Ein Leben für und mit der Familie
Die Neuburgerin Rita Reitberger feiert an diesem Freitag ihren 90. Geburtstag. Ihr Leben war geprägt von den Kriegsjahren, viel Arbeit, ihrer Familie und der Musik.
Neuburg Wenn Rita Reitberger auf ihr Leben zurückblickt, schaut sie auf 90 ereignisreiche Jahre. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Leidling, den sie später mit ihrem Mann Johann bewirtschaftete, zog sie dort und später in Neuburg ihre sechs Kinder auf. An diesem Freitag, an ihrem 90. Geburtstag, freuen die sich zusammen mit sieben Enkeln und drei Urenkeln über ihren besonderen Ehrentag.
Lebhaft in Erinnerung sind Rita Reitberger die Kriegsjahre, die sie als Kind erlebte. Als die Schule im Ort geschlossen wurde, weil der Lehrer eingezogen wurde. „Wir mussten damals zu Fuß in die Sinniger Schule laufen.“Das Bombardement der nahe gelegenen WIFOWerke
bei Oberhausen und das Artilleriefeuer haben sich tief in die Erinnerung eingebrannt. „Am Ende war die Straße zwischen Leidling und Sinning ein einziger Bombentrichter.“Noch kurz vor Kriegsende hatten sich Soldaten der Waffen-SS im Bauernhaus einquartiert, sodass die Familie in der Scheune leben musste. Mit dem Kriegsende sei dann eine richtige Hungersnot gekommen. Flüchtlinge bis aus Essen seien auf dem Bauernhof mit versorgt worden. „Damals hat man nach der Getreideernte auf den Feldern jede einzelne liegen gebliebene Ähre eingesammelt.“
Nach ihrer Schulzeit arbeitete Rita Reitberger auf dem elterlichen Hof. 1956 heiratete sie Johann Reitberger, der aus Baiern bei Rohrenfels stammt. Ab 1973 bewirtschafteten die beiden die Landwirtschaft im Nebenerwerb und zogen nach Neuburg. Als der Hof 1980 abgebrannt war – die Brandstiftung wurde nie aufgeklärt –, mussten die beiden die Landwirtschaft einige Jahre danach aufgeben. Ihr arbeitsreiches Leben war aber noch lange nicht vorbei. Zeitweise hatte Rita Reitberger drei Lohnsteuerkarten auf einmal. Zehn Jahre lang trug sie die Neuburger Rundschau aus, war im Verkauf der Bäckerei Kaltenstadler und abends putzte sie für die Stadtverwaltung. Und auch im Mannschaftsheim in der WilhelmFrankl-Kaserne dürfte sie noch vielen ehemaligen Soldaten bekannt sein, denn auch dort hat sie gearbeitet. Rita Reitberger hat sich in ihrer Freizeit immer gerne mit Stickereien, Seidenmalerei, Basteln und Töpfern beschäftigt. Heute machen die Hände leider nicht mehr mit. Aber sie liest noch gerne und viel. Ihr Musikgeschmack reicht von klassischen Konzerten bis hin zu Rockgruppen wie Santana und Künstlern wie Freddie Mercury. „Und die alten Schlager aus den 40ern und 50ern singe ich gerne mit.“Überhaupt spielt die Musik bei den Reitbergers eine große Rolle. Schon Ehemann Johann hatte Trompete gespielt und den Kindern die Musik nahegebracht. So gibt es gleich mehrere Musiker, bis hin zum Orchesterprofi, in der großen Familie. Mit dem Großteil dieser Familie feiert sie zu Hause ihren 90. Geburtstag, zu dem wir herzlich gratulieren.