Das Personal muss jetzt zusammenstehen
Zwei Jahre ist es her, dass die KJF Augsburg das Neuburger Krankenhaus an die Ameos-Gruppe verkauft hat. Der Frust im Landkreis, der bei diesem Deal leer ausging, war groß. Gleichzeitig wuchsen die Sorgen vor einem privaten Betreiber, der in erster Linie auf das Geld schaut. Schon damals warnte die Gewerkschaft Verdi vor den Folgen einer solchen Privatisierung und vor den Praktiken des Unternehmens mit Sitz in der Schweiz. Zwei Jahre später muss man festhalten: Die Sorgen der Kritiker waren allem Anschein nach berechtigt.
Natürlich braucht es wirtschaftliches Geschick, um in der heutigen Zeit ein Krankenhaus zu betreiben. Nicht umsonst warnt die Deutsche Krankenhausgesellschaft vor flächendeckenden Klinikinsolvenzen. Insgeheim dürfte der klamme Landkreis froh sein, nicht selbst diese Aufgabe stemmen zu müssen. Zumal der Träger Ameos durch seine Erfahrung und breit aufgestellten Strukturen durchaus Vorteile mitbringt. Viele Mitarbeitenden in Neuburg dürften davon wenig spüren. Sie kritisieren die Art und Weise, wie Ameos mit ihnen umgeht. Der Milliardenkonzern gibt sich nach außen gemeinnützig. Doch er kalkuliert knallhart, und das auf Kosten des Personals.
Mitarbeitende in Neuburg werden in eigene Gesellschaften ohne Tarifbindung ausgegliedert. Mit dem Klinik-Betriebsrat streitet sich das Unternehmen regelmäßig vor dem Arbeitsgericht. Und der Druck im Arbeitsalltag hat offenbar spürbar zugenommen. Eine beunruhigende Entwicklung, die sich in Zahlen festmachen lässt: Seit der Übernahme durch Ameos haben deutlich mehr Mitarbeitende als vorher ihren Arbeitgeber offiziell gewarnt, dass sie ihre Belastungsgrenze erreicht oder überschritten haben. Unter solchen Zuständen leiden am Ende die Patientinnen und Patienten, deren Versorgung sich verschlechtert.
Überraschen darf diese Entwicklung niemanden in Neuburg. Alle Beteiligten zahlen nun den Preis der Privatisierung – auch, was die geplante Zusammenarbeit der Kliniken in der Region 10 betrifft. Neuburg ist diesbezüglich außen vor, die Verantwortlichen hinter den anderen, kommunalen Häusern wollen offenbar nicht mit Ameos zusammenarbeiten.
Das Unternehmen muss dem eigenen Personal dringend mehr Wertschätzung entgegenbringen. Die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das größte Kapital, erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels. Ohne sie läuft im Krankenhaus gar nichts. Die Beschäftigten wiederum müssen jetzt zusammenstehen, sich informieren, austauschen und vernetzen. Ihr kritischer Blick – und der der Öffentlichkeit – hilft, den Krankenhausstandort Neuburg und seinen Ruf langfristig zu sichern.