30 Jahre mit Schokolade
Seit 30 Jahren unterrichtet Julia Israelian an der Neuburger Volkshochschule Gesang. Zum Jubiläumskonzert verrät sie ihr Erfolgsrezept.
Von der relativ modernen Pop-Ballade über jahrzehntealte Gassenhauer, Filmmusik, barocke Konzertarien und Lieder der Romantik bis hin zu Oper und Operette spannte sich der Melodienreigen im Jubiläumskonzert der Vhs-Gesangsklasse von Julia Israelian. Lächelnd saß die studierte Opernsängerin und Pianistin am Klavier und begleitete 14 ihrer insgesamt mehr als 200 Gesangsschüler, die ihr Publikum begeisterten. Manche noch ganz frisch, erst zwei Jahre dabei wie Tanja Renner, die die berührende Ballade „Angel“von Sarah McLachlan mitgebracht hatte, oder Uta Südhaus, die mit „Over the Rainbow“in die amerikanische Filmmusik entführte.
Andere sind von Anbeginn, also seit 30 Jahren dabei: Michael Schmid („Die Post“aus Franz Schuberts Winterreise), Anita Kerner, Annette Lang und Brigitte Clemens. Letztere moderierte mit Witz und Esprit, stellte die Interpreten kurz, aber treffend vor und verriet so manche kleine Anekdote, die zum einen amüsierte, zum anderen ein Schlaglicht auf Julia Israelian warf. Deren Erfolgsgeheimnis scheint nicht nur ihre eigene, auch pädagogisch professionelle Ausbildung zu sein, sondern auch der menschliche Bezug zu ihren Schülern, die sie bestmöglich fördert und mit Schokolade belohnt. So gab es auch im Konzert nach jedem Auftritt eine süße Belohnung zusätzlich zum Applaus der Konzertbesucher.
Das Publikum goutierte Walburga Bauchs humorvolle Darbietung von „Unser Chef ist nicht da“ mit kräftigem Applaus und steigerte sich zu Bravorufen für Anita Kerners und Brigitte Clemens „Katzenduett“, das stimmlich wie mimisch eine Klasse für sich war. Bejubelt wurden auch Markus Haningers beeindruckende Interpretation von „My Way“sowie Brigitte Clemens‘ und Dieter Eibls gefühlvolles Duett „Niemand liebt dich so wie ich“von Franz Lehar, als „Schmachtfetzen“von der Moderatorin selbst angekündigt. Sabine Ammler beschwor „Romantische Nächte“und begeisterte gemeinsam mit Markus Haninger im Duett „Evening Prayer“aus Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“.
Die „Grande Dame“der Gesangsklasse, Sigrid Schlüter, erfreute mit dem wunderbar eingängigen Operettenlied „Es war einmal“, Manuela Pscheid verlieh Frederic Chopins „Mädchens
Wunsch“Ausdruck. Den heiteren Auftakt hatte Alfred Skov mit „Mein kleiner grüner Kaktus“gemacht, für den jazzigen Ausflug über den Großen Teich sorgte Lisa Horak mit George Gershwins „Embraceable You“.
Köstlich auch Dieter Eibl mit der heute sicher nicht mehr politisch korrekten Arie „Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst“des blasierten Oberst Ollendorf aus Carl Millöckers „Bettelstudent“. Nicht zu vergessen, der krönende Abschluss „La Pastorella del Alpi“mit Brigitte Clemens.
Die Musik sprach für sich – und für die Qualität der Gesangslehrerin. Kulturreferentin Gabriele Kaps würdigte die Jubilarin mit dem Shakespeare-Zitat: „Wenn Musik der Liebe Nahrung ist, spielt weiter“. Das passe bestens auf Julia Israelian, meinte die Laudatorin,
weil diese sowohl die Liebe zur Musik, als auch die Liebe zu ihren Schülern lebe und somit eine wahre Pädagogin sei. Da blieb Vhs-Chef Walter Friemel, dem „besten Chef der Welt“(O-Ton Julia Israelian), nur zu ergänzen, er sei „froh, dass wir damals die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und Julia Israelian ermöglicht haben, Gesang zu unterrichten“. Ganz ohne Bürokratie und der Frage nach Papieren der gebürtigen Georgierin, die mit dem Georgischen Kammerorchester nach Ingolstadt gekommen war und nicht wieder zurückreiste in die damalige Sowjetunion, wie Brigitte Clemens eingangs erzählt hatte.
Info: Am Sonntag, 5. Mai, werden Julia Israelian und ihre Gesangsschüler im Rahmen der Kleinen Konzerte ab 19 Uhr in der Schlosskapelle zu hören sein.