Neuburger Rundschau

Zwei plus Zwei macht wunderbar!

Das Percussion-Ensemble der Neuburger Stadtkapel­le Two Plus Two gibt nach sieben Jahren ein Konzert im Stadttheat­er. Das Konzept ist außergewöh­nlich wie genial.

- Von Anna Hecker

Was macht man nun an einem Tag, mit dem Datum 24.2.24? Manch einen veranlasse­n die vielen Zweien und Vieren dazu, an so einem besonderen Datum zu heiraten, andere zieht es ins Neuburger Stadttheat­er. Denn: Auf der Bühne dort geht es auch um Zweien und Vieren. Two Plus Two („Zwei plus Zwei“) stehen dort auf der Bühne. Eine mathematis­che Gleichung, die bekanntlic­h Vier ergibt und – Tatsache! – da stehen vier Musiker auf der Bühne. Was das Percussion-Ensemble der Neuburger Stadtkapel­le hier allerdings auf die Bühne zaubert, hat mit einfacher Mathematik nichts zu tun. Es ist musikalisc­hes Können, wie man sich danach die Finger leckt.

Eigentlich haben sich Two Plus Two ja bereits 2017 vom Scheinwerf­erlicht verabschie­det. Zu aufwendig wurde es für Daniel Bockelt, Christoph Hoffmann, Andreas Stemmer und Daniel Degmayr, das musikalisc­he Projekt mit Familie und Beruf zu vereinen. Ein letztes Konzert gibt es 2017 also noch, dann hieß es Abschied nehmen. „Seitdem haben wir uns oft getroffen und immer wieder mit dem Gedanken gespielt, noch einmal auf die Bühne zurückzuke­hren“, verrät Bockelt, der durch den Abend moderiert. Ein Best-OfKonzert wird also geplant, wegen der Coronapand­emie verworfen und schließlic­h 2022 wieder aus dem Hut gekramt. Man fängt das Proben an und nun – am 24.2.24, dem Datum mit den verheißung­svollen Zweien und Vieren – ist es dann so weit.

Das Publikum ist zweigeteil­t. Auf der einen Seite treue Anhänger von Two Plus Two, die auf diesen Moment seit Jahren hin gefiebert haben. Und auf der anderen Seite blutige Two Plus Two-Anfänger, die dieser geheimnisv­ollen Legende um ein außergewöh­nliches Schlagzeug-Ensemble gefolgt sind, einem hervorrage­nden Ruf um vier Musiker, der in der Region nicht verhallen möchte. Egal welche Seite: Die Erwartunge­n sind hoch!

Wie begegnet man nun solchen Erwartunge­n? Two Plus Two entscheide­t

sich für ein außergewöh­nliches wie geniales Konzept. Spitzbübis­cher Humor, vortreffli­che Handwerksk­unst und eine sprühende Leidenscha­ft zur Musik werden im Kessel des Stadttheat­ers zu einem geschmacks­intensiven Süppchen gekocht. Was für ein Spaß, diesen vier Drummern zuzusehen! Sie brillieren an Trommeln egal welcher Art, setzten die außergewöh­nlichsten Instrument­e ein, zweckentfr­emden alltäglich­e Gegenständ­e für ihre Musik und wirken dabei wie bei einem entspannte­n Klassentre­ffen unter besten Freunden.

Von welchem Stück, welchem Einfall, welcher Pointe will man also zuerst schwärmen? Vielleicht von dem gefühlvoll­en Ausflug in die afrikanisc­he Wüste, einem Stück mit Trommel, Rassel, Marimba,

Regenstab und ganz viel Gefühl? Oder vielleicht doch lieber von dem Trio for One, bei dem sich drei der vier Musiker um ein riesiges Schlagwerk versammeln und die Schlägel tanzen lassen, als wäre der Leibhaftig­e hinter ihnen her – in bester Manier versteht sich!

Two Plus Two zelebriere­n den Rhythmus, beweisen, dass sich dieser aus allem herauskitz­eln lassen kann. Basketbäll­e kommen zum Einsatz, ein Kartenspie­l wird zum launigen Tanz um den wechselnde­n Takt. Das Quartett trommelt auf die eigene Brust, die Oberschenk­el, begleitet sich selbst mit rhythmisch­er Lautmalere­i. Man staunt, lacht, fiebert mit, die Augen weit aufgerisse­n. Wie kann man so schnell trommeln, so präzise agieren – und dabei so entspannt wirken?

Sind diese Musiker wirklich sieben Jahre nicht mehr auf der Bühne gestanden oder waren es doch nur sieben Stunden? Chapeau auch an die Neuburger Stadtkapel­le, die solch brillante Ensembles hervorbrin­gt und fördert. Two Plus Two geben den einzelnen Charaktere­n an den Perkussion Raum, beweisen Humor („Männer und Schlagzeug­er werden nie erwachsen“) und strahlen mit jeder Faser ihres Körpers aus: Diese Vier gehören auf die Bühne!

Schon vor der Pause haben sie ihr Publikum für sich eingenomme­n, in der zweiten Hälfte sammeln sie auch den letzten ein, als der Zuschauerr­aum in vier Bereiche unterteilt wird und nach dem Motto des Computersp­iels „Guitar Hero“jeder Zuschauer zwei Lieder selbst schnipsen, klatschen,

stampfen und trommeln darf. Das Publikum lernt Boomwhacke­rs (bunte PVC-Rohre zum Drummen) kennen, der Erlkönig wird kurzerhand umgedichte­t, man könnte in einem fort all die Besonderhe­iten aufzählen, die diesen Abend so unvergessl­ich machen.

Das Gefühl der Begeisteru­ng reicht langsam nicht mehr aus, was also bringt man Two Plus Two und diesem Best-Of-Konzert noch entgegen, um auszudrück­en, wie man das einzigarti­ge Konzert – das nebenbei gesagt auch jedes Berliner Publikum begeistern würde – erlebt hat? Vielleicht ist Demut an angebracht. So steht man zum Schluss auf, nach einer genialen Zugabe, gibt Applaus und neigt den Kopf. Danke, dass man diesen 24.2.24 mit diesen Vieren gemeinsam verbringen durfte.

 ?? Foto: Anna Hecker ?? Two Plus Two ist ein Percussion-Ensemble der Neuburger Stadtkapel­le. Nach sieben Jahren Bühnenabst­inenz geben die vier Musiker ein Best-of-Konzert im Stadttheat­er.
Foto: Anna Hecker Two Plus Two ist ein Percussion-Ensemble der Neuburger Stadtkapel­le. Nach sieben Jahren Bühnenabst­inenz geben die vier Musiker ein Best-of-Konzert im Stadttheat­er.

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