Formel 1 und Fahrerlebnis
Die Zukunft des Audi-Standortes in Neuburg steht ganz im Zeichen der Formel 1. Dafür wird Personal eingestellt und investiert. Was heißt das für die Anwohner?
Für den einen ist es Musik, für den anderen einfach nur Lärm. Laute Motoren und quietschende Reifen haben in der Vergangenheit immer mal wieder für Verdruss unter den Nachbarn von Audi in Neuburg geführt. Denn pro Jahr über nutzen über 6000 Gäste die Strecken auf dem Gelände, um ein besonderes Fahrerlebnis der AudiModelle zu testen. Um die Balance zwischen diesen Events, damit verbundenen Auswirkungen auf die Anlieger und für die Natur zu finden und auch darüber zu informieren, stellte sich Standortleiter Mate Beric den Fragen der Menschen aus Heinrichsheim und Bruck – und berichtete über die Pläne vor Ort.
Zum achten Mal waren die Nachbarn zum Dialog ins Veranstaltungsgebäude vor Ort eingeladen. Die Gäste interessierten sich vor allem für das Engagement von Audi Sport in der Formel 1 und welche Auswirkungen sich daraus für den Neuburger Standort ergeben.
Den Anwohnern geht es in erster Linie um den Lärmschutz. Audi habe auch im vergangenen Jahr die Höchstwerte der genehmigten Emissionen nicht erreicht, erklärte der Standortleiter und zog Bilanz: Die Strecke in Heinrichsheim wird vor allem für Events aus dem Bereich Fahrerlebnis genutzt. Die Abteilung „Driving Experience“führte 2023 insgesamt 415 Veranstaltungen bei Audi Neuburg durch, bei denen über 10.000 Besucher auf dem Gelände waren und 6400 auch auf der kurvenreichen Strecke oder den OutdoorParcours gefahren sind. Drei verschiedene Stecken stehen zur Verfügung, um das Fahrverhalten verschiedener Audi-Modelle zu testen. Für einen ganzen Tag sportliches Fahrertraining mit zwei motorenstarken Modellen investieren die Teilnehmer um die 700 Euro.
Entwicklungsarbeit, die Lärm verursachen könnte, dürfte den Anwohnern allerdings gar nicht zu Ohren kommen, denn die Motoren und die Getriebe für die Formel 1 werden ausschließlich auf den Prüfständen in den Gebäuden getestet, erklärte Mate Beric. „Wir liefern den Antrieb. In Neuburg werden die Formel-1-Fahrzeuge nicht getestet.“Die Entwicklung und der Bau der Rennwagen finde beim beteiligten Rennstall Sauber in der Schweiz statt.
Im März 2026 will Audi das erste Rennen in der Königsklasse des Motorsports bestreiten. Dafür arbeiten in Neuburg bereits 350 Mitarbeitende unter Hochdruck an den technischen Voraussetzungen, denn die Zeit läuft. Im Bereich der Audi Formula Racing GmbH, einer extra für das Formel-Engagement gegründete Tochter, werde es noch einen Personalzuwachs geben. Damit erhöht sich dann die Zahl der Mitarbeitenden am Neuburg-Standort von Audi auf 500. Von außen sichtbar ist das Wachstum ebenfalls: Die Bauarbeiten am
Erweiterungsbau, das in Optik und Größe des Baukörpers an die bestehenden Gebäude andockt, ist für jedermann erkennbar. Dort sind unter anderem die Prüfstände für den neuen Rennwagen mit viel Aufwand und Spezialkränen bereits integriert wurden. Derzeit laufen die Arbeiten an der Fassade.
Mate Beric unterrichtete die
Nachbarinnen und Nachbarn auch über das, was Audi am Standort für Umwelt- und Ressourcenschutz tut. Man übererfülle alle Bedingungen, die eine Zertifizierung fordern. Außerdem geschehe viel, um auf dem Gelände die Biodiversität zu fördern. Dazu gehören ausgewiesene Flächen an Bienenweiden, regelmäßige BienenScreenings,
Insektenhotels, Nistkästen, Sitzplätze für Greifvögel und eine Streuobstwiese. Für die Teststrecke genutztes Wasser wird aufgefangen und erneut verwendet. Geplant sei für dieses Jahr eine Überdachung der Mitarbeiter-Parkplätze mit FotovoltaikModulen.
Der so regenerativ erzeugte Strom werde direkt am Standort verwendet. Und die aus E-Fahrzeugen ausrangierte Batterien dienen als Stromspeicher.
Mancher Zuhörer hielt das Formel-1-Engagement des Autobauers aus Ingolstadt für nicht mehr zeitgemäß und auch nicht umweltgerecht. Zudem gab es immer wieder Gerüchte, dass Audi sich aus dem Thema doch wieder zurückziehe. Mate Beric aber gab zu bedenken, dass ein Premiumhersteller wie Audi auch in der Premiumklasse des Motorsports Präsenz zeigen wolle. Der Motorsport sei zum einen ein wichtiges Werbemittel und zum anderen ein Technologietreiber.
Audi tut mehr für Umwelt- und Artenschutz als gefordert.