Neuburger Rundschau

„Soll jeden Tag den Seiltänzer machen“

Hubert Aiwanger im NR-Interview

- Interview und Bild: Reinhard Köchl

Herr Aiwanger, bisher kannten Sie Neuburg nur von der Jagdmesse auf Schloss Grünau. Nun sind Sie zum ersten Mal beim Starkbierf­est der Freien Wähler. Wie kam es dazu?

Hubert Aiwanger: Parteikoll­egin Sissy Schafferha­ns hat mich eingeladen, ich bin sehr gerne gekommen und bereue es überhaupt nicht, ganz im Gegenteil. Ich bin schlicht begeistert von den Aufführung­en, von Sissys Märchenstu­nde, der Fastenpred­igt und dem Singspiel. Ich komme sehr gerne noch einmal nach Neuburg.

Um ihre Person hat es vor dem Starkbierf­est Diskussion­en gegeben, einige Neuburger Mitglieder haben die Partei verlassen und als Grund unter anderem Sie genannt, andere sind der Veranstalt­ung heute ferngeblie­ben. Spalten Sie womöglich die Freien Wähler? Aiwanger: Es ist immer schwierig, wenn man einerseits die Dinge offen anspricht und beim Namen nennt und auf der anderen Seite jedem Mitglied irgendwie gerecht werden soll. Da gibt es einige Medien, die mir nicht wohlgesonn­en sind und lieber die Grünen in der Regierung sehen würden, als die Freien Wähler. Wenn die Leute dann lesen, was der böse Aiwanger wieder alles gesagt haben soll, dann werden sie sofort von ihren Kolleginne­n und Kollegen im Stadt- und Kreisrat darauf angesproch­en und aufgeforde­rt, sich von mir zu distanzier­en. Aber wenn ich nur brav und lieb auftreten würde, dann wären wir weder im Landtag noch bei 15,8 Prozent. Mir tut jeder leid, der austritt. Aber ich soll jeden Tag den Seiltänzer für die Partei machen und die ganze Aufmerksam­keit auf uns ziehen. Da nur gelobt und geliebt zu werden, das schafft niemand.

Wer heute ebenfalls fehlt, ist Ihr ehemaliger Staatssekr­etär Roland Weigert. Sie beide waren bei den Landtagswa­hlen im Oktober die einzigen Freien Wähler, die ein Direktmand­at gewinnen konnten. Warum haben Sie Weigert nicht wieder ins bayerische Kabinett geholt?

Aiwanger: Weil er selbst einige Wochen vor der Wahl erklärt hat, dass er nicht mehr mein Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um sein möchte! Stattdesse­n wollte er ein eigenes Ministeriu­m, was aber leider nicht möglich war, da auch andere entspreche­nde Ansprüche angemeldet hatten. Nach meinem Empfinden war die Zusammenar­beit in der zurücklieg­enden Legislatur­periode gut, aber vielleicht haben wir uns am Ende auch ein bisschen auseinande­rgelebt. Ich denke, dass er mit seiner Rolle nicht mehr ganz zufrieden war. Mir tut es selber leid, wie das alles gekommen ist, aber es gab ehrlicherw­eise keinen anderen Weg.

Ist das Tischtuch zwischen Ihnen beiden endgültig zerschnitt­en?

Aiwanger: Roland Weigert ist jetzt Vorsitzend­er des Kommunalau­sschusses. Das ist ein sehr wichtiges Gremium, und seine Berufung beweist, dass er keinesfall­s degradiert wurde. Als Staatssekr­etär lief er immer ein wenig im Windschatt­en des Ministers, jetzt ist er eben sein eigener Herr. Ich setze nach wie vor große Stücke auf ihn und kann ihn gut leiden. Aber so ist das nun mal in der Politik: Wenn wir mehr Prozent bekommen hätten, dann hätten wir auch alle Wünsche bedienen können.

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Hubert Aiwanger

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