Der Kreuter See verschwindet wieder
Biber und Schwemmgut haben den See im Naturschutzgebiet entstehen lassen, wo sich seltene Wasservögel und Schlittschuhläufer tummelten. Jetzt wird das Wasser wieder abgelassen.
Kreut Er gilt als Dorado für Quickenten und Waldwasserläufer und war es auch für Schlittschuhläufer – doch jetzt soll der Kreuter See wieder verschwinden. Die ausgedehnte Wasserfläche, die sich seit letzten Herbst am Fuße des Burgwaldberges aufgestaut hat, soll bald abfließen.
Dann würde der Beutmühlbach in sein bescheidenes Format zurückkehren. Er fließt in einem Durchlassrohr unter der Bundesstraße 16 hindurch der Donau entgegen. Weil dieser Durchlass im Laufe der Jahre verschilft und jetzt auch noch von Bibern zugebaut worden war, ist plötzlich ein kleiner Stausee entstanden.
Die staatliche Straßenmeisterei Neuburg als zuständige Stelle will jetzt das Rohr unter der B16 wieder vorsichtig öffnen. Das soll eine Spezialfirma mit einer Hochdrucklanze erledigen. Im Idealfall fließt der See kontrolliert und nicht wie ein rauschender Wasserfall ab. Die Beutmühle, Sitz des Fischereivereins
Neuburg, steht im Weg. „Wir wollen hier natürlich keine Überschwemmung haben“, betont Wilhelm Schneider, der Experte des Vereins. Deshalb wird sein Vorschlag aufgegriffen, an der Beutmühle Retentionsräume zu nutzen. Ein Abpumpen des Wassers ist als zu aufwendig verworfen worden.
Der neue See im Naturschutzgebiet Kreut war im Dezember 2023 von den Behördenvertretern vor Ort begutachtet worden. Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen entschied sich für einen weiteren Aufstau. „Den Feuchtwiesen hat die Überflutung gutgetan“, findet Anna Pfahler, die Naturschutzbeauftragte des Landkreises. Das Habitat habe profitiert, Wasservögel seien zur Winterrast gekommen, darunter der seltene Waldwasserläufer. Doch jetzt, sagt die Naturschützerin, „ist der richtige Zeitpunkt zum Ablassen gekommen“. Immerhin sind einzelne Wege Richtung Oberhausen und Sehensand bereits überschwemmt.
Der Kreuter See zog mehr Spaziergänger als üblich ins Naturschutzgebiet. Und in der Frostperiode Mitte Januar tummelten sich Hunderte Schlittschuhläufer auf dem Eis. Endlich konnte man wieder auf einem flachen Gewässer mit Kufen Kurven drehen. Die geparkten Autos standen bis auf die Bundesstraße hinaus. Die Naturschutzbehörde reagierte auf die Naherholung nicht gerade begeistert. Es handle sich um hochwertige Lebensräume, so Anna Pfahler. „Die Natur hat hier den höchsten Schutz.“
Die Wasserfläche sei nicht absichtlich aufgestaut worden, „es war eine natürliche Ursache durch Schwemmgut oder Biber“. Zu Zeiten der Tillykaserne hatten Soldaten den Durchlass an der B16 von Zeit zu Zeit geräumt. Nach Schließung der Kaserne hat man das Thema aus den Augen verloren.
Dass sie Dämme bauen und Abflüsse aufstauen, liegt in der Natur der Biber. Sie tun es längst in gemeindlichen Klärteichen und kleinsten Gräben. In NeuburgNord haben Biber den Gießgraben
erobert und den Durchfluss unter der Ingolstädter Straße zugebaut. Das städtische Tiefbauamt ließ die Hindernisse wegbaggern und stellte Fallen auf. Zwei Biber gingen jetzt nachts in die Kastenfallen. Stadtarbeiter brachten sie nach Karlshuld. Dort werden die Tiere erlegt und verwertet. Die Stadt stellt den Bibern auch in ihren Klärweihern Bergen und Bruck nach. Dort unterhöhlen sie Ufer und bringen den Wasserablauf
durcheinander. Am 15. März endet die Fangzeit.
Im Naturschutzgebiet Kreut muss der Biber nicht mit Fallen rechnen. Die Behörden sehen hier seinen „natürlichen Lebensraum“, ebenso wie in den Uferstreifen entlang der Donau. Aber das große Wasser verliert er, wenn demnächst der „Stöpsel“gezogen wird. Dann verschwindet der Kreuter See schneller, als er entstanden ist.