Eine Reise zu den nordischen Göttern
Das Jugendtheater im Neuburger Volkstheater hat bei seinem aktuellen Stück „Die nordischen Götter“vom Textbuch bis zu den Kostümen alles in Eigenregie erstellt.
Im Vorraum der Box 15 herrscht reges Treiben. Während der eine seinen Mantel sucht, an einem anderen Kostüm noch der Umhang befestigt wird und sich mehrere Protagonisten einsprechen, kündigt Regisseur Sebastian Englschall den Probenbeginn an: „In 15 Minuten bitte alle auf die Bühne!“Spannung und Vorfreude liegen in der Luft, bevor das Stück „Die nordischen Götter“zum ersten Mal durchgespielt wird.
Mit diesem Thema hat sich das Jugendtheater eine faszinierende, aber nicht immer leicht zugängliche Sagensammlung herausgesucht. Sebastian Englschall, der das Textbuch verfasst hat und zusammen mit Christoph Lenhart Regie führt, hatte schon sehr lange Lust sich mit diesem Thema zu beschäftigen und kurzerhand beschlossen, selbst das nächste Theaterstück zu schreiben. „Wir proben auch, wenn aktuell kein Stück ansteht und somit hatte ich die Schauspieler für bestimmte Rollen schon im Kopf. Manchmal habe ich die Rolle geschrieben und im Kopf bereits die Stimme und den Sprechrhythmus des Schauspielers oder der Schauspielerin gehört“, erzählt der Autor, der mit dem Probenverlauf – immerhin wird erst seit zwei Monaten geprobt – sehr zufrieden ist. Angelegt hat er es wie eine märchenhafte Kurzgeschichtensammlung mit rotem Faden, denn in jeder Szene steht ein anderer Gott im Fokus, sodass die Hauptperson je nach Kapitel wechselt. Ein Konzept, das gut zum Stoff passt und diesen dramaturgisch ansprechend umsetzt!
Aber nicht nur das Textbuch, die ganze Produktion stammt aus den Reihen des Jugendtheaters: Die 15 Schauspieler, die Bühnenbauer und die Techniker, die eigens komponierte Musik, die auf einem Bastelwochenende gestalteten Requisiten und die Kostüme stellt die Jugend selbst. Allein das Maskenteam komme vom Neuburger Volkstheater, fügt Sebastian Englschall an, der sich dankbar für diese Unterstützung zeigt. Silke Auctor und Isabel Rack, Kunstpädagogikstudentinnen, haben das komplett eigene Kostüm zuerst
mittels Skizzen entworfen und anschließend genäht. „Wir wussten, dass das Bühnenbild minimalistisch sein würde, deswegen werden Maske und Kostüm die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Charaktere des Stücks haben wir nach Farben kodiert“, erklären die beiden ihre Herangehensweise. Hier und dort wird noch etwas festgesteckt, dann machen sich farbenprächtige Göttinnen und schwarz
verhüllte Nornen auf den Weg zur Bühne.
Ohne zu viel zu verraten, was für ein Theaterstück erwartet das Publikum? Eines, das die wesentlichen nordischen Götter ins Zentrum rückt und ihre wichtigsten Geschichten aufgreift. Um nur ein paar zu nennen: Warum hat Odin, der Allvater und Weltenwanderer, der nach allem Wissen der Welt strebt, nur noch ein Auge? Kann
Thor seinen geliebten Hammer Mjöllnir im Duell mit dem Riesen Surtr behalten? Wie kann sich Loki, der listige Gestaltenwandler, gegen die aufgebrachte Sif, der er die Haare ausgerissen hat, zur Wehr setzen? Wer gewinnt den Wettstreit der Zwerginnen – denn wer sagt, dass nur Zwerge gute Schmiede sind? Vorkenntnisse der nordischen Mythologie braucht es nicht und dadurch, dass das Jugendtheater die Götter mit sehr vertrauten menschlichen Zügen versieht, sind immer wieder Lacher garantiert.
„Vorhang auf – und bitte“, eröffnet Sebastian Englschall die Durchlaufprobe. Die Diskussionen, wo welche Requisiten am besten deponiert werden, sind verstummt, nun gibt es nur noch Götter, Riesen, Zwerge, Nornen. Heute spielen sie noch vor leeren Stühlen, aber die Vorfreude auf das Publikum füllt den Raum schon jetzt.
Info: Die Aufführungen des Jugendtheaters im Neuburger Volkstheater sind am 08./09. und am 15./16. März, jeweils um 20 Uhr, in der Box 15. Karten gibt es unter www.nvt-tickets.de.