„Ich kann es nicht allen recht machen“
Nils Lahns Start als Stadtmarketing-Chef war geprägt von Debatten um das Hofgartenfest. Im Interview verrät der Neuburger, was ihm wichtig ist – und wo er sich heraushält.
Herr Lahn, Sie sind seit Jahresbeginn Geschäftsführer des Neuburger Stadtmarketings. Fühlen Sie sich nach zwei Monaten im neuen Job angekommen?
Nils Lahn: Es war nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, ich wurde ins kalte Wasser geschmissen. Die Arbeit ist sehr umfangreich, aber ich würde behaupten, dass ich für den Anfang gut gewappnet und angekommen bin. Aber es braucht natürlich seine Zeit, bis ich meine eigene Handschrift einbringen kann.
Angesichts der vielen Diskussionen um das Hofgartenfest hätten Sie sich Ihren Start wahrscheinlich ruhiger gewünscht.
Lahn: Auf jeden Fall. Ich bin generell ein Typ, der wenig anecken möchte. Aber man kommt schnell an den Punkt, an dem man merkt: Das geht eigentlich nicht. Ich kann es nicht allen recht machen. Dafür muss man zu viele unterschiedliche Interessen berücksichtigen.
Welche Schwerpunkte wollen Sie in Ihrer Arbeit setzen?
Lahn: Ich möchte die Bereiche Digitalisierung und Social Media voranbringen. Mir schwebt der digitale Neuro vor, aber das dauert natürlich seine Zeit. Außerdem wünsche ich mir Aktionstage in der Innenstadt während der Sommermonate, vielleicht einen speziellen Kindertag oder eine „Künstlermeile“an einem Samstagvormittag.
Wie stellen Sie sich die Neuburger Innenstadt der Zukunft vor?
Lahn: Ich habe keine konkrete Vorstellung. Es verändert sich generell sehr, sehr viel. Dabei wird es weder Schwarz noch Weiß geben, also beispielsweise nicht nur Fußgängerzone oder nicht nur Verkehrsstraße. Man muss einen Mittelweg finden. Wobei das sehr politisch ist, aus diesem Bereich möchte ich mich grundsätzlich heraushalten.
Trotzdem die Frage: Sind Sie Fan oder Gegner einer Fußgängerzone in Neuburg?
Lahn: Weder noch. Ich möchte schauen, dass man eine Schnittmenge findet. Eine Fußgängerzone würde am Samstag vielleicht Sinn machen, aber wenn die Stoßzeiten vorbei sind, würde die Frequenz fehlen. Unter der Woche, bei schlechtem Wetter, wäre mit einer Fußgängerzone ja gar nichts mehr los. Mit diesem Problem muss man sich befassen – gemeinsam mit den Einzelhändlern. Diesen einfach etwas
aufzuerlegen, wäre der falsche Weg.
Wie sehen Sie die Neuburger Innenstadt derzeit aufgestellt?
Lahn: Natürlich würde ich mir wünschen, dass wir den Leerstand auf null drücken könnten. Aber mit einer Quote von lediglich fünf Prozent stehen wir gut da, davon können andere Städte nur träumen. Das vergisst man in Neuburg oft. Durch meine Vertriebserfahrung war ich in vielen Regionen unterwegs. Gerade im fränkischen Bereich
schaut es im Vergleich oft zappenduster aus. Da haben wir in Neuburg wirklich noch ein „Luxusproblem“. Aber natürlich muss man weiter dranbleiben – wir tun unser Bestes.
Wer durch die Straßen im Zentrum geht, sieht unter anderem viele Dönerläden und Barbershops. Ist die Ladenstruktur zu einseitig?
Lahn: Grundsätzlich haben wir tolle, inhabergeführte Geschäfte. Aber natürlich wäre es schön, wenn wir das Branchenspektrum ein wenig verbreitern könnten. Das würde jedem in Neuburg sehr gut gefallen. Doch die Stadt und das Stadtmarketing haben relativ wenig Handhabe. Wir können nur vermitteln und beraten. Das letzte Wort hat immer der Vermieter.
Die Ladenöffnungszeiten am Samstag waren immer wieder Thema in Neuburg. Wollen Sie das nochmals angehen?
Lahn: Ich denke, dass es schwierig werden wird, eine einheitliche Lösung zu finden. Jeder Einzelhändler kennt seine Kunden und weiß, wann bei ihm nichts mehr los ist. Wieso sollte er trotzdem zwei, drei Stunden länger öffnen, mit allen verbundenen Kosten? Das Thema werde ich sicher nochmal aufgreifen, aber nur im Austausch mit den Händlern.
Eine persönliche Frage zum Abschluss: Wo sind Sie privat am liebsten in Neuburg?
Lahn: Dadurch, dass ich in der Innenstadt wohne, bin ich überall gerne (lacht). Aber was ich sehr, sehr gerne mag in Neuburg sind der Donaukai und der Englische Garten. Ein ruhiger Spaziergang im Englischen Garten, dann zurück zum Donaukai mit Blick auf das Schloss – das ist ein Panorama, an dem ich mich nicht sattsehen kann.