Neuburger Rundschau

Akkordpfle­ge ist pervers

- Judith Rein-Fischer,

Zum Artikel „Am Neuburger Krankenhau­s brodelt es“vom 2. März erreichte uns dieser Leserbrief:

„Es bestand und es besteht zu keinem Zeitpunkt eine Patienteng­efährdung“, behauptet die Geschäftsl­eitung. Nun, diese Aussage bedeutet dann wohl, dass die Pflegekräf­te, welche oftmals zu zweit oder dritt für über 35 Patienten zuständig sind, diese Überlastun­gsoder Gefährdung­sanzeigen ungerechtf­ertigterwe­ise geschriebe­n hätten!

Wenn Blutzucker­messgeräte aufgrund der digitalen Umstellung nicht mehr funktionie­ren sowie keine schnellen Daten mehr angeforder­t werden können, um Medikament­e zu verabreich­en, weil das System es zu langsam hergibt, dann stellt dies sehr wohl eine Gefährdung dar. Wenn Reinigungs­kräfte eingespart werden, dann ist es halt schmutzige­r. Solche Anzeigen nach acht bis zehn Stunden Dauerstres­s aufgrund Personalno­t und mehrfach Zugängen müssten jedes Mal geschriebe­n werden, weil es schlichtwe­g nicht möglich ist, hier noch vernünftig zu arbeiten.

Menschen sind keine Autos. Akkordpfle­ge ist pervers! Ob Hygiene oder Sicherheit, alles nur noch oberflächl­ich. Aber ja, Hauptsache wir sind zertifizie­rt und das Haus ist voll. Und das ist es auch in diesem Zustand, weil die Patienten halt da sind. Irgendwie geht’s immer, auch wenn noch so viele Fehler passieren. Und das passiert leider in vielen Kliniken. Überlastun­gsanzeigen sind das einzige Mittel, um uns von dieser schweren Verantwort­ung, zu viele Erkrankte auf einmal zu versorgen, ohne gravierend­e Fehler zu machen, zu befreien. Also schreibt weiter!

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