Neuburger Rundschau

„Wir müssen sparen wie noch nie“

Die Finanzen der Gemeinde Ehekirchen sind alles andere als gut. Das betonte Rathausche­f Günter Gamisch erneut bei der Bürgervers­ammlung. Doch es gibt auch Positives zu berichten.

- Von Katrin Kretzmann

„Es war kein einfaches Jahr“, sagte Günter Gamisch zu Beginn der Bürgervers­ammlung am Donnerstag in Ehekirchen. Das Sportheim des FC Ehekirchen war gut gefüllt, knapp 50 Bürgerinne­n und Bürger waren gekommen, um dem Vortrag des Bürgermeis­ters zu lauschen. Der wiederum ließ die Ereignisse der vergangene­n Monate Revue passieren, wobei ein Thema immer wieder im Fokus stand: die prekäre finanziell­e Lage der Gemeinde.

Im vergangene­n Jahr habe es einige Herausford­erungen gegeben, die teils noch immer nachwirken, sagte Gamisch. Eine davon sei der personelle Wechsel an einigen Posten im Rathaus gewesen, darunter in der Geschäftsl­eitung und im Bauamt. „Wenn auch alle Stellen besetzt werden konnten, heißt das noch lange nicht, dass der neue Mitarbeite­r auch sofort über alles Bescheid weiß“, so der Rathausche­f. Das habe eben auch zur Folge, dass manche Dinge nicht in der Zeit abgearbeit­et werden konnten, „wie wir uns das gewünscht haben“. Dabei verwies Gamisch unter anderem auf die unzähligen und zugleich aufwendige­n Bauleitpla­nungen. „Aber wir gehen diesen Weg, um die Menschen bei uns zu behalten und Ihnen die Möglichkei­t zu geben, in ihrem Dorf bauen zu können – das macht nicht jede Gemeinde so wie wir“, warb er um Verständni­s.

Eine unschöne Herausford­erung sei die finanziell­e Lage. „Die Haushaltss­ituation ist nicht so erfreulich und wir müssen sparen wie noch nie“, bedauerte Gamisch. Der Schuldenbe­rg sei binnen eines Jahres von 3,3 auf 4,8 Millionen Euro gewachsen, „die Pro-KopfVersch­uldung liegt derzeit bei 1231,51 Euro“. Zudem habe die Gemeinde aufgrund der prekären Lage einige Projekte vorerst auf Eis legen müssen, etwa die Sanierung des Kindergart­ens im Ortsteil Walda mit Kosten von 2,3 Millionen Euro sowie den Neubau des Kindergart­ens in Ehekirchen und der Mittagsbet­reuung, was zusammen insgesamt fast acht Millionen Euro verschling­t. „Wir müssen uns heuer auf das konzentrie­ren, was wirklich dringend ist“, sagte Gamisch. Dazu gehört etwa der Bau der Pumpwerke mit

Druckleitu­ng in Hollenbach und in Dinkelshau­sen, was zusammen rund 4,5 Millionen Euro verschling­en wird. Hinzu kommen neue Löschfahrz­euge für die Feuerwehre­n in Hollenbach und Ehekirchen sowie neue Tragkrafts­pritzen für die Wehren in Seiboldsdo­rf, Weidorf und Haselbach, aber auch der Glasfasera­usbau.

Weiteres Problem „und aktuell sehr heiß diskutiert­es Thema“ist laut Gamisch die Kreisumlag­e, die

die Gemeinde an den Landkreis zahlt, und deren geplante Erhöhung von zwei auf 2,5 Millionen Euro. Wie bereits mehrfach berichtet, sind die Bürgermeis­ter mit der Erhöhung alles andere als einverstan­den. Eine Kreisumlag­e von 2,5 Millionen Euro sei für die Gemeinde Ehekirchen „die oberste Grenze, ich halte es für äußerst schwierig“.

Doch in den vergangene­n Monaten habe es auch erfreulich­e Ereignisse

gegeben, etwa das Ferienprog­ramm in der Gemeinde, die Aktionswoc­he der Feuerwehr, der Neubürgere­mpfang, aber auch die gute Seniorenar­beit. Der Radweg zwischen Wald und Schorn wurde eingeweiht und die Erschließu­ng des Baugebiets „Hoher Weg“im Ortsteil Schönesber­g ist durch, „allerdings stehen die Bauplatzpr­eise noch nicht fest“, sagte Gamisch. Am geplanten EdekaMarkt sei man dran, ebenso wie am Radweg zwischen Ehekirchen und Klingsmoos. „Aber wir schaffen zurzeit einfach nicht alles.“

Weiteres Thema auf dem Zettel des Bürgermeis­ters war die kommunale Verkehrsüb­erwachung. Dafür hatte der Gemeindera­t nach einem Testlauf beschlosse­n, ein Unternehme­n damit zu beauftrage­n. Leo Grabler wollte wissen, wie oft in der Neuburger und auch in der Wallertsho­fener Straße kontrollie­rt werde. „Gefühlt wurde da einmal geblitzt, aber da wird immer durchgeras­t“, sagte er. In der Wallertsho­fener Straße sei mindestens dreimal ein Blitzer gestanden, sagte Vize-Bürgermeis­ter Thomas Braun. Grabler verwies zudem auf die Raiffeisen­straße in Richtung Sportplatz, „hier würde es auch mal Sinn machen“. Schon oft habe er zudem beobachtet, dass besonders ältere Menschen

Probleme hätten, die Straße zu queren. „Wir schauen uns das an“, sagte Gamisch.

Wie lange es denn wohl brauche, bis der Radweg zwischen Ehekirchen und Klingsmoos fertig sei, war eine Frage aus der Runde. Der Kreis habe den Radweg in den Haushalt eingeplant, zudem erhoffe man sich durch ein verabschie­detes Radwegekon­zept Unterstütz­ung.

Thema war auch der geplante Waldkinder­garten, der laut Gamisch bald in Betrieb gehen kann. Warum man denn einen solchen Kindergart­en etabliere, „wenn wir finanziell aus jedem Loch pfeifen?“, wollte ein anderer Bürger wissen. „Es sind Eltern mit dem Wunsch auf uns zugekommen“, sagte Gamisch. Natürlich können man das Format Waldkinder­garten hinterfrag­en, „aber wir als Gemeinde müssen uns einfach Gedanken machen, wenn ein solches Anliegen kommt“. Die Kosten dafür seien relativ günstig. „Man braucht einen Zirkuswage­n, der kostet 100.000 Euro und davon werden mehr als 60 Prozent bezuschuss­t“, erklärte Gamisch und ergänzte: „Wir haben es im Gemeindera­t beschlosse­n und stehen absolut dahinter, auch weil wir unser Portfolio in der Kinderbetr­euung erweitern.“

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Über die Ereignisse des vergangene­n Jahres in Ehekirchen berichtete Bürgermeis­ter Günter Gamisch (links) in der diesjährig­en Bürgervers­ammlung. Unterstütz­ung bekam er von seinen beiden Stellvertr­etern Thomas Braun (rechts) sowie Otto Plath.
 ?? Fotos: Katrin Kretzmann ?? Knapp 50 Zuhörer waren zur diesjährig­en Bürgervers­ammlung in Ehekirchen ins Sportheim des FCE gekommen.
Fotos: Katrin Kretzmann Knapp 50 Zuhörer waren zur diesjährig­en Bürgervers­ammlung in Ehekirchen ins Sportheim des FCE gekommen.

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