Wenn Stimmen sich vereinen
Der Neuburger Madrigalchor plant ein Konzert in der Christuskirche. Aktuell laufen die intensiven Proben. Dabei wird der ganze Körper mit einbezogen.
Aus verschiedensten Alltagssituationen kamen die aktiven Mitglieder des Neuburger Madrigalchores zu intensiven Proben zusammen, denn der Chor schenkt dem Sprichwort „Ohne Fleiß kein Preis!“unbedingten Glauben. Ein Andachtskonzert steht nämlich am Samstag, 9. März, um 19 Uhr bei freiem Eintritt in der Christuskirche an. Der Madrigalchor, aktuell ein Projektchor, nimmt den tags darauf zu feiernden Sonntag „Laetare“als Aufhänger, der schon mal einen Ausblick auf die österliche Vorfreude gibt. Ein Konzerttitel ergibt sich aus dem Hauptwerk, das der A-cappella-Chor präsentieren wird und lautet der Motette von Johann Sebastian Bach, BWV 227 entsprechend „Jesu, meine Freude“.
Tobias Kraft wird ein Orgelstück von dem Barock-Komponisten Benedetto Marcello spielen und zusammen mit Alexander Großnick eine Improvisation „im
Bach’schen Stil“für Klarinette und Orgel aufführen. Der Chor rundet das Konzert mit zwei Chorwerken von Heinrich Schütz (Ehre sei Dir, Christe) und William Byrd (Ave verum corpus) ab. Bekannt als vielseitiger Chor für „hörbare Begeisterung“, der eine Entwicklung vom „Schloßfest-Ensemble“zum Konzertchor durchlaufen hat, Kulturpreisträger der Stadt Neuburg ist und aktuell durch Kooperation zwischen Madrigalchor (Gabriella Lay) und Christuskirche (Tobias Kraft) stolz auf eine Chorstärke von annähernd 50 Sängern und Sängerinnen sein kann, muss jedoch für sein Markenzeichen „Vielseitigkeit“, mit einer Spannbreite von der Alten Musik bis zur Moderne, auch gehörig etwas tun.
Neben den wöchentlichen Proben – und das für das bevorstehende Konzert schon seit September 2023 – gehört zur Konzertvorbereitung auch immer ein Chorwochenende. Lay stimmt mit Körperübungen und Einsingphrasen die Chormitglieder erst mal ein. Es wird sich gedehnt, man lockert sich und Stimmbänder werden mit Silben, kleinen Liedfloskeln „aufgewärmt“, für hohe und tiefe Töne vorbereitet. Mit Fußgetrappel, rhythmischem Klatschen und Atem, der fließen kann, weil Körperbewegungen ihm Raum geben, geht die Vorbereitung von Körper und Geist weiter. Ein mehrstimmiger Kanon führt die einzelnen Stimmen zusammen. Mit Gesten und kleinen Knicksen werden Akkorde gebildet, Töne in die Höhe transportiert und die lächelnden, gelösten Gesichter sprechen letzten Endes für sich.
Auf dem Probenplan steht Bachs geistliche Motette für fünfstimmigen gemischten Chor, speziell der anspruchsvollste Teil 6, der Feinschliff bekommen soll. Das, was in einem halben Jahr schon erarbeitet wurde, der IstStand dieser 6. Strophe wird nun, von Kraft geleitet, ausprobiert und klingt schon beachtlich. Jetzt aber teilt sich der Chor in Männer und Frauenstimmen. Lay arbeitet separat mit den drei Frauenstimmen (Sopran, Mezzo und Alt), Kraft übernimmt Bass und Tenor.
Beide üben in höchster Konzentration an pünktlichem, gemeinsamem Beginn, Vokalgestaltung, punktgenauem Absprechen, chorischem Atmen, sauberer Intonation und der Gestaltung langer Bögen.
Noch kann sich der Chor auf die Unterstützung des Klaviers verlassen, was ihm im Konzert als A-cappella-Chor fehlen wird, denn eine instrumentelle Begleitung ist bei einem Vokalensemble nicht üblich. Läufe und Tonsprünge müssen gestaltet werden, es ist die Rede von „Vertrauen und Loslassen“, „sich bei den Läufen wiegen“und „tänzerisch denken“. Ankertöne, musikalisch Orientierungspunkte, müssen angesteuert werden, denn sie transportieren in die neue Harmonie. Auf Tonsprünge wird sich gedanklich vorbereitet, die Sechzehntel „leicht aus der Hand geschüttelt“und fluffige Achtel lässt man wie getupft erklingen. Töne sollen die Sängerinnen und Sänger aufblühen lassen, dabei den Impuls keineswegs verlieren und sich auch gegenseitig wahrnehmen. All das ist fast gleichzeitig zu beachten und bei Johann Francks Text „Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich“umzusetzen.
Nach einer etwa einstündigen Feinarbeit, bei der sehr motivierende Arbeitsstimmung herrscht, viel Lob und positive Verstärkung zum Tragen kommen, fügen beide Gruppen das Erarbeitete wieder zusammen und den beiden Dirigenten entschlüpft ein bewunderndes Wow! Achteinhalb Stunden wird an diesem Wochenende gesungen, dann dürfte die anspruchsvolle Motette sich so anhören, wie sie sich Lay und Kraft zusammen mit ihrem MadrigalProjektchor vorstellen – fertig für die Aufführung im Konzert.
Info: Konzert des Neuburger Madrigalchores am Samstag, 9. März, um 19 Uhr bei freiem Eintritt in der Christuskirche. Am Sonntag, 10. März, um 9.30 Uhr im Rahmen eines Kantatengottesdienstes in der Matthäuskirche in Ingolstadt, Schrannenstraße 7. Am Samstag, 23. März, um 18 Uhr in St. Vitus in Donaualtheim (Königsstraße 20, Dillingen).