„Wir müssen sparen wie noch nie“
Die Finanzen der Gemeinde Ehekirchen sind alles andere als gut. Das betonte Rathauschef Günter Gamisch erneut bei der Bürgerversammlung. Doch es gibt auch Positives zu berichten.
„Es war kein einfaches Jahr“, sagte Günter Gamisch zu Beginn der Bürgerversammlung am Donnerstag in Ehekirchen. Das Sportheim des FC Ehekirchen war gut gefüllt, knapp 50 Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, um dem Vortrag des Bürgermeisters zu lauschen. Der wiederum ließ die Ereignisse der vergangenen Monate Revue passieren, wobei ein Thema immer wieder im Fokus stand: die prekäre finanzielle Lage der Gemeinde.
Im vergangenen Jahr habe es einige Herausforderungen gegeben, die teils noch immer nachwirken, sagte Gamisch. Eine davon sei der personelle Wechsel an einigen Posten im Rathaus gewesen, darunter in der Geschäftsleitung und im Bauamt. „Wenn auch alle Stellen besetzt werden konnten, heißt das noch lange nicht, dass der neue Mitarbeiter auch sofort über alles Bescheid weiß“, so der Rathauschef. Das habe eben auch zur Folge, dass manche Dinge nicht in der Zeit abgearbeitet werden konnten, „wie wir uns das gewünscht haben“. Dabei verwies Gamisch unter anderem auf die unzähligen und zugleich aufwendigen Bauleitplanungen. „Aber wir gehen diesen Weg, um die Menschen bei uns zu behalten und Ihnen die Möglichkeit zu geben, in ihrem Dorf bauen zu können – das macht nicht jede Gemeinde so wie wir“, warb er um Verständnis.
Eine unschöne Herausforderung sei die finanzielle Lage. „Die Haushaltssituation ist nicht so erfreulich und wir müssen sparen wie noch nie“, bedauerte Gamisch. Der Schuldenberg sei binnen eines Jahres von 3,3 auf 4,8 Millionen Euro gewachsen, „die Pro-KopfVerschuldung liegt derzeit bei 1231,51 Euro“. Zudem habe die Gemeinde aufgrund der prekären Lage einige Projekte vorerst auf Eis legen müssen, etwa die Sanierung des Kindergartens im Ortsteil Walda mit Kosten von 2,3 Millionen Euro sowie den Neubau des Kindergartens in Ehekirchen und der Mittagsbetreuung, was zusammen insgesamt fast acht Millionen Euro verschlingt. „Wir müssen uns heuer auf das konzentrieren, was wirklich dringend ist“, sagte Gamisch. Dazu gehört etwa der Bau der Pumpwerke mit
Druckleitung in Hollenbach und in Dinkelshausen, was zusammen rund 4,5 Millionen Euro verschlingen wird. Hinzu kommen neue Löschfahrzeuge für die Feuerwehren in Hollenbach und Ehekirchen sowie neue Tragkraftspritzen für die Wehren in Seiboldsdorf, Weidorf und Haselbach, aber auch der Glasfaserausbau.
Weiteres Problem „und aktuell sehr heiß diskutiertes Thema“ist laut Gamisch die Kreisumlage, die
die Gemeinde an den Landkreis zahlt, und deren geplante Erhöhung von zwei auf 2,5 Millionen Euro. Wie bereits mehrfach berichtet, sind die Bürgermeister mit der Erhöhung alles andere als einverstanden. Eine Kreisumlage von 2,5 Millionen Euro sei für die Gemeinde Ehekirchen „die oberste Grenze, ich halte es für äußerst schwierig“.
Doch in den vergangenen Monaten habe es auch erfreuliche Ereignisse
gegeben, etwa das Ferienprogramm in der Gemeinde, die Aktionswoche der Feuerwehr, der Neubürgerempfang, aber auch die gute Seniorenarbeit. Der Radweg zwischen Wald und Schorn wurde eingeweiht und die Erschließung des Baugebiets „Hoher Weg“im Ortsteil Schönesberg ist durch, „allerdings stehen die Bauplatzpreise noch nicht fest“, sagte Gamisch. Am geplanten EdekaMarkt sei man dran, ebenso wie am Radweg zwischen Ehekirchen und Klingsmoos. „Aber wir schaffen zurzeit einfach nicht alles.“
Weiteres Thema auf dem Zettel des Bürgermeisters war die kommunale Verkehrsüberwachung. Dafür hatte der Gemeinderat nach einem Testlauf beschlossen, ein Unternehmen damit zu beauftragen. Leo Grabler wollte wissen, wie oft in der Neuburger und auch in der Wallertshofener Straße kontrolliert werde. „Gefühlt wurde da einmal geblitzt, aber da wird immer durchgerast“, sagte er. In der Wallertshofener Straße sei mindestens dreimal ein Blitzer gestanden, sagte Vize-Bürgermeister Thomas Braun. Grabler verwies zudem auf die Raiffeisenstraße in Richtung Sportplatz, „hier würde es auch mal Sinn machen“. Schon oft habe er zudem beobachtet, dass besonders ältere Menschen
Probleme hätten, die Straße zu queren. „Wir schauen uns das an“, sagte Gamisch.
Wie lange es denn wohl brauche, bis der Radweg zwischen Ehekirchen und Klingsmoos fertig sei, war eine Frage aus der Runde. Der Kreis habe den Radweg in den Haushalt eingeplant, zudem erhoffe man sich durch ein verabschiedetes Radwegekonzept Unterstützung.
Thema war auch der geplante Waldkindergarten, der laut Gamisch bald in Betrieb gehen kann. Warum man denn einen solchen Kindergarten etabliere, „wenn wir finanziell aus jedem Loch pfeifen?“, wollte ein anderer Bürger wissen. „Es sind Eltern mit dem Wunsch auf uns zugekommen“, sagte Gamisch. Natürlich können man das Format Waldkindergarten hinterfragen, „aber wir als Gemeinde müssen uns einfach Gedanken machen, wenn ein solches Anliegen kommt“. Die Kosten dafür seien relativ günstig. „Man braucht einen Zirkuswagen, der kostet 100.000 Euro und davon werden mehr als 60 Prozent bezuschusst“, erklärte Gamisch und ergänzte: „Wir haben es im Gemeinderat beschlossen und stehen absolut dahinter, auch weil wir unser Portfolio in der Kinderbetreuung erweitern.“