„Ich bin wunschlos glücklich“
Fritz Goschenhofers Leben war umtriebig und vielseitig. Dass er mitmischen und vieles bewegen konnte, erfüllt ihn mit Zufriedenheit – auch wenn zum 80. nicht mehr alles so geschmeidig läuft.
Es gibt da diese „Bettgeschichte“von Christine Haderthauer und Fritz Goschenhofer. 18 Jahre ist das jetzt her, und es gibt Dutzende Zeugen und ein Foto davon. Darauf angesprochen, sagt der Fritz nicht ohne Stolz: „Da spricht die Christine heute noch davon.“Und auch er hat jene Begegnung mit ihr bei Betten Lierheimer nicht vergessen, als sich beide während der Neuburger Gewerbemesse gemeinsam auf einem Wasserbett rekelten. „Ich war zuerst im Bett“, verteidigte sich Goschenhofer damals, „dann kam Christine. Sie hat sich wohl gedacht: Da liegt der Fritz, da leg’ ich mich dazu.“
Es ist diese Art von Humor, für die Fritz Goschenhofer bekannt ist. Ein Charmeur der alten Schule, mit einem spitzbübischen Lächeln, einem saloppen Spruch und einer Kontaktfähigkeit, die legendär ist und selbst Sprachbarrieren überwindet. Nur diese leidige Sache mit seiner Hüfte, mit der er sich seit nunmehr 30 Jahren herumplagt, kann ihm manchmal die Laune verderben. Und das Alleinsein nach dem Tod seiner Frau Inge fühlt sich mitunter einsam an. Doch „mit den Möbeln sprechen“muss er heute nicht. Zu seinem 80. Geburtstag an diesem Mittwoch dürfte ein reges Kommen und Gehen in Feldkirchen herrschen. „Wer kommen will, ist willkommen. Und wer nicht, hat es halt versäumt“, sagt er und lacht.
Will man das Leben eines Fritz Goschenhofer aufdröseln, braucht man viel Zeit – und viele Zeitungszeilen. Man könnte erzählen, wie er in Nördlingen aufgewachsen ist und als Kind in den 1940er- und 50er-Jahren mit Gerd Müller, dem späteren „Bomber der Nation“, auf der Straße gekickt hat. Dass er Teil der „Goschenhofer-Sippe“ist, deren Stammbaum bis 1543 zurückgeht und zu der weltweit 80 Mitglieder zählen, die sich noch heute alle zehn Jahre treffen. Man könnte auch von seinem Leben als Sportler erzählen, von seiner Leidenschaft fürs Handballspielen und
der Gründung der Handballabteilung beim TSV-Neuburg. Von 1970 bis 1982 war er dort als Trainer und Abteilungsleiter aktiv, zu seinen Schützlingen zählte einst auch Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Und bei Spielen gegen den MTV Ingolstadt traf er auf einen gewissen Horst Seehofer, für
den er später als BundeswahlkreisGeschäftsführer arbeitete.
Anfang der 1980er-Jahre tat sich noch ein anderes Betätigungsfeld auf: Als Kreisvorsitzender des Bayerischen Landessportverbands (BLSV) holte er in 34 Jahren insgesamt 100 Millionen Euro an Zuschüssen für Sportstätten und
-heime in den Landkreis. Dafür wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt und erhielt eine Auszeichnung – eine von vielen, die sich über die Jahrzehnte angesammelt haben und die „so gut in einem Kasten versperrt sind, dass ich selbst nicht mehr rankomme“. Und für seine CSU war er jahrzehntelang im Stadt- und Kreisrat aktiv, hat mit beharrlicher Ausdauer die Ehrenamtskarte durchgesetzt, aber auch Niederlagen hingenommen, wie etwa eine Dreifachturnhalle an der neuen Paul-WinterRealschule, die zu teuer geworden wäre.
„Ruhig irgendwo sitzen und entspannen, das kann ich einfach nicht“, hat er einmal gesagt. Seine Umtriebigkeit hatte aber auch ihren Preis. Wenn er für seinen Arbeitgeber, die Deutsche Bahn, unterwegs war, dann fuhr er nach Feierabend oftmals direkt zu einer Sitzung oder Versammlung. Und im Anschluss gab es nicht selten „Nachbesprechungen“in einem Wirtshaus. „Zum Glück ist aus meinen Kindern was geworden – obwohl ich so viel weg war“, sagt er heute. Ohne das Verständnis seiner Frau, die ihm den Rücken freigehalten habe, hätte das nicht funktioniert. Dass sich beides so gut in seinem Leben gefügt habe, ist für Goschenhofer ein Geschenk. „Ich hatte und habe eine tolle Familie und konnte was für die Stadt tun – unterm Strich bin ich dankbar, dass ich das erleben konnte.“
Und was wünscht sich der Fritz zu seinem Geburtstag? Wenn ihn sein Hüftleiden nicht so einschränke, dann würde er am liebsten reisen. „Drei Wochen auf einem Schiff“– das stellt er sich herrlich vor. Sein Ziel: „Ganz egal – einfach treiben lassen!“Dass ihm jetzt erstmals Grenzen in seinem Tun aufgezeigt werden, nimmt er stoisch hin. „Ich hadere nicht mit meiner Krankheit. Ich hatte so viele schöne Momente und ein zufriedenes Leben, dass ich sagen kann: Ich bin wunschlos glücklich.“
Doch dann schiebt er doch noch einen Wunsch nach. Er habe einmal gelesen, dass ein Mensch im Schnitt 17.200 Atemzüge am Tag macht. Demzufolge habe er mittlerweile über 500 Millionen Schnaufer getan. 600 Millionen sollten es am Ende schon sein, hat er sich als Ziel gesetzt. Rein rechnerisch wäre das mit 95 erreicht. „Ach, machen wir die 100 voll“, sagt er ambitioniert und setzt wieder sein spitzbübisch verschmitztes Lächeln auf.