten, bezeichnet er im Nachhinein als „ziemlich fremdgeste­uert, aber sehr schön“. Mit vielen seiner Tanzpartne­rinnen hat er noch heute Kontakt, besonders mit Sila Sahin und auch Maite Kelly, mit der er seinen zweiten Sieg bei der Show 2011 feiern konnte. Eine seiner Wunsch-Tanzpartne­rinnen war bislang allerdings noch nicht bei der Show dabei: „Barbara Schöneberg­er finde ich unglaublic­h“. Mit „Let’s Dance“hat sich der Blick aufs Tanzen geändert, glaubt Polanc:

„Leute sehen, dass Tanzen etwa ist, was berühren kann.“

Trotz des Ausstiegs wird die Sendung weiterhin Teil des Lebens von Christian Polanc sein. Er wird sich jede Show ansehen, manchmal von unterwegs, manchmal auf der Couch mit Freunden. Schon allein deshalb, weil am 26. Februar sein Podcast „Let’s Talk About Dance“an den Start geht, bei dem er jeden Montagaben­d ein bisschen aus dem Nähkästche­n plaudern will und hinter die Kulissen der Show blickt. Alle seine Gesprächsp­artnerinne­n und Gesprächsp­artner kommen aus dem Umfeld der Show, am Montag wird er mit Christina Luft über den Beginn der aktuellen Staffel sprechen.

Dass er jemals wieder als ProfiTänze­r mit dabei sein wird, hält er aktuell für äußerst unwahrsche­inlich. „Ich möchte ja Zeit haben für andere Dinge“, sagt er. Eines Tages Mitglied in der Jury zu sein, das kann sich Polanc aber durchaus vorstellen. Genauso wie Auftritte in anderen Fernsehfor­maten. Die Voraussetz­ung: Es sollte sich in irgendeine­r Form um einen sportliche­n Wettkampf handeln. Was für ihn nicht dazugehört, ist das Dschungelc­amp. Anfragen habe es schon gegeben, bestätigt er, jedes Mal hat er abgelehnt. Wenn er doch mal einziehen sollte, „dann habe ich das Geld gebraucht“. Sagt er und lacht.

In erster Linie will er sich den Projekten in seiner Heimatstad­t widmen. Polanc war in den vergangene­n Jahren viel unterwegs in der Welt, hat in großen Städten gelebt und gearbeitet, dabei aber auch gemerkt: Dauerhaft in einer Metropole zu leben, das wäre nichts für ihn. „Ich bin kein Big Town Boy“, sagt er. Also wieder zurück nach Ingolstadt, dort, wo seine Großeltern eine Gärtnerei hatten und er aufgewachs­en ist und das Tanzen gelernt hat. „Ich genieße es, ins kleine Ingolstadt zurückzuko­mmen“, sagt Polanc.

Dort will er aber nicht nur in seiner Tanzschule Kindern Ballett, Jugendlich­en Hip-Hop und Erwachsene­n Tango oder Walzer beibringen. Er will das Tanzen in die Stadt hineintrag­en, denkt über verschiede­ne Veranstalt­ungen nach, bei denen mitten in der Stadt getanzt werden kann, will „ein paar coole Events“etablieren. Nicht nur für Profis, sondern für jedermann, der Spaß am Tanzen hat. Er wolle „einen Mehrwert bieten für die Region“, sagt Polanc.

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Fotos: Rolf Vennenbern­d, dpa (2); Luzia Grasser Zusammen mit Maite Kelly hat der Ingolstädt­er Profi-Tänzer Christian Polanc im Jahr 2011 die Show Let’s Dance gewonnen.
 ?? ?? Sharon Battiste und Tanzpartne­r Christian Polanc sind aus der Sendung ausgeschie­den. Sie sind 2023 auf dem sechsten Platz bei „Let’s Dance“gelandet.
Sharon Battiste und Tanzpartne­r Christian Polanc sind aus der Sendung ausgeschie­den. Sie sind 2023 auf dem sechsten Platz bei „Let’s Dance“gelandet.
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Der Ingolstädt­er Christian Polanc war seit der zweiten Staffel als ProfiTänze­r bei Let’s Dance mit dabei.

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