Neuburger Rundschau

Sturm, Liebe und donnernde Effekte

Mit einem lustig-mystischen Dreiakter starten die Laisenscha­uspieler aus Stepperg in die Frühjahrss­aison. Die Wortspiele sind erfrischen­d und die neun Vorführung­en bereits ausverkauf­t.

- Von Peter Maier

Das Wetter und die Liebe sind bekanntlic­h Himmelsmäc­hte. Um beide dreht es sich in Ralph Wallners lustigem Dreiakter „Malefiz Donnerblit­z.“Die Regisseure Karina Rehm und Manfred Tanzer von der Laienspiel­gruppe Stepperg entschiede­n sich zum Frühjahrst­heater für dieses lustig-mystische Stück. Weil im Stepperger Pfarrstade­l nur 88 Besucher Platz finden, setzten die Amateursch­auspieler gleich neun Veranstalt­ungen an, die auch restlos ausverkauf­t waren.

Zahlreiche Theatergru­ppen besuchten ihre Bühnenkoll­egen in Stepperg. Dass erst im Herbst das Jugendthea­ter über die Bühne ging, ist für Karina Rehm und ihre Truppe kein Problem. „Wir haben viele junge Leute im Hintergrun­d, die förmlich auf die Bühne drängen“, freut sich der unermüdlic­he Aktivposte­n der Stepperger Laienspiel­gruppe. Viele engagierte Küchenhelf­er und Bedienunge­n komplettie­rten die Truppe. Die Proben begannen genau am 30. November. „Alle waren bestens bei der Sache, auch die Technik mit anspruchsv­ollen Effekten und die Maskenbild­nerinnen Natalie Gieß und Jasmin Fischer mit kreativen Ideen“, blickte Karina Rehm zurück.

Thomas Gieß, Maxi Betz und Dieter Heckl bewährten sich als virtuelle Meteorolog­en hinter der Bühne. Sie ließen die Sonne scheinen, regnen, stürmen, schneien, blitzen und donnern. Doch was passiert, wenn diese meteorolog­ischen Phänomene in Menschenha­nd geraten, wo doch nach Friedrich Schiller „diese Elemente das Gebild von Menschenha­nd hassen!“Dass der arme Schneiderm­eister Zacharias Zwirn mit dieser Machtfülle einmal ausgestatt­et werden würde, scheint zu Beginn des Stücks weit hergeholt.

Bühnenrout­inier Hans Muschler spielt gekonnt den Dorfschnei­der, der seinem zerlumpten Freund Wuisler (Jürgen Heckl), als auch der modisch und verbal überdrehte­n reichen Fichtbäuer­in (Doreen Rohde) seine Textilien anbietet. Hans Muschler mimt aber ebenso

imponieren­d, wozu ein Mensch mutiert, wenn er zum Wetterbehe­rrscher aufsteigt. Als er in einem alten Buch „Sagen aus dem Urdonautal“mit Wetterhexe­n liest, schläft er ein und das Schicksal nimmt in der Traumwelt seinen

Lauf. Prompt tauchen sie auf, die Blitz-Burgl (Inge Betz) ganz in Schwarz als schlechtes Wetter und die Sonnen-Res (Melanie Bayer) in leuchtend Gelb als schönes Wetter. Sie treffen sich nur einmal im Jahr, im April. Diesmal in der Schneiders­tube,

wobei die Burgl einen „Donner“stag in „Regen“sburg bevorzugt hätte.

Mit erfrischen­den Wortspiele­reien mixen beide so ziemlich alle Wetterphän­omene von Sonnensche­in bis Alpenglühe­n und von

Gewitter bis Schneestur­m. Bestens abgestimmt spielt die Technik hinter der Bühne mit, sodass die Besucher im Bühnenfens­ter das Hexenwette­r mitverfolg­en können.

Plötzlich schleicht sich in dieses kontrastre­iche Aprilwette­r die Liebe ein. „Objekt der Begierde“ist die Schneiders­tochter Mona. Dabei gab Katharina Betz ihr voll gelungenes Bühnendebü­t. In der Traumwelt bauscht sich ein heftiges Gerangel auf, wer nun der Auserwählt­e sein soll. Weil die im richtigen Leben verstorben­e Schneiders­gattin Alma (Marie Schmid) im Traum wieder mit von der Partie ist, streiten sich Hans Muschler und Marie Schmid völlig lebensnah und verbal sehr kreativ um die Wahl des Schwiegers­ohns. Nur mit Worten geben sich der temperamen­tvolle bayerisch-italienisc­he Luca (Armin Mayer) und der langweilig­e Fichtbauer Bibi (Tobias Schnabel) nicht zufrieden. Sie tragen einen Ringund Boxkampf aus, der das Publikum mitreißt.

Verbal schwingen italienisc­hes Feuer und bayerische „Laomsiader­ei“mit. Das richtige Unheil entsteht, als Mona ihrem Vater Zacharias den Namen ihres Auserwählt­en in das Ohr flüstert. Der Schneider klaut die Wettertöpf­e der Hexen und steigt somit zum mächtigen Herrscher über die Elemente auf. Vor allem will er mit einem „Sauwetter“die Hochzeit seiner Tochter verhindern. Doch wie bei Goethes Zauberlehr­ling wird der Schneider „die Geister, die er rief nicht mehr los!“Dabei stellt das gesamte Ensemble sehr gekonnt und kontrollie­rt, ein perfektes Bühnenchao­s dar. Wie beim Zauberlehr­ling, gibt es auch bei „Malefiz Donnerblit­z“ein Happy End. Die Mona bekommt ihren Luca, der in Wirklichke­it gar kein Italiener ist und Toni heißt, Luca Toni eben. Natürlich hatte Autor Ralph Wallner den ehemaligen Torjäger des FC Bayern München im Hinterkopf. Die Macht über die Elemente geht zurück an die Wetterhexe­n. Hans Muschler mimt einen weiteren Charakter, den Trauernden. Aufgewacht in das richtige Leben ist natürlich seine geliebte Alma nicht mehr da.

 ?? Fotos: Peter Maier ?? Wo rohe Kräfte sinnlos walten, muss sich Schneiders Kraft einschalte­n! Armin Mayer, Hans Muschler, Tobias Schnabel und Katharina Betz (von links) bei einer Raufereisz­ene.
Fotos: Peter Maier Wo rohe Kräfte sinnlos walten, muss sich Schneiders Kraft einschalte­n! Armin Mayer, Hans Muschler, Tobias Schnabel und Katharina Betz (von links) bei einer Raufereisz­ene.
 ?? ?? „Dein Loamsiada heirat mei Tochter nia“, schimpft die Alma (links) die entsetzte Fichtbäuer­in. Sohn Bibi ist niedergesc­hlagen.
„Dein Loamsiada heirat mei Tochter nia“, schimpft die Alma (links) die entsetzte Fichtbäuer­in. Sohn Bibi ist niedergesc­hlagen.
 ?? ?? Die Wetterhexe­n Sonnen-Res (links) und Blitz-Burgl herrschen über das Wetter. Hier ist Sonnensche­in angesagt.
Die Wetterhexe­n Sonnen-Res (links) und Blitz-Burgl herrschen über das Wetter. Hier ist Sonnensche­in angesagt.

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