Akkordpflege ist pervers
Zum Artikel „Am Neuburger Krankenhaus brodelt es“vom 2. März erreichte uns dieser Leserbrief:
„Es bestand und es besteht zu keinem Zeitpunkt eine Patientengefährdung“, behauptet die Geschäftsleitung. Nun, diese Aussage bedeutet dann wohl, dass die Pflegekräfte, welche oftmals zu zweit oder dritt für über 35 Patienten zuständig sind, diese Überlastungsoder Gefährdungsanzeigen ungerechtfertigterweise geschrieben hätten!
Wenn Blutzuckermessgeräte aufgrund der digitalen Umstellung nicht mehr funktionieren sowie keine schnellen Daten mehr angefordert werden können, um Medikamente zu verabreichen, weil das System es zu langsam hergibt, dann stellt dies sehr wohl eine Gefährdung dar. Wenn Reinigungskräfte eingespart werden, dann ist es halt schmutziger. Solche Anzeigen nach acht bis zehn Stunden Dauerstress aufgrund Personalnot und mehrfach Zugängen müssten jedes Mal geschrieben werden, weil es schlichtweg nicht möglich ist, hier noch vernünftig zu arbeiten.
Menschen sind keine Autos. Akkordpflege ist pervers! Ob Hygiene oder Sicherheit, alles nur noch oberflächlich. Aber ja, Hauptsache wir sind zertifiziert und das Haus ist voll. Und das ist es auch in diesem Zustand, weil die Patienten halt da sind. Irgendwie geht’s immer, auch wenn noch so viele Fehler passieren. Und das passiert leider in vielen Kliniken. Überlastungsanzeigen sind das einzige Mittel, um uns von dieser schweren Verantwortung, zu viele Erkrankte auf einmal zu versorgen, ohne gravierende Fehler zu machen, zu befreien. Also schreibt weiter!