Sturm, Liebe und donnernde Effekte
Mit einem lustig-mystischen Dreiakter starten die Laisenschauspieler aus Stepperg in die Frühjahrssaison. Die Wortspiele sind erfrischend und die neun Vorführungen bereits ausverkauft.
Das Wetter und die Liebe sind bekanntlich Himmelsmächte. Um beide dreht es sich in Ralph Wallners lustigem Dreiakter „Malefiz Donnerblitz.“Die Regisseure Karina Rehm und Manfred Tanzer von der Laienspielgruppe Stepperg entschieden sich zum Frühjahrstheater für dieses lustig-mystische Stück. Weil im Stepperger Pfarrstadel nur 88 Besucher Platz finden, setzten die Amateurschauspieler gleich neun Veranstaltungen an, die auch restlos ausverkauft waren.
Zahlreiche Theatergruppen besuchten ihre Bühnenkollegen in Stepperg. Dass erst im Herbst das Jugendtheater über die Bühne ging, ist für Karina Rehm und ihre Truppe kein Problem. „Wir haben viele junge Leute im Hintergrund, die förmlich auf die Bühne drängen“, freut sich der unermüdliche Aktivposten der Stepperger Laienspielgruppe. Viele engagierte Küchenhelfer und Bedienungen komplettierten die Truppe. Die Proben begannen genau am 30. November. „Alle waren bestens bei der Sache, auch die Technik mit anspruchsvollen Effekten und die Maskenbildnerinnen Natalie Gieß und Jasmin Fischer mit kreativen Ideen“, blickte Karina Rehm zurück.
Thomas Gieß, Maxi Betz und Dieter Heckl bewährten sich als virtuelle Meteorologen hinter der Bühne. Sie ließen die Sonne scheinen, regnen, stürmen, schneien, blitzen und donnern. Doch was passiert, wenn diese meteorologischen Phänomene in Menschenhand geraten, wo doch nach Friedrich Schiller „diese Elemente das Gebild von Menschenhand hassen!“Dass der arme Schneidermeister Zacharias Zwirn mit dieser Machtfülle einmal ausgestattet werden würde, scheint zu Beginn des Stücks weit hergeholt.
Bühnenroutinier Hans Muschler spielt gekonnt den Dorfschneider, der seinem zerlumpten Freund Wuisler (Jürgen Heckl), als auch der modisch und verbal überdrehten reichen Fichtbäuerin (Doreen Rohde) seine Textilien anbietet. Hans Muschler mimt aber ebenso
imponierend, wozu ein Mensch mutiert, wenn er zum Wetterbeherrscher aufsteigt. Als er in einem alten Buch „Sagen aus dem Urdonautal“mit Wetterhexen liest, schläft er ein und das Schicksal nimmt in der Traumwelt seinen
Lauf. Prompt tauchen sie auf, die Blitz-Burgl (Inge Betz) ganz in Schwarz als schlechtes Wetter und die Sonnen-Res (Melanie Bayer) in leuchtend Gelb als schönes Wetter. Sie treffen sich nur einmal im Jahr, im April. Diesmal in der Schneiderstube,
wobei die Burgl einen „Donner“stag in „Regen“sburg bevorzugt hätte.
Mit erfrischenden Wortspielereien mixen beide so ziemlich alle Wetterphänomene von Sonnenschein bis Alpenglühen und von
Gewitter bis Schneesturm. Bestens abgestimmt spielt die Technik hinter der Bühne mit, sodass die Besucher im Bühnenfenster das Hexenwetter mitverfolgen können.
Plötzlich schleicht sich in dieses kontrastreiche Aprilwetter die Liebe ein. „Objekt der Begierde“ist die Schneiderstochter Mona. Dabei gab Katharina Betz ihr voll gelungenes Bühnendebüt. In der Traumwelt bauscht sich ein heftiges Gerangel auf, wer nun der Auserwählte sein soll. Weil die im richtigen Leben verstorbene Schneidersgattin Alma (Marie Schmid) im Traum wieder mit von der Partie ist, streiten sich Hans Muschler und Marie Schmid völlig lebensnah und verbal sehr kreativ um die Wahl des Schwiegersohns. Nur mit Worten geben sich der temperamentvolle bayerisch-italienische Luca (Armin Mayer) und der langweilige Fichtbauer Bibi (Tobias Schnabel) nicht zufrieden. Sie tragen einen Ringund Boxkampf aus, der das Publikum mitreißt.
Verbal schwingen italienisches Feuer und bayerische „Laomsiaderei“mit. Das richtige Unheil entsteht, als Mona ihrem Vater Zacharias den Namen ihres Auserwählten in das Ohr flüstert. Der Schneider klaut die Wettertöpfe der Hexen und steigt somit zum mächtigen Herrscher über die Elemente auf. Vor allem will er mit einem „Sauwetter“die Hochzeit seiner Tochter verhindern. Doch wie bei Goethes Zauberlehrling wird der Schneider „die Geister, die er rief nicht mehr los!“Dabei stellt das gesamte Ensemble sehr gekonnt und kontrolliert, ein perfektes Bühnenchaos dar. Wie beim Zauberlehrling, gibt es auch bei „Malefiz Donnerblitz“ein Happy End. Die Mona bekommt ihren Luca, der in Wirklichkeit gar kein Italiener ist und Toni heißt, Luca Toni eben. Natürlich hatte Autor Ralph Wallner den ehemaligen Torjäger des FC Bayern München im Hinterkopf. Die Macht über die Elemente geht zurück an die Wetterhexen. Hans Muschler mimt einen weiteren Charakter, den Trauernden. Aufgewacht in das richtige Leben ist natürlich seine geliebte Alma nicht mehr da.