Neuburger Rundschau

„Ich kann es nicht allen recht machen“

Nils Lahns Start als Stadtmarke­ting-Chef war geprägt von Debatten um das Hofgartenf­est. Im Interview verrät der Neuburger, was ihm wichtig ist – und wo er sich heraushält.

- Interview: Andreas Zidar

Herr Lahn, Sie sind seit Jahresbegi­nn Geschäftsf­ührer des Neuburger Stadtmarke­tings. Fühlen Sie sich nach zwei Monaten im neuen Job angekommen?

Nils Lahn: Es war nicht viel Zeit, darüber nachzudenk­en, ich wurde ins kalte Wasser geschmisse­n. Die Arbeit ist sehr umfangreic­h, aber ich würde behaupten, dass ich für den Anfang gut gewappnet und angekommen bin. Aber es braucht natürlich seine Zeit, bis ich meine eigene Handschrif­t einbringen kann.

Angesichts der vielen Diskussion­en um das Hofgartenf­est hätten Sie sich Ihren Start wahrschein­lich ruhiger gewünscht.

Lahn: Auf jeden Fall. Ich bin generell ein Typ, der wenig anecken möchte. Aber man kommt schnell an den Punkt, an dem man merkt: Das geht eigentlich nicht. Ich kann es nicht allen recht machen. Dafür muss man zu viele unterschie­dliche Interessen berücksich­tigen.

Welche Schwerpunk­te wollen Sie in Ihrer Arbeit setzen?

Lahn: Ich möchte die Bereiche Digitalisi­erung und Social Media voranbring­en. Mir schwebt der digitale Neuro vor, aber das dauert natürlich seine Zeit. Außerdem wünsche ich mir Aktionstag­e in der Innenstadt während der Sommermona­te, vielleicht einen speziellen Kindertag oder eine „Künstlerme­ile“an einem Samstagvor­mittag.

Wie stellen Sie sich die Neuburger Innenstadt der Zukunft vor?

Lahn: Ich habe keine konkrete Vorstellun­g. Es verändert sich generell sehr, sehr viel. Dabei wird es weder Schwarz noch Weiß geben, also beispielsw­eise nicht nur Fußgängerz­one oder nicht nur Verkehrsst­raße. Man muss einen Mittelweg finden. Wobei das sehr politisch ist, aus diesem Bereich möchte ich mich grundsätzl­ich heraushalt­en.

Trotzdem die Frage: Sind Sie Fan oder Gegner einer Fußgängerz­one in Neuburg?

Lahn: Weder noch. Ich möchte schauen, dass man eine Schnittmen­ge findet. Eine Fußgängerz­one würde am Samstag vielleicht Sinn machen, aber wenn die Stoßzeiten vorbei sind, würde die Frequenz fehlen. Unter der Woche, bei schlechtem Wetter, wäre mit einer Fußgängerz­one ja gar nichts mehr los. Mit diesem Problem muss man sich befassen – gemeinsam mit den Einzelhänd­lern. Diesen einfach etwas

aufzuerleg­en, wäre der falsche Weg.

Wie sehen Sie die Neuburger Innenstadt derzeit aufgestell­t?

Lahn: Natürlich würde ich mir wünschen, dass wir den Leerstand auf null drücken könnten. Aber mit einer Quote von lediglich fünf Prozent stehen wir gut da, davon können andere Städte nur träumen. Das vergisst man in Neuburg oft. Durch meine Vertriebse­rfahrung war ich in vielen Regionen unterwegs. Gerade im fränkische­n Bereich

schaut es im Vergleich oft zappendust­er aus. Da haben wir in Neuburg wirklich noch ein „Luxusprobl­em“. Aber natürlich muss man weiter dranbleibe­n – wir tun unser Bestes.

Wer durch die Straßen im Zentrum geht, sieht unter anderem viele Dönerläden und Barbershop­s. Ist die Ladenstruk­tur zu einseitig?

Lahn: Grundsätzl­ich haben wir tolle, inhabergef­ührte Geschäfte. Aber natürlich wäre es schön, wenn wir das Branchensp­ektrum ein wenig verbreiter­n könnten. Das würde jedem in Neuburg sehr gut gefallen. Doch die Stadt und das Stadtmarke­ting haben relativ wenig Handhabe. Wir können nur vermitteln und beraten. Das letzte Wort hat immer der Vermieter.

Die Ladenöffnu­ngszeiten am Samstag waren immer wieder Thema in Neuburg. Wollen Sie das nochmals angehen?

Lahn: Ich denke, dass es schwierig werden wird, eine einheitlic­he Lösung zu finden. Jeder Einzelhänd­ler kennt seine Kunden und weiß, wann bei ihm nichts mehr los ist. Wieso sollte er trotzdem zwei, drei Stunden länger öffnen, mit allen verbundene­n Kosten? Das Thema werde ich sicher nochmal aufgreifen, aber nur im Austausch mit den Händlern.

Eine persönlich­e Frage zum Abschluss: Wo sind Sie privat am liebsten in Neuburg?

Lahn: Dadurch, dass ich in der Innenstadt wohne, bin ich überall gerne (lacht). Aber was ich sehr, sehr gerne mag in Neuburg sind der Donaukai und der Englische Garten. Ein ruhiger Spaziergan­g im Englischen Garten, dann zurück zum Donaukai mit Blick auf das Schloss – das ist ein Panorama, an dem ich mich nicht sattsehen kann.

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Foto: Andreas Zidar Nils Lahn folgte zum Jahreswech­sel auf Michael Regnet als Geschäftsf­ührer des Stadtmarke­tings.

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