Neuburger Rundschau

Ein historisch­er Bernsteins­chatz

Audi schenkt das Bernstein-Collier, das 1996 auf dem Werksgelän­de gefunden wurde, der Stadt Ingolstadt. Noch immer umgeben den Schmuck viele Geheimniss­e.

- Von Manfred Dittenhofe­r

Ingolstadt 1996 war der Fund eine kleine Sensation und seither hat sich diese Sensation noch gesteigert. Auf dem AudiWerksg­elände war bei Bauarbeite­n im Norden der Stadt ein umfangreic­her Bernsteins­chatz gefunden worden.

Damals bereits hatte die Zusammenar­beit zwischen dem Automobilh­ersteller und dem Landesamt für Denkmalsch­utz geklappt, sodass im Vorfeld der Baumaßnahm­en umfangreic­he archäologi­sche Grabungen durchgefüh­rt werden konnten, durch die der Fund gesichert werden konnte. Das Ergebnis: über 18.000 Einzelfund­e. Die Rekonstruk­tion des dabei aufgetauch­ten Bernstein-Colliers war seither als Leihgabe von

Audi im Stadtmuseu­m Ingolstadt ausgestell­t. Am Donnerstag nun schenkte Audi den gesamten Fund der Stadt.

„Ich stehe heute hier nicht nur als Werkleiter von Audi in Ingolstadt“, bekannte Siegfried Schmidtner: „Ich bin auch gebürtiger Ingolstädt­er und war schon als Bub im Stadtmuseu­m. Nun geben wir etwas an die Stadt, was allen Ingolstädt­ern gehören soll.“Audi liege die Zusammenar­beit mit der Stadt und der Region laut Schmidtner sehr am Herzen. „Wir bauen nicht nur Autos, wir engagieren uns auch sozial und kulturell.“

Ingolstadt­s Oberbürger­meister Christian Scharpf dankte dem größten Arbeitgebe­r der Region genau dafür. „Audi sorgt nicht nur für Arbeitsplä­tze und damit für Wohlstand, sondern leistet einen wichtigen kulturelle­n Beitrag.“Und damit meinte der OB nicht nur diese Schenkung, er erinnerte auch an die vielen von Audi organisier­ten und gesponsert­en Konzerte. „Wir haben ein wirklich außergewöh­nliches Geschenk erhalten. Der Wert ist kaum zu beziffern, zumal Experten den Fund im Vergleich mit dem in den Fürstengrä­bern von Mykene gefundenen Bernsteins­chmuck, der durch Heinrich Schliemann weltberühm­t wurde, höher einschätze­n.“

Audi habe bei der archäologi­schen Erschließu­ng vorbildlic­h mit dem Landesamt für Denkmalsch­utz zusammenge­arbeitet. Obwohl beim Bau der damals geplanten Abstellflä­che im Audi-Werk Zeitdruck herrschte, hat man den geschichtl­ichen Aspekt nicht außer Acht gelassen. Nur so habe dieser für Europa so wichtige Fund überhaupt gesichert werden können, erklärte Gerd Riedel vom Stadtmuseu­m Ingolstadt.

Inzwischen sind die Fundstelle­n und Fundstücke wissenscha­ftlich aufgearbei­tet. Das Rätsel aber um das Bernsteinc­ollier konnte bisher nicht gelöst werden. Die Bronzezeit sei inzwischen intensiver erforscht worden, so Riedel weiter. Bei dem Bernstein handle es sich wohl um baltischen Bernstein aus dem Ostseeraum.

Alleine das rekonstrui­erte Collier besteht aus großen, scheibenfö­rmigen Perlen und kleinen, walzenförm­igen Perlen. Aber wie dieser Schmuck nach Ingolstadt gelangte, sei völlig offen. Es zeige aber, wie sehr die Menschen in dieser Zeit bereits vernetzt gewesen seien. „Schon damals hatte unsere Region Potenzial.“

Würde heute ein historisch­er

Schatz bei Audi gefunden, würde dieser automatisc­h an den Freistaat fallen. Das entspreche­nde Gesetz wurde aber erst vor zwei Jahren verabschie­det. Vorher gehörten solche Funde dem Eigentümer und dem Finder je zur Hälfte. Und wenn der Finder vom Eigentümer beauftragt war, so wie das bei Audi mit der Baufirma der Fall war, fiel der Fund ganz an den Grundstück­seigentüme­r. Nun aber gehört dieser internatio­nal so wichtige historisch­e Schatz der Stadt Ingolstadt und ist als CollierRek­onstruktio­n im Stadtmuseu­m zu besichtige­n. Dazu Ingolstadt­s OB Christian Scharpf: „Das Bernsteinc­ollier ist ein einmaliges Zeugnis der frühen Besiedlung auf heutigem Stadtgebie­t, sowie der Bedeutung des hiesigen DonauGebie­tes als bronzezeit­licher Wirtschaft­sund Handelsort.“

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