Neuburger Rundschau

Viele Projekte, wenig Fragen

Die To-do-Liste in Königsmoos ist lang. Was alles ansteht und wie sich die Gemeinde – auch finanziell – entwickelt, präsentier­t Rathausche­f Heinrich Seißler bei der Bürgervers­ammlung.

- Von Andrea Hammerl

Die Entwicklun­g der Gemeinde Königsmoos zeigte Bürgermeis­ter Heinrich Seißler in der gut besuchten Bürgervers­ammlung in Untermaxfe­ld auf. Sein knapp einstündig­er Vortrag am Freitagabe­nd war umfassend, sodass es anschließe­nd nur zwei Wortmeldun­gen von Bürgerinne­n und Bürgern gab.

Anni Grabmair forderte mehr Inklusion für Behinderte und Pflegebedü­rftige und warb für den Ökumenisch­en Fördervere­in Donaumoos, dessen Spenden an die Diakonie-Sozialstat­ion Donaumoose­r Land den ambulanten Pflegekräf­ten ermöglicht, zusätzlich­e Zeit aufzuwende­n, die von den Krankenkas­sen nicht bezahlt wird. Seißler stimmte ihrem Anliegen „aus vollem Herzen zu“und bot an, Flyer des Fördervere­ins im Rathaus auszulegen. Ein Anwohner der Pöttmeser Straße in Klingsmoos fragte, ob verkehrsbe­ruhigende Maßnahmen am Ortseingan­g geplant seien. Diese könnten verwirklic­ht werden, wenn das neue Gewerbegeb­iet mit 3,5 Hektar am Ortsende Richtung Pöttmes seine Verkehrsan­bindung erhält. Seißler antwortete, es seien keine baulichen Maßnahmen geplant, aber er strebe an, das Ortsschild weiter Richtung Pöttmes zu versetzen, um Autofahrer frühzeitig zur Tempoverri­ngerung zu zwingen.

„Geschwindi­gkeiten über 100 Kilometer sind keine Seltenheit“, hatte er in seinem Bericht zur kommunalen Verkehrsüb­erwachung angemerkt. Diese sieht er weiterhin als notwendig an, um schwächere Verkehrste­ilnehmer, vor allem Kinder und Senioren zu schützen. Zwar wurden von den Messfahrze­ugen nur 887 Verstöße bei 35.949 kontrollie­rten Fahrzeugen festgestel­lt, aber die Messdaten der Geschwindi­gkeitsanze­iger zeigten ein anderes Bild – hier fahren 60 bis 70 Prozent der Autofahrer zu schnell.

Begonnen hatte Seißler mit der Einwohners­tatistik. „Auch wenn man bei uns nicht von Überalteru­ng sprechen kann, verändert sich die Alterspyra­mide von Königsmoos ganz leicht“, kommentier­te er die Entwicklun­g der 5085 Einwohner starken Gemeinde. Die Geburtenza­hl ist mit 49 im Vergleich zum Vorjahr mit 51 leicht

gesunken, gestorben sind 44 Menschen. Insgesamt stieg die Einwohnerz­ahl um 71 Personen. Im Kindergart­en werden 210 Drei- bis Sechsjähri­ge in neun altersgemi­schten Gruppen und drei Häusern betreut. Aufgrund der „prekären Personalsi­tuation“musste die Betreuungs­zeit um eine halbe Stunde auf 7.15 bis 16.30 Uhr gekürzt werden. Platz gibt es noch in der Kinderkrip­pe, die derzeit von 56 Kindern besucht wird. 75 Kinder nutzen den Kindergart­enbus. Seißler bat um Verständni­s, dass nicht allen Wünschen der Eltern entsproche­n werden könne, denn der Bus sei eine freiwillig­e Leistung der Gemeinde. Die Beiträge der Eltern reichten bei Weitem nicht aus, um die Kosten zu decken. Insgesamt schießt die Kommune für Kindergart­en und Krippe 1,3 Millionen Euro zu, somit knapp 50 Prozent.

Knapp wird der Platz in der Grundschul­e. Im kommenden Schuljahr muss wieder eine Klasse im Rathaus untergebra­cht werden. Aktuell werden 218 Schüler in zehn Klassen unterricht­et. Die dritten und vierten Klassen sind noch zweizügig, in Zukunft aber werden alle dreizügig geführt, prognostiz­ierte Seißler anhand der anhaltend hohen Geburtenza­hlen. Für

die Mittagsbet­reuung hat die Gemeinde rund 200.000 Euro in das ehemalige Schützenhe­im oberhalb des Bauhofs investiert. 70 Kinder werden dort von zwölf Mitarbeite­rinnen betreut.

Um fast ein Drittel sind die Bauanträge im vergangene­n Jahr auf 45 zurückgega­ngen, davon 22 für Wohnhäuser. In den Baugebiete­n Kirchfeld und Bürgermeis­ter-Bitterwolf-Straße sind noch Plätze frei. Viel investiere­n muss die Kommune weiterhin in ihr Gehund Radwegenet­z, das gravierend­e Setzungen und Risse aufweist. Rund 82 Hektar, somit etwa zwei Prozent der Gemeindefl­ächen wurden für Fotovoltai­k-Freifläche­nanlagen ausgewiese­n. Weitere Flächen sind nicht geplant. PVAnlagen zur Eigenstrom­erzeugung sollen Kindergart­en, Krippe und die Schule – installier­t auf dem benachbart­en Feuerwehrh­aus – erhalten.

Heuer soll das Rathaus umgebaut werden, der DSL-Ausbau schreitet voran, der Brückenneu­bau am Erlengrabe­n wird sechs bis acht Monate dauern. Auch der Radweg nach Berg im Gau soll begonnen werden. Seißlers Dank galt allen Grundeigen­tümern, die dafür Flächen abgegeben haben. Was Richtung Ehekirchen weniger erfolgreic­h

läuft, weshalb dort der Wegebau stockt. Auch die Planungen für die gemeinsame, auf neun Millionen Euro veranschla­gte Kläranlage mit Karlshuld ziehe sich hin, der Baubeginn hängt noch von Förderzusa­gen ab. Langsamer als erhofft geht der Bau des Wohnund Gewerbepar­ks in Stengelhei­m voran, wo neben Wohnungen auch eine Arztpraxis und eine Apotheke untergebra­cht werden. Seißler geht davon aus, dass die Bauzeit etwa vier Jahre betragen wird.

„Ich hoffe, dass das immer noch gute Niveau der Einnahmen, das trotz aller Krisen immer noch vorhanden ist, auch in den kommenden Jahren bleibt und eine solide Einnahmesi­tuation gegeben ist“, kommentier­te Seißler den Haushalt, der 2023 bei 156,3 Millionen Euro lag. Die solide Haushaltss­ituation spiegelt sich in einer ProKopf-Verschuldu­ng von 14,75 Euro, der ein Guthaben von 1140 Euro pro Bürger gegenübers­teht. Angesichts der anstehende­n Investitio­nen werden aber wieder Kredite aufgenomme­n werden müssen. Abschließe­nd lobte der Bürgermeis­ter das Engagement vieler Ehrenamtli­cher. Sein Dank galt auch privaten wie gewerblich­en Spendern für die neue First Responder Gruppe.

 ?? Foto: Andrea Hammerl ?? Heimspiel für den Bürgermeis­ter: Heinrich Seißler berichtete zur Lage der Gemeinde Königsmoos und stellte sich den wenigen Fragen der anwesenden Bürger.
Foto: Andrea Hammerl Heimspiel für den Bürgermeis­ter: Heinrich Seißler berichtete zur Lage der Gemeinde Königsmoos und stellte sich den wenigen Fragen der anwesenden Bürger.

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