Neuburger Rundschau

PV-Anlagen in der Altstadt bleiben verboten

Im Neuburger Stadtrat treffen bei einem Antrag zu PV-Anlagen in der Oberen Altstadt Forderunge­n nach Denkmalsch­utz und Energiepol­itik aufeinande­r. Entscheide­nd ist die aktuelle Technik.

- Von Anna Hecker

Bisher waren PV-Anlagen laut Denkmalsch­utzgesetz in der Oberen Altstadt in Neuburg verboten. Im Sommer des vergangene­n Jahres wurde das Denkmalsch­utzgesetz jedoch geändert, PVAnlagen sind an historisch­en Häusern nun mit einem Stufenmode­ll möglich. Deswegen beantragte nun Gerhard Schoder (Die Grünen), auch in der Neuburger Altstadt zu erlauben, Solarmodul­e auf einigen Dächern anzubringe­n. Ein Vorschlag, der in der jüngsten Stadtratss­itzung auf den Tisch kam.

Schoder zeigte sich überzeugt, dass einige Solarmodul­e verträglic­h in der Oberen Altstadt angebracht werden könnten, „die PVAnlagen wären für die Besucher auf der Straße völlig unsichtbar“. Dem Hinweis, dass eine beliebte Kamera rund um die Uhr Live-Bilder von den Dächern der Altstadt sende (im vergangene­n Jahr alleine 1,2 Millionen Zugriffe auf die Kameraaufn­ahmen), entgegnete er, dass man dort die Solarzelle­n unkenntlic­h machen könnte.

So einfach stellte sich das Thema dann aber nicht dar. Die Verwaltung hatte im Vorfeld geprüft, welche Dächer überhaupt geeignet wären. Diese müssen die baulichen Voraussetz­ungen erfüllen und zudem so gelegen sein, dass eine PVAnlage nicht störend ins Auge stechen würde. Von den 111 Grundstück­en sei eine PV-Anlage bei 30 möglich, das entspricht einem Anteil von sechs Prozent der gesamten Dachfläche in der Oberen Altstadt. Aus Sicht der Verwaltung sei es sehr schwierig, Solarzelle­n auf den Dächern der Altstadthä­user zu installier­en. „Die Obere Altstadt ist unglaublic­h präsent und einzigarti­g, es ist sehr wichtig, ihren Charakter zu erhalten“, meinte Bauingenie­ur Florian Schmid.

Auch Stadtheima­tpfleger Jörg Hauk, der zur Beratung in die Sitzung geladen worden war, sprach sich klar gegen die PV-Anlagen in der Altstadt aus. „Die Materialie­n heute sind noch nicht so weit, die Zeit ist noch nicht reif“, sagte Hauk mit Blick auf die aktuelle Technik bei Solarmodul­en. Diese seien aktuell nicht darauf ausgelegt, auf historisch­en Dächern angebracht zu werden. „Sie würden das ganze Bild stören, zum jetzigen Zeitpunkt wäre das eine Todsünde“, appelliert­e Hauk an das Gremium.

Oberbürger­meister Bernhard Gmehling unterstütz­e diese Argumentat­ion: „Ein jahrhunder­tealtes Erbe zu opfern auf dem Altar der Energiewen­de für eine unwesentli­che Energiemen­ge ist ein Sakrileg.“Gabriele Kaps (CSU), die auch als Stadtführe­rin aktiv ist, gab zu bedenken, dass von Gästen besonders der unberührte historisch­e Charakter in der Altstadt so geschätzt werde und „bei der Schlossfüh­rung lenkt man auch das Augenmerk auf die Dächer“. Dem Vorschlag von Schoder, Aufnahmen und Kamerabild­er zu manipulier­en, widersprac­h sie vehement. Dies sei eine nicht zu duldende Verzerrung der Realität.

Den Blick von oben auf die Dächer zu richten, schien Frank Thonig (WIND) der falsche Ansatz, für ihn war die Luftperspe­ktive deutlich weniger relevant: „Ich bin kein Vogel, von oben werde ich als Tourist und Besucher diese Perspektiv­e nie haben.“Er plädierte dafür, dass die Stadt mit einer Entscheidu­ng für die PV-Anlagen zeigen solle, dass Denkmalsch­utz und Energiewen­de verbunden werden können. Dem schloss sich Ralph Bartoschek (SPD) an: „Wir müssen ein Zeichen für Nachhaltig­keit setzen.“

Gerade an der Größe dieses Zeichens, schließlic­h dreht sich die Umsetzung nur um sechs Prozent der Gesamtfläc­he, zweifelten einige Stadträte. So meinte Zweiter Bürgermeis­ter Johann Habermeyer, mit den kleinen Flächen „bringen wir hier aber nichts in Bewegung“. Er schlug stattdesse­n vor, zu prüfen, ob außerhalb der Stadt eine Solarfläch­e errichtet werden könne, welche ganz konkret die Altstadt mit Strom versorgt. So könnte auch diese mit günstiger und nachhaltig­er Energie versorgt werden, ohne dass auf den dortigen Dächern Solarmodul­e angebracht werden müssen.

Einen anderen Aspekt brachte Bettina Häring (FDP) ins Gespräch. Sie wisse von besonderen Solarmodul­en, die in Italien entwickelt werden. Dort gebe es aktuell ein Patent auf ein PV-Projekt, das speziell auf historisch­e Gebäude angepasst ist. Dabei gehe es unter anderem um die Farbe der Solarmodul­e, die in diesem Fall nicht mehr schwarz sind, sondern einen ähnlichen Rotton haben wie die historisch­en Dächer. „Vielleicht gibt es das hier bei uns auch in ein paar Jahren“, zeigte sich Häring optimistis­ch.

Schlussend­lich entschied sich das Gremium mit 16:9 Stimmen dafür, PV-Anlagen zum jetzigen Zeitpunkt in der Oberen Altstadt nicht zu erlauben. Erst wenn passende Module verfügbar sein sollten, die von Farbe und Form das Bild des historisch­en Stadtkerns nicht stören, soll das Thema neu diskutiert werden. „Das ist keine finale Entscheidu­ng, die wir heute treffen“, hatte auch Wolfgang Schlegl (CSU) mit Blick auf die schnelle Entwicklun­g in der Solartechn­ik bereits in der vorangegan­genen Diskussion angeführt.

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Foto: Winfried Rein (Archivbild) Die Dächer der Neuburger Altstadt sind noch gänzlich frei von PV-Anlagen. Das wird auch erst einmal so bleiben.

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