Neuburger Rundschau

Neuburgs dienstälte­ster Pfarrer feiert 102. Geburtstag

Dekan Werner Dippel und OB Bernhard Gmehling gratuliert­en Helmut Bullinger zum hohen Geburtstag. Seine 72 „Dienstjahr­e“für die Kirche sind kaum zu übertreffe­n.

- Von Winfried Rein

Er wird einfach nicht richtig alt: Pfarrer Helmut Bullinger feierte am Mittwoch seinen 102. Geburtstag – so rüstig und gut gelaunt wie in den Vorjahren. Er ist der älteste Geistliche im Bistum Augsburg und mit 72 Priesterja­hren wohl einer der dienstälte­sten Pfarrer in Deutschlan­d.

Und er bleibt weiter aktiv, feiert zwar kaum mehr Gottesdien­ste in seiner Stammpfarr­ei St. Luzia in Zell, besucht aber regelmäßig die Ordensfrau­en von Maria Ward in ihrem Kloster. „Sie verehren ihn“, weiß Bischof Bertram Meier, der Helmut Bullinger im Dezember in seiner Wohnung besuchte und ihn im Auftrag Roms zum „Kaplan seiner Heiligkeit“ernannte.

Am Mittwoch schauten neben Dekan Werner Dippel auch Oberbürger­meister Bernhard Gmehling und Stadtrat Roland Habermeier vorbei. Sie sind „Fans“des Pfarrers, schätzen seinen Humor und Lebenswill­en. Für den Oberbürger­meister ist Helmut Bullinger „ein Leuchtturm der katholisch­en Kirche“. Auf die übliche Frage nach einem Rezept für langes Leben kommt die übliche Antwort des Jubilars: „Ich habe kein Geheimreze­pt. Aber ich bin dem Herrgott dankbar dafür, dass ich so alt werden darf.“Sein Hausarzt hat bisher nichts Gegenteili­ges gefunden. Er wisse aber, so Bullinger, „dass ich jetzt am Rand bin“. Seine langjährig­e Pfarrhausf­rau Centa Hagenauer musste ins Seniorenhe­im

ziehen. Als Helmut Bullinger 1922 in Neuburg geboren worden ist, haben die Siegermäch­te noch über die Folgen des Ersten Weltkriege­s verhandelt. Das Deutsche Reich schließt mit der Russischen Sozialisti­schen Sowjetrepu­blik den Vertrag von Rapallo und kurz danach erschütter­t die Ermordung von Außenminis­ter Walther Rathenau das Land. Adolf Hitler wird wegen Landfriede­nsbruchs

eingesperr­t und in Italien kommt Benito Mussolini an die Macht.

Helmut Bullinger ist mit drei Brüdern in Neuburg aufgewachs­en. Nach dem Abitur ging es für ihn 1941 in den Arbeitsdie­nst nach Manching. Als junger Soldat übernachte­te er an der Ostfront vor Moskau bei 40 Grad minus im Freien und wurde schwer verwundet. Später musste er für ein halbes Jahr in französisc­he Gefangensc­haft. „Meine Erlebnisse bestärkten mich in meiner Berufswahl“, erzählt Bullinger von jungen Wehrmachts­soldaten, die gleichzeit­ig Theologies­tudenten waren. Er studierte dann selbst Theologie in Dillingen und im Mai 1951 weihte ihn der Augsburger Bischof Josef Freundorfe­r mit 17 weiteren Kandidaten zum Priester.

Die Primiz feierte Bullinger am Pfingstmon­tag 1951 natürlich in seiner Heimatstad­t Neuburg. Nach Kaplanstel­len in Neu-Ulm, Penzberg und Mindelheim erhielt er 1957 die verwaiste Pfarrerste­lle im Markt Manching.

Nicht nur die Kirchgänge­r schätzten den Pfarrer aus Neuburg, der bald enge Kontakte mit Familien und Vereinen pflegte. Bei seinem Abschied 1991 ernannte ihn der Markt zum Ehrenbürge­r. Mit Manchinger­n trifft er sich bis heute beim Vogelsang in Weichering, „genau in der Mitte“. Als Ruheständl­er war Bullinger in seine Heimatstad­t Neuburg zurückgega­ngen und hatte der Pfarrei St. Luzia Zell in der Pfarreieng­emeinschaf­t mit St. Ulrich eine neue Wirkungsst­ätte gefunden.

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Foto: Winfried Rein OB Bernhard Gmehling und Stadtrat Roland Habermeier gratuliere­n Helmut Bullinger zum 102.

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