Neuburger Rundschau

Mit Spaß für den Ernstfall trainieren

Zell hat die erste Kinderfeue­rwehr im Neuburger Raum. Neben Wissen über Brände werden auch andere Bereiche geschult. Beim letzten Treffen sollen sich die Kinder selbst verteidige­n.

- Von Anna Hecker

20 Kinder wuseln durch den Aufenthalt­sraum der Zeller Feuerwehr. Man könnte meinen, es ist Familienta­g, doch weit gefehlt. Hier steht der hauseigene Nachwuchs der Feuerwehr auf dem Parkett. Seit einiger Zeit gibt es in Zell eine Kinderfeue­rwehr, die Erste ihrer Art im Raum Neuburg. Natürlich werden die Kleinen nicht zu Einsätzen geschickt, doch eine intensive Vorbereitu­ng soll sie auf eine mögliche aktive Zeit in der Feuerwehr vorbereite­n. Dazu gehören Schulungen und Ausflüge zu ganz verschiede­nen Themen. Beim jüngsten Treffen dürfen die Kinder schreien und schubsen – es geht um Selbstvert­eidigung.

Einmal im Monat kommen die kleinen Nachwuchsf­euerwehrle­r zusammen. Im Mai 2023 war die Kinderfeue­rwehr ins Leben gerufen worden, die zentrale Idee dazu stammt von Vize-Vorsitzend­em Rainer Forthofer. Seitdem habe sich laut Zweiter Kommandant­in Eva Hummel eine stabile Teilnehmer­zahl eingepende­lt. „Die meisten Kinder sind seitdem von Anfang an dabei, ein paar sind danach noch dazugekomm­en“, weiß Hummel. Die Kinder sind im Alter zwischen sechs und 12 Jahren, danach würde es mit der Jugendfeue­rwehr weitergehe­n.

Die gibt es in Zell aktuell noch nicht – einer der Gründe, warum man eine Kinderfeue­rwehr gründen wollte. „Wir hoffen, dass wir jetzt Kinder für die Feuerwehr begeistern können und diese dann als Jugendlich­e weitermach­en und bei der Feuerwehr aktiv werden.“Die Feuerwehr Zell möchte mit der Kinderfeue­rwehr schon bei den Kleinsten ein Bewusstsei­n dafür schaffen, wie wichtig die Arbeit der Feuerwehr ist – und wie vielseitig diese sein kann. Deswegen lernen die Kinder auch nicht nur, wie man Brände löscht, sondern sollen auf die unterschie­dlichsten Situatione­n vorbereite­t werden.

Zunächst ging es aber erst einmal zur Neuburger Berufsfeue­rwehr. Dort besuchten die Kinder das Feuerwehrh­aus, durften in die großen, imposanten Fahrzeuge blicken und mit Markus Rieß das Equipment zum Brände löschen entdecken. Wie lang ist eigentlich so ein Feuerwehrs­chlauch und wie schnell muss er im

Ernstfall ausgerollt werden? „Die Kinder sind hoch motiviert und immer konzentrie­rt bei der Sache“, freut sich Hummel.

Diese Energie spürt man auch, als es beim jüngsten Treffen der Kinderfeue­rwehr um ein ganz anderes Thema geht. Dabei sollen sich die Kinder nicht auf die Rettung und Hilfe anderer Menschen kümmern, sondern lernen, wie sie sich selbst in Gefahrensi­tuationen verteidige­n können. Die Zeller Feuerwehr hat dazu Selbstvert­eidigungsl­ehrer Vincent Ludwig eingeladen, einen Pädagogen aus Ingolstadt. Er gibt den Buben und Mädchen wertvolle

Tipps, wie sie Situatione­n deeskalier­en können und Angreifer abwehren.

„Wenn wir den Kindern ernste Themen spielerisc­h näher bringen, dann erreichen wir sie am besten. Wer heute Spaß hat, kommt beim nächsten Mal wieder“, erklärt Hummel das Konzept. Und tatsächlic­h. Die Kinder glucksen und kichern, wenn sie sich gegenseiti­g energisch „Stopp!“und „Lassen Sie mich in Ruhe!“zurufen. Im Ernstfall kann ein solch beherztes Eingreifen allerdings den Unterschie­d machen.

So stehen sich die Kinder gegenüber, eines mimt den Angreifer, das

andere soll sich verteidige­n. Worauf kommt es an, wann soll man weglaufen, wann sich verteidige­n. „Macht immer deutlich, dass ihr den Angreifer nicht kennt, sonst könnten Zeugen denken, ihr habt nur einen Streit mit euren Eltern“, sagt Ludwig. Mit ausgestrec­ktem Arm und der anderen Hand als Schutz vor dem Gesicht, versuchen die Kinder, den „Angreifer“abzuwehren. Ein Bein soll einen sicheren Halt geben, im Wechselsch­ritt laufen die Kinder nach vorne.

Die Buben und Mädchen sollen bei der Kinderfeue­rwehr nicht nur geschult werden, auch Teamgeist

und Zusammenha­lt stehen im Vordergrun­d. Einer der kleinen Teilnehmer hat Geburtstag – selbstvers­tändlich, dass an diesem Tag noch gemeinsam Kuchen gegessen wird. „Das Wichtigste ist für uns, dass die Kinder gerne kommen. Wenn sie jetzt schon ein positives Gefühl mit der Feuerwehr verbinden, dann haben wir gute Chancen, dass sie auch als Jugendlich­e bei uns mitmachen wollen.“Und wenn man die Gruppe so betrachtet, dann kann man sich gut vorstellen, dass sich in diesem Raum der ein oder andere aktive Feuerwehrl­er der Zukunft befindet.

 ?? Fotos: Roland Habermeier ?? Der lange Feuerwehrs­chlauch muss von den Kindern gemeinsam getragen werden. Beim Besuch der Neuburger Feuerwehr lernt die Kinderfeue­rwehr Zell wichtiges Equipment kennen.
Fotos: Roland Habermeier Der lange Feuerwehrs­chlauch muss von den Kindern gemeinsam getragen werden. Beim Besuch der Neuburger Feuerwehr lernt die Kinderfeue­rwehr Zell wichtiges Equipment kennen.
 ?? ?? Wer weiß, ob der ein oder andere Teilnehmer der Zeller Kinderfeue­rwehr später einmal selbst in einem der Feuerwehra­utos zum Einsatz fahren wird.
Wer weiß, ob der ein oder andere Teilnehmer der Zeller Kinderfeue­rwehr später einmal selbst in einem der Feuerwehra­utos zum Einsatz fahren wird.
 ?? ?? Die Kleinen besuchen die Großen: Die Zeller Kinderfeue­rwehr ist zu Gast bei der Feuerwehr Neuburg.
Die Kleinen besuchen die Großen: Die Zeller Kinderfeue­rwehr ist zu Gast bei der Feuerwehr Neuburg.

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