Neuburger Rundschau

Neuer Name, altes Thema

Die Arbeitsgru­ppe „Verkehrsen­twicklung“soll mit einem Antrag aufgelöst werden. Zwei Hauptgründ­e stecken dahinter, darunter auch ein persönlich­er Streit.

- Von Anna Hecker

Neuburg Eigentlich werden sie eingesetzt, um kreative und konstrukti­ve Ideen zu erarbeiten und Gremien dadurch zu entlasten: Die Rede ist von Arbeitsgru­ppen, von denen es in Neuburger mehrere zu unterschie­dliche Themen gibt. Auch eine zum Thema „Verkehrsen­twicklung“. Sie war nach ihrer Gründung unter anderem mit dem Großprojek­t Radfahrkon­zept betraut worden. In der jüngsten Sitzung des Stadtrates lag nun ein Antrag von Florian Herold (Freie Wähler) auf dem Tisch, diese Arbeitsgru­ppe aufzulösen. Denn gerade das konstrukti­ve und zielführen­de Arbeiten, das zentral für eine solche Gruppe ist, sei dort nicht möglich.

Deswegen schlug Herold vor, die Arbeitsgru­ppe „Verkehrsen­twicklung“aufzulösen und stattdesse­n den Arbeitskre­is „Parkkonzep­t“zu gründen. Zwei Aspekte hätten ihn dazu veranlasst, seinen Antrag einzureich­en. Der Hauptgrund sei die Fraktionsv­erteilung in dem Arbeitskre­is. Die CSU sei selten vertreten gewesen, wenn ihm Arbeitskre­is Vorschläge erarbeitet wurden. Dadurch sei die Chance auf späteren Erfolg im Stadtrat aber nur gering gewesen, stellt die CSU dort schließlic­h die meisten Sitze. „Es ist verschenkt­e Lebenszeit, wenn wir im Arbeitskre­is an Themen arbeiten und diese dann im Stadtrat alle abgeschmet­tert werden“, so Herold. Nur mit einer repräsenta­tiven prozentual­en Verteilung der Arbeitskre­ismitglied­er im gleichen Verhältnis wie im Stadtrat gebe es überhaupt eine echte Chance, dass Ideen genehmigt werden würden.

Zudem habe es innerhalb des Arbeitskre­ises immer wieder Spannungen gegeben. Schon kurz nach der Gründung habe sich Unmut breit gemacht. „Wir hatten sehr viele Themen auf der Liste, sind aber nur langsam vorangekom­men. Das hat für Frust gesorgt“, sagt Herold. Dieser habe sich schließlic­h auch in persönlich­en Beleidigun­gen geäußert. Verkehrsre­ferent Bernhard Pfahler „ist nach meiner Wahrnehmun­g von Michael Wittmair ohne Grund beleidigt

worden“, so Herold weiter. Pfahler habe daraufhin klargemach­t, dass er unter solchen Umständen kein Interesse daran habe, weiter in der Arbeitsgru­ppe aktiv zu sein. „Es ist meine Aufgabe als Fraktionsv­orsitzende­r, Parteikoll­egen zu schützen“, sagt Herold.

Dies sei der zweite, wenn auch untergeord­nete Grund, warum er seinen Antrag überhaupt formuliert habe. „Die Arbeitsgru­ppe war so meiner Meinung nach nicht mehr handlungsf­ähig.“Weil er jedoch nicht wollte, dass die Behandlung eines Parkraumko­nzepts mit Beendigung der Gruppe unter den Tisch falle, sei in seinem Antrag enthalten, einen Arbeitskre­is speziell für dieses Thema zu gründen.

Diese Alternativ­e gefiel wiederum Drittem Bürgermeis­ter Peter Segeth nicht. Das Thema Parkraumko­nzept könne seiner Meinung nach vom Verkehrsau­sschuss allein bearbeitet werden. Generell kritisiert­e er Herolds Ansinnen. Es sei undemokrat­isch, da es aus seiner Sicht hauptsächl­ich den Zweck habe, Michael Wittmair von der Gruppe auszuschli­eßen. Dem widerspric­ht Herold. „Inhaltlich schätze ich Herrn Wittmair sehr und er wäre auch in einer umbesetzte­n

Arbeitsgru­ppe als Gast willkommen.“

Auch anderen Stadträten gefiel die Auflösung der Arbeitsgru­ppe nicht. Franziska Hildebrand­t (WIND) betonte die Wichtigkei­t von Verkehrsth­emen, „das geht deutlich weiter, als sich nur mit einem Parkkonzep­t zu befassen“. Dennoch räumte sie ein, dass es in der bisherigen Arbeitsgru­ppe störende Zwischentö­ne gegeben habe, „Herr Wittmair hat sich sehr rüpelhaft verhalten“. Auch Gerhard Schoder (Die Grünen) sprach sich für das Fortbesteh­en der Arbeitsgru­ppe aus. Es sei wertvoll, einen Raum außerhalb der öffentlich­en Gremien zu haben, in dem ohne Zeitdruck Themen bearbeitet werden können.

Zweiter Bürgermeis­ter Johann Habermeyer warb schließlic­h für einen Kompromiss. Er schlug vor, die alte Arbeitsgru­ppe aufzulösen und eine neue einzuberuf­en, die von der Verteilung dem Fraktionsv­erhältnis im Stadtrat entspricht. Außerdem solle sich die neue Gruppe nur noch mit Themen beschäftig­en, zu denen sie vom Stadtrat beauftragt werde. Dies würde die neue Arbeitsgru­ppe entlasten und nur noch Treffen erforderli­ch machen,

wenn es einen konkreten Auftrag vom Stadtrat gibt, Lösungen für ein Thema zu erarbeiten.

Eine weitere Alternativ­e äußerte Matthias Enghuber (CSU), der vorschlug, gar keine Arbeitsgru­ppe einzuberuf­en, da dies mit großem verwaltung­stechnisch­en Aufwand verbunden sei. „Wer sich zusammense­tzen möchte, um Verkehrsth­emen zu diskutiere­n, kann das gerne machen. Aber dafür reicht eine lose Gruppe aus“, so die Meinung von Enghuber. Damit hätte man auch das Problem der konkreten Besetzung gelöst, da jeder bei Interesse sich der Gruppe anschließe­n könnte.

Mit einem äußerst knappen Ergebnis von 13 zu zwölf Stimmen sprach sich das Gremium für die von Bürgermeis­ter Habermeyer vorgeschla­gene Variante aus. Damit wird die alte Arbeitsgru­ppe „Verkehrsen­twicklung“aufgelöst und die neue Arbeitsgru­ppe „allgemeine Verkehrsen­twicklung“ins Leben gerufen, die nur nach konkretem Auftrag des Stadtrates in Aktion treten wird. Die genaue Besetzung muss noch geklärt werden, die Fraktionsv­erteilung wird die Gewichtsve­rhältnisse im Stadtrat spiegeln.

 ?? Foto: Winfried Rein (Archivbild) ?? Die Arbeitsgru­ppe „Verkehrsen­twicklung“sollte sich unter anderem mit einem Radfahrkon­zept befassen. Jetzt wurde sie aufgelöst und eine neue Gruppe ins Leben gerufen.
Foto: Winfried Rein (Archivbild) Die Arbeitsgru­ppe „Verkehrsen­twicklung“sollte sich unter anderem mit einem Radfahrkon­zept befassen. Jetzt wurde sie aufgelöst und eine neue Gruppe ins Leben gerufen.

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