Wirtschaft rund um Ingolstadt auf Talfahrt
Die Unternehmen in Ingolstadt und in den Landkreisen der Region schauen noch pessimistischer in die Zukunft als der bayernweite Durchschnitt. Woran liegt das?
Die Talfahrt der Wirtschaft in der Region Ingolstadt geht weiter. Der regionale IHKKonjunkturindex fällt um zehn Zähler auf 86 Punkte und liegt damit annähernd auf dem Niveau wie zu den Tiefpunkten in der Coronasowie Energiekrise im Frühjahr 2020 und Herbst 2022, heißt es in einer Mitteilung der IHK. Ausschlaggebend seien vor allen Dingen die hohen Energiepreise sowie die ausufernde Bürokratie. Deshalb sei auch „keine zeitnahe Verbesserung“zu erwarten. Die IHK hat für ihre Einschätzung zahlreiche Unternehmen in der Stadt Ingolstadt und in den Landkreisen Eichstätt, Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen befragt.
Die Unternehmen zeigen sich zum dritten Mal in Folge unzufriedener mit ihren Geschäften. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage gibt im Vergleich zur letzten Befragung im Herbst noch einmal nach und erreicht den schlechtesten Wert seit zwei Jahren. 27 Prozent der Unternehmen in der Region bewerten ihre Geschäfte als gut und 23 Prozent als schlecht. Einzig die Dienstleistungsbranche kann dem Abwärtstrend trotzen. Zur generellen Unzufriedenheit tragen anhaltend hohe Belastungen bei: 72 Prozent nennen die starken Preissteigerungen bei der Energie als Geschäftshemmnis, die Preissteigerungen bei Rohstoffen und Waren sind für 65 Prozent ein Problem. Eine fehlende Nachfrage beklagen 59 Prozent, fehlendes Personal 54 Prozent der Unternehmen.
Mit Blick auf die kommenden Monate herrscht laut IHK eine pessimistische
Stimmung in der heimischen Wirtschaft. Die Geschäftserwartungen brechen regelrecht ein und entwickeln sich damit in der Region gegen den bayerischen Trend: Nur zwölf Prozent rechnen mit einer Belebung ihrer Geschäfte, ganze 40 Prozent gehen hingegen von einer Verschlechterung aus. Der breite Pessimismus dürfte auch auf die vielen Risiken zurückzuführen sein: Die Energie- und Rohstoffpreise werden mit 69 Prozent am häufigsten als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung gesehen. Einen deutlichen Zuwachs bei den Nennungen
erfahren die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die mit 65 Prozent erneut einen Höchststand erreichen und fast doppelt so oft genannt werden wie noch vor einem Jahr. Die Arbeitskosten (61 Prozent) belasten Ingolstadts Wirtschaft vergleichsweise stark, der Mangel an Arbeitskräften (59 Prozent) bereitet ebenfalls Sorge. Angesichts der breiten Risikosituation zeigen sich die Unternehmen bei ihren Investitionsund Beschäftigungsplänen zurückhaltend: 17 Prozent wollen Investitionen ausbauen, 30 Prozent hingegen zurückschrauben. Gar
keine Investitionen planen 13 Prozent. Bei den Beschäftigungsplänen stehen die Zeichen weiterhin auf Stellenabbau. 28 Prozent der Betriebe wollen Stellen streichen, nur 14 Prozent Stellen aufbauen. 58 Prozent planen keine Änderungen.
„Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage sind besorgniserregend“, sagt Franz Schabmüller, Sprecher des IHK-Forums Region Ingolstadt. „Unsere heimische Wirtschaft kommt einfach nicht in Schwung. Das zeigt sich vor allem auch darin, dass unsere Unternehmen in der Region noch einmal deutlich pessimistischer sind als der gesamtbayerische Trend. Mit großer Sorge erfüllt mich, dass unsere Betriebe einer regelrechten Gemengelage an Risiken gegenüberstehen und sie bei ihren Investitionen sehr zurückhaltend sind. Für eine industriestarke Region wie unsere muss das gerade mit Blick auf die Innovationskraft ein Weckruf sein.“Schabmüller fordert drei konkrete Maßnahmen, mit denen die Politik der Wirtschaft in der Region wieder Aufschwung geben kann: „Es braucht ein Ende der Bürokratieflut und einen Stopp neuer Auflagen sowie Berichtspflichten für Firmen. Anstatt alles im Klein-Klein zu regeln, müssen wir uns wieder mehr auf die Prinzipien der nachhaltig-sozialen Marktwirtschaft verlassen. Was der Wirtschaft guttut: Die Unternehmen einfach machen lassen!“, fordert der Sprecher des IHK-Forums Region Ingolstadt. „Außerdem braucht es wettbewerbsfähige Unternehmenssteuern sowie eine Steuerpolitik, die mehr private Investitionen ermöglicht, um den Standort voranzubringen. Die dritte Maßnahme ist: Mehr Tempo bei der Energiewende. Für mehr Versorgungssicherheit und Energie zu wettbewerbsfähigen Preisen müssen wir die Genehmigungssowie Planungsverfahren beschleunigen sowie entschlacken. Das bedeutet auch, bei den Planungen von Energieprojekten, zum Beispiel von Windparks, die Bürger frühzeitig einzubinden, die Vorteile einer heimischen Energiegewinnung transparent und offensiv zu erklären sowie Kommunen und Bevölkerung vor Ort finanziell zu beteiligen.“(AZ)