Rätselhafter Ballon über Neuburg
Am Sonntagvormittag war am blauen Himmel ein ungewöhnlicher Ballon zu sehen, der Rätsel aufgibt. Wir erklären, was es mit dem Objekt auf sich hat.
Sonntagvormittag, der Himmel über Neuburg ist strahlend blau. Doch gegen 11.30 Uhr taucht westlich der Großen Kreisstadt langsam und lautlos ein ungewöhnlicher, weißer Ballon am Himmel auf. Das Rätselraten beginnt, denn der Ballon unterscheidet sich in Form, Farbe und offenbar auch in der Größe von einem üblichen Heißluftballon. Auf den ersten Blick erinnert er an den chinesischen Spionageballon, der vor einem Jahr für Schlagzeilen gesorgt hatte. Dieser hatte Informationen über Militärstandorte in den USA gesammelt. Schwebt so ein Ballon nun auch in Neuburg, unweit des Nato-Flugplatzes des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74?
Nein, bei dem Objekt handelt es sich nicht um einen sicherheitspolitischen Zwischenfall. Beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74 bleiben die Verantwortlichen an diesem Sonntag gelassen, wissen nichts über einen Ballon und sehen schon gar keine Bedrohung. Auch eine Nachfrage bei der Deutschen Flugsicherung bleibt ohne schlüssige Antwort, was denn der kugelrunde, weiße Ball sein könnte.
Auch aufmerksamen Bürgerinnen und Bürgern fällt am Sonntag der ungewöhnliche Ballon auf und sie schicken Bilder an die Redaktion. Mario Liesler aus Bergen vermutet, dass es sich bei dem Objekt um einen Wetterballon handelt. Doch auch das stellt sich nach einigen Recherchen nicht als die Lösung des Rätsels heraus.
Der Ballon ist ein Gasballon eines Schweizer Ballonfahrers, der die idealen Wetterbedingungen für eine Fahrt mit dem Ballon genutzt
hat. Nachzuvollziehen ist das über die Kennung, die auf dem Ballon unter der Schweizer Flagge aufgedruckt ist. In einem Online-Register
kann jedermann nachvollziehen, dass der Gasballon HB-QPJ einem Schweizer namens Henry Lorenz aus Oberägeri gehört. Hergestellt wurde er 2012 von dem Augsburger Unternehmen Ballonbau Wörner.
Im Gegensatz zu einem üblichen Heißluftballon wird der Gasballon vor der Fahrt mit Wasserstoff-Gas getankt. Das hat der Hobbyballonfahrer am Startplatz in Gersthofen getan, wie Stefan Dolpp vom Freiballonverein Augsburg auf Nachfrage bestätigt.
„Ja, wir hatten gestern am Platz Ballonfahrer aus der Schweiz, die bei uns ihren Gasballon aufgetankt haben und dann aufgestiegen sind“, erklärt Dolpp am Montag. In der Schweiz gebe es derzeit keine Versorgung für Gasballone, deshalb würden die Hobbyfahrer Infrastruktur außerhalb ihres Landes nutzen. So eben jene am Startplatz
in Gersthofen im Industriegebiet-Nord. Bilder im Netz belegen, dass dieser Ballon schon mehrfach an dem schwäbischen Ballonstartplatz in die Luft gegangen ist.
Bis der Ballon startklar ist, dauert es laut Dolpp etwa zweieinhalb Stunden. Das sei auch der Grund dafür, dass es in Deutschland sehr wenige davon gebe, schätzungsweise nur 35 Stück. So ist der Anblick des Ballons immer wieder eine Besonderheit und führt zu Rätselraten.
Der Ballon des Schweizer Hobbyballonfahrers reiste nach dem Aufstieg in Gersthofen dorthin, wo der Wind ihn hinblies. Am Sonntag war das Richtung Neuburg und weiter über Bergen bis ins Altmühltal. „In Wellheim ist der Ballon wieder gelandet“, sagt Dolpp. Das Begleitfahrzeug hat die Gäste im Korb wieder eingesammelt.