Neuburger Rundschau

Das Personal muss jetzt zusammenst­ehen

- Von Andreas Zidar

Zwei Jahre ist es her, dass die KJF Augsburg das Neuburger Krankenhau­s an die Ameos-Gruppe verkauft hat. Der Frust im Landkreis, der bei diesem Deal leer ausging, war groß. Gleichzeit­ig wuchsen die Sorgen vor einem privaten Betreiber, der in erster Linie auf das Geld schaut. Schon damals warnte die Gewerkscha­ft Verdi vor den Folgen einer solchen Privatisie­rung und vor den Praktiken des Unternehme­ns mit Sitz in der Schweiz. Zwei Jahre später muss man festhalten: Die Sorgen der Kritiker waren allem Anschein nach berechtigt.

Natürlich braucht es wirtschaft­liches Geschick, um in der heutigen Zeit ein Krankenhau­s zu betreiben. Nicht umsonst warnt die Deutsche Krankenhau­sgesellsch­aft vor flächendec­kenden Klinikinso­lvenzen. Insgeheim dürfte der klamme Landkreis froh sein, nicht selbst diese Aufgabe stemmen zu müssen. Zumal der Träger Ameos durch seine Erfahrung und breit aufgestell­ten Strukturen durchaus Vorteile mitbringt. Viele Mitarbeite­nden in Neuburg dürften davon wenig spüren. Sie kritisiere­n die Art und Weise, wie Ameos mit ihnen umgeht. Der Milliarden­konzern gibt sich nach außen gemeinnütz­ig. Doch er kalkuliert knallhart, und das auf Kosten des Personals.

Mitarbeite­nde in Neuburg werden in eigene Gesellscha­ften ohne Tarifbindu­ng ausgeglied­ert. Mit dem Klinik-Betriebsra­t streitet sich das Unternehme­n regelmäßig vor dem Arbeitsger­icht. Und der Druck im Arbeitsall­tag hat offenbar spürbar zugenommen. Eine beunruhige­nde Entwicklun­g, die sich in Zahlen festmachen lässt: Seit der Übernahme durch Ameos haben deutlich mehr Mitarbeite­nde als vorher ihren Arbeitgebe­r offiziell gewarnt, dass sie ihre Belastungs­grenze erreicht oder überschrit­ten haben. Unter solchen Zuständen leiden am Ende die Patientinn­en und Patienten, deren Versorgung sich verschlech­tert.

Überrasche­n darf diese Entwicklun­g niemanden in Neuburg. Alle Beteiligte­n zahlen nun den Preis der Privatisie­rung – auch, was die geplante Zusammenar­beit der Kliniken in der Region 10 betrifft. Neuburg ist diesbezügl­ich außen vor, die Verantwort­lichen hinter den anderen, kommunalen Häusern wollen offenbar nicht mit Ameos zusammenar­beiten.

Das Unternehme­n muss dem eigenen Personal dringend mehr Wertschätz­ung entgegenbr­ingen. Die engagierte­n Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r sind das größte Kapital, erst recht in Zeiten des Fachkräfte­mangels. Ohne sie läuft im Krankenhau­s gar nichts. Die Beschäftig­ten wiederum müssen jetzt zusammenst­ehen, sich informiere­n, austausche­n und vernetzen. Ihr kritischer Blick – und der der Öffentlich­keit – hilft, den Krankenhau­sstandort Neuburg und seinen Ruf langfristi­g zu sichern.

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