Neuburger Rundschau

„Hier ist Top Gun zu Hause“

Für die Streitkräf­te des Neuburger Geschwader­s geht es im Rahmen der Nato-Mission „Verstärkun­g Air Policing Baltikum“nach Lettland. Zum Abschiedsa­ppell kam auch Ministerpr­äsident Markus Söder.

- Von Katrin Kretzmann

Nach seinem kurzen Rundgang über den Fliegerhor­st in Neuburg-Zell am Montagnach­mittag legte Markus Söder ein kleines Geständnis ab: „Ich muss zugeben, dass ich schon ein bisschen neidisch geworden bin.“Er habe zwar auch bei der Bundeswehr gedient, „aber nur beim Heer, und dort bin ich Lkw gefahren, die Fliegerei ist sicherlich spannender“. Der bayerische Ministerpr­äsident war aber nicht für eine Führung zum Taktischen Luftwaffen­geschwader 74 nach Neuburg gekommen. Der Landesvate­r war Gast des Verabschie­dungsappel­ls des Verbandes, denn für die Soldatinne­n und Soldaten geht es im Rahmen der NatoMissio­n „Verstärkun­g Air Policing Baltikum“nach Lettland.

Das Neuburger Geschwader sei einer der besten Verbände der deutschen Luftwaffe, „hier ist Top Gun, hier sind die Mavericks zu Hause“, sagte Söder. Das Thema Landes- und Bündnisver­teidigung sei aktueller denn je, die Herausford­erungen veränderte­n sich grundlegen­d, und ohne Luftwaffe funktionie­re sie nicht. Die Truppe in Neuburg sei hervorrage­nd ausgebilde­t, „darauf können wir wirklich stolz sein“. Dennoch brauche es mehr Unterstütz­ung, mehr Material, eine bessere und stabilere Ausrüstung und am Ende auch mehr Geld. „Die Bundeswehr muss in ihrer vollen Breite einsatzfäh­ig sein, nicht nur für punktuelle Einsätze“, betonte der Ministerpr­äsident, der sich auch für eine Rückkehr zur Wehrpflich­t ausspricht.

Die Ostflanke der Nato müsse geschützt, die gemeinsame­n Werte innerhalb dieses Bündnisses, die Sicherung der Freiheit und des Friedens verteidigt werden, „und Sie leisten diesen Dienst“, sagte Söder in Bezug auf die bevorstehe­nde Mission. Das Bündnis sei, insbesonde­re auch mit Blick nach Russland, wichtiger denn je, „und Äußerungen, wie etwa von Donald Trump, die Nato im Homeoffice zu verwenden, funktionie­re einfach nicht“. Und wie wichtig dieses Bündnis sei, zeige jüngst der beantragte Nato-Beitritt Schwedens.

Seit 2004 gibt es die Nato-Mission „Air Policing Baltikum“, bei der Luftstreit­kräfte verschiede­ner Bündnispar­tner den Luftraum über Estland, Lettland und Litauen überwachen und sichern. Die Bundeswehr beteiligt sich seit 2005 mit der Entsendung von Kampfflugz­eugen an der Mission. Hintergrun­d ist, dass die baltischen Staaten nur kleine Luftstreit­kräfte und damit keine Flugzeuge haben, um

selbst eine Luftraumsi­cherung betreiben zu können. Im Zuge der Annexion der Krim durch Russland und der dadurch verschärft­en sicherheit­spolitisch­en Lage wurde 2014 die sogenannte „Verstärkun­g Air Policing Baltikum“(VAPB) im estnischen Ämari ins Leben gerufen. Seither sind im jährlichen Rotationsv­erfahren Einsatzkon­tingente der Bündnispar­tner vor Ort. Deutschlan­d beteiligt sich mit wechselnde­n Verbänden jedes Jahr für etwa vier Monate an der Mission. Das Neuburger Geschwader war zuletzt 2021/2022 dabei, heuer wird es wieder dorthin verlegt – allerdings mit knapp neun Monaten am Stück deutlich länger. „Dieser Auftrag wird unser Jahr 2024 prägen“, sagte Kommodore Oberst Jürgen Schönhöfer. So werden bis Ende November im Durchschni­tt rund 120 Geschwader­angehörige in mehreren Kontingent­en vor Ort in Lettland auf der Airbase Lielvarde ihren Einsatz leisten. Und spätestens nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine vor zwei Jahren „hat dieser Auftrag auch eine andere Relevanz und Wahrnehmun­g erfahren“. Eigentlich hatte auch die Botschafte­rin aus Lettland, Alda Vanaga, ihren Besuch angekündig­t, musste aber aufgrund eines anderen Termins kurzfristi­g absagen. Die VAPB 2024 sei ein Auftrag, „der uns zu Recht mit Stolz erfüllen kann“, betonte der Kommodore. Insbesonde­re Lettland sei sehr dankbar, und so habe die lettische Botschafte­rin „uns als Regenschir­m gegen die Bedrohung, die schwarze Wolke aus Russland, bezeichnet“.

Als belastbare­r Partner in der Nato werde man Putin die Grenzen aufzeigen, sagte Generalmaj­or Peter

Klement, Kommandeur Fliegende Verbände, in seiner Ansprache. „Ihre Präsenz ist ein deutliches Zeichen für Entschloss­enheit und Bereitscha­ft, das Bündnis zu sichern“, sagte er. Auch Neuburgs Oberbürger­meister Bernhard Gmehling und Landrat Peter von der Grün würdigten den Einsatz der Truppe – und hatten jeweils noch ein kleines Präsent für die Truppe dabei, damit auch vor Ort ein Stückchen Heimat dabei ist. So gab es ein Ortsschild der Stadt Neuburg und das Wappen des Landkreise­s. Markus Söder überreicht­e übrigens eine Bayern-Fahne, „als Symbol des freien Himmels“, sagte er und versprach: „Wenn Sie zurückkomm­en, lade ich Sie alle zum Weißwurstf­rühstück in die Staatskanz­lei ein.“Und nach der Geschenküb­ergabe wurde es laut.

Symbolisch verabschie­dete Kommodore Schönhöfer, gemeinsam mit Ministerpr­äsident Söder und Generalmaj­or Klement, den ersten der fünf Eurofighte­r, der auf seinem Weg zur Startbahn kurz an der Halle, in der der Appell mit zahlreiche­n Gästen stattfand, vorbeiroll­te. Ein Pilot nach dem anderen hob schließlic­h ab in Richtung Lettland. Am Dienstag wird dann auch das restliche Kontingent nach Lielvarde verlegt.

Bayern-Fahne „als Symbol des freien Himmels“

 ?? Fotos: Germaine Nassal/Taktisches Luftwaffen­geschwader 74 ?? Für fünf Eurofighte­r des Taktischen Luftwaffen­geschwader­s 74 in Neuburg ging es am Montag nach Lettland. Dort beteiligt sich der Verband bis Ende des Jahres an der Nato-Mission „Verstärkun­g Air Policing Baltikum“. Beim Verabschie­dungsappel­l war auch Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder zu Gast.
Fotos: Germaine Nassal/Taktisches Luftwaffen­geschwader 74 Für fünf Eurofighte­r des Taktischen Luftwaffen­geschwader­s 74 in Neuburg ging es am Montag nach Lettland. Dort beteiligt sich der Verband bis Ende des Jahres an der Nato-Mission „Verstärkun­g Air Policing Baltikum“. Beim Verabschie­dungsappel­l war auch Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder zu Gast.
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Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder lobte den Neuburger Verband, die Truppe sei hervorrage­nd ausgebilde­t, sagte er.

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