Viele Projekte, wenig Fragen
Die To-do-Liste in Königsmoos ist lang. Was alles ansteht und wie sich die Gemeinde – auch finanziell – entwickelt, präsentiert Rathauschef Heinrich Seißler bei der Bürgerversammlung.
Die Entwicklung der Gemeinde Königsmoos zeigte Bürgermeister Heinrich Seißler in der gut besuchten Bürgerversammlung in Untermaxfeld auf. Sein knapp einstündiger Vortrag am Freitagabend war umfassend, sodass es anschließend nur zwei Wortmeldungen von Bürgerinnen und Bürgern gab.
Anni Grabmair forderte mehr Inklusion für Behinderte und Pflegebedürftige und warb für den Ökumenischen Förderverein Donaumoos, dessen Spenden an die Diakonie-Sozialstation Donaumooser Land den ambulanten Pflegekräften ermöglicht, zusätzliche Zeit aufzuwenden, die von den Krankenkassen nicht bezahlt wird. Seißler stimmte ihrem Anliegen „aus vollem Herzen zu“und bot an, Flyer des Fördervereins im Rathaus auszulegen. Ein Anwohner der Pöttmeser Straße in Klingsmoos fragte, ob verkehrsberuhigende Maßnahmen am Ortseingang geplant seien. Diese könnten verwirklicht werden, wenn das neue Gewerbegebiet mit 3,5 Hektar am Ortsende Richtung Pöttmes seine Verkehrsanbindung erhält. Seißler antwortete, es seien keine baulichen Maßnahmen geplant, aber er strebe an, das Ortsschild weiter Richtung Pöttmes zu versetzen, um Autofahrer frühzeitig zur Tempoverringerung zu zwingen.
„Geschwindigkeiten über 100 Kilometer sind keine Seltenheit“, hatte er in seinem Bericht zur kommunalen Verkehrsüberwachung angemerkt. Diese sieht er weiterhin als notwendig an, um schwächere Verkehrsteilnehmer, vor allem Kinder und Senioren zu schützen. Zwar wurden von den Messfahrzeugen nur 887 Verstöße bei 35.949 kontrollierten Fahrzeugen festgestellt, aber die Messdaten der Geschwindigkeitsanzeiger zeigten ein anderes Bild – hier fahren 60 bis 70 Prozent der Autofahrer zu schnell.
Begonnen hatte Seißler mit der Einwohnerstatistik. „Auch wenn man bei uns nicht von Überalterung sprechen kann, verändert sich die Alterspyramide von Königsmoos ganz leicht“, kommentierte er die Entwicklung der 5085 Einwohner starken Gemeinde. Die Geburtenzahl ist mit 49 im Vergleich zum Vorjahr mit 51 leicht
gesunken, gestorben sind 44 Menschen. Insgesamt stieg die Einwohnerzahl um 71 Personen. Im Kindergarten werden 210 Drei- bis Sechsjährige in neun altersgemischten Gruppen und drei Häusern betreut. Aufgrund der „prekären Personalsituation“musste die Betreuungszeit um eine halbe Stunde auf 7.15 bis 16.30 Uhr gekürzt werden. Platz gibt es noch in der Kinderkrippe, die derzeit von 56 Kindern besucht wird. 75 Kinder nutzen den Kindergartenbus. Seißler bat um Verständnis, dass nicht allen Wünschen der Eltern entsprochen werden könne, denn der Bus sei eine freiwillige Leistung der Gemeinde. Die Beiträge der Eltern reichten bei Weitem nicht aus, um die Kosten zu decken. Insgesamt schießt die Kommune für Kindergarten und Krippe 1,3 Millionen Euro zu, somit knapp 50 Prozent.
Knapp wird der Platz in der Grundschule. Im kommenden Schuljahr muss wieder eine Klasse im Rathaus untergebracht werden. Aktuell werden 218 Schüler in zehn Klassen unterrichtet. Die dritten und vierten Klassen sind noch zweizügig, in Zukunft aber werden alle dreizügig geführt, prognostizierte Seißler anhand der anhaltend hohen Geburtenzahlen. Für
die Mittagsbetreuung hat die Gemeinde rund 200.000 Euro in das ehemalige Schützenheim oberhalb des Bauhofs investiert. 70 Kinder werden dort von zwölf Mitarbeiterinnen betreut.
Um fast ein Drittel sind die Bauanträge im vergangenen Jahr auf 45 zurückgegangen, davon 22 für Wohnhäuser. In den Baugebieten Kirchfeld und Bürgermeister-Bitterwolf-Straße sind noch Plätze frei. Viel investieren muss die Kommune weiterhin in ihr Gehund Radwegenetz, das gravierende Setzungen und Risse aufweist. Rund 82 Hektar, somit etwa zwei Prozent der Gemeindeflächen wurden für Fotovoltaik-Freiflächenanlagen ausgewiesen. Weitere Flächen sind nicht geplant. PVAnlagen zur Eigenstromerzeugung sollen Kindergarten, Krippe und die Schule – installiert auf dem benachbarten Feuerwehrhaus – erhalten.
Heuer soll das Rathaus umgebaut werden, der DSL-Ausbau schreitet voran, der Brückenneubau am Erlengraben wird sechs bis acht Monate dauern. Auch der Radweg nach Berg im Gau soll begonnen werden. Seißlers Dank galt allen Grundeigentümern, die dafür Flächen abgegeben haben. Was Richtung Ehekirchen weniger erfolgreich
läuft, weshalb dort der Wegebau stockt. Auch die Planungen für die gemeinsame, auf neun Millionen Euro veranschlagte Kläranlage mit Karlshuld ziehe sich hin, der Baubeginn hängt noch von Förderzusagen ab. Langsamer als erhofft geht der Bau des Wohnund Gewerbeparks in Stengelheim voran, wo neben Wohnungen auch eine Arztpraxis und eine Apotheke untergebracht werden. Seißler geht davon aus, dass die Bauzeit etwa vier Jahre betragen wird.
„Ich hoffe, dass das immer noch gute Niveau der Einnahmen, das trotz aller Krisen immer noch vorhanden ist, auch in den kommenden Jahren bleibt und eine solide Einnahmesituation gegeben ist“, kommentierte Seißler den Haushalt, der 2023 bei 156,3 Millionen Euro lag. Die solide Haushaltssituation spiegelt sich in einer ProKopf-Verschuldung von 14,75 Euro, der ein Guthaben von 1140 Euro pro Bürger gegenübersteht. Angesichts der anstehenden Investitionen werden aber wieder Kredite aufgenommen werden müssen. Abschließend lobte der Bürgermeister das Engagement vieler Ehrenamtlicher. Sein Dank galt auch privaten wie gewerblichen Spendern für die neue First Responder Gruppe.