Bären-Alarm im Zoo
Was um Himmels willen macht ein Mensch in einem Tierkostüm in der Stuttgarter Wilhelma?
Das heutige Leben ist – um gleich das ganz große Fass aufzumachen – ein gigantischer Anpassungsprozess. Einer in die Schule, alle in die Schule. Eine instagrammt, alle instagrammen. Einer sneakert, alle sneakern. Wie überhaupt sich Schwarmverhalten gerne in der Kleidung niederschlägt. Ausgenommen natürlich, wie immer, der Fußball. Da ist der jährliche Gang in den Fanshop, um das gefühlt 1000 Euro teure neueste Trikot des Herzensvereins zu erstehen, nichts als ein Akt der Liebe. Aber sonst …
Weil jedoch trotz der Gleichförmigkeit in dieser vertiktokten Welt alles möglich ist, steht man erst mal ratlos da, wenn das Foto eines Menschen auf dem Schreibtisch liegt, der ein Bärenkostüm trägt und sich – Achtung! – in einem Zoo befindet. Erklärungsvariante eins, siehe TikTok: Fake News! Variante zwei: Das ist gar kein Mensch, sondern ein Bär, der sich ob seines Wohnorts (Evolution!) optisch dem Menschen angepasst hat. Oder drei: Wer als Mensch mit Fantrikot ins Stadion geht, überträgt das aus Sympathie zum bevorzugten Tier eben auch auf den Zoo, deshalb – Bärenkostüm.
Nichts davon stimmt. Die Wahrheit ist: Die Wilhelma in Stuttgart hat die Wirksamkeit von Alarm- und Notfallplänen im Falle eines Tierausbruchs getestet. Dafür wurde eine Handy-App erprobt, die Belegschaft im Zoo musste dann entsprechend reagieren. Im konkreten Szenario ging es um einen Brillenbären, der im Ernstfall per Blasrohr narkotisiert wird. Weil das mit einem tierischen Original nicht zu vermitteln gewesen wäre, musste ein Zoo-Mitarbeiter in ein Kostüm schlüpfen.
Der Narkosepfeil blieb ihm übrigens erspart. Dieses, nun ja, kuriose Foto dagegen nicht.