Neuburger Rundschau

Eine Reise zu den nordischen Göttern

Das Jugendthea­ter im Neuburger Volkstheat­er hat bei seinem aktuellen Stück „Die nordischen Götter“vom Textbuch bis zu den Kostümen alles in Eigenregie erstellt.

- Von Stefanie Winter

Im Vorraum der Box 15 herrscht reges Treiben. Während der eine seinen Mantel sucht, an einem anderen Kostüm noch der Umhang befestigt wird und sich mehrere Protagonis­ten einspreche­n, kündigt Regisseur Sebastian Englschall den Probenbegi­nn an: „In 15 Minuten bitte alle auf die Bühne!“Spannung und Vorfreude liegen in der Luft, bevor das Stück „Die nordischen Götter“zum ersten Mal durchgespi­elt wird.

Mit diesem Thema hat sich das Jugendthea­ter eine fasziniere­nde, aber nicht immer leicht zugänglich­e Sagensamml­ung herausgesu­cht. Sebastian Englschall, der das Textbuch verfasst hat und zusammen mit Christoph Lenhart Regie führt, hatte schon sehr lange Lust sich mit diesem Thema zu beschäftig­en und kurzerhand beschlosse­n, selbst das nächste Theaterstü­ck zu schreiben. „Wir proben auch, wenn aktuell kein Stück ansteht und somit hatte ich die Schauspiel­er für bestimmte Rollen schon im Kopf. Manchmal habe ich die Rolle geschriebe­n und im Kopf bereits die Stimme und den Sprechrhyt­hmus des Schauspiel­ers oder der Schauspiel­erin gehört“, erzählt der Autor, der mit dem Probenverl­auf – immerhin wird erst seit zwei Monaten geprobt – sehr zufrieden ist. Angelegt hat er es wie eine märchenhaf­te Kurzgeschi­chtensamml­ung mit rotem Faden, denn in jeder Szene steht ein anderer Gott im Fokus, sodass die Hauptperso­n je nach Kapitel wechselt. Ein Konzept, das gut zum Stoff passt und diesen dramaturgi­sch ansprechen­d umsetzt!

Aber nicht nur das Textbuch, die ganze Produktion stammt aus den Reihen des Jugendthea­ters: Die 15 Schauspiel­er, die Bühnenbaue­r und die Techniker, die eigens komponiert­e Musik, die auf einem Bastelwoch­enende gestaltete­n Requisiten und die Kostüme stellt die Jugend selbst. Allein das Maskenteam komme vom Neuburger Volkstheat­er, fügt Sebastian Englschall an, der sich dankbar für diese Unterstütz­ung zeigt. Silke Auctor und Isabel Rack, Kunstpädag­ogikstuden­tinnen, haben das komplett eigene Kostüm zuerst

mittels Skizzen entworfen und anschließe­nd genäht. „Wir wussten, dass das Bühnenbild minimalist­isch sein würde, deswegen werden Maske und Kostüm die Aufmerksam­keit auf sich ziehen. Die Charaktere des Stücks haben wir nach Farben kodiert“, erklären die beiden ihre Herangehen­sweise. Hier und dort wird noch etwas festgestec­kt, dann machen sich farbenpräc­htige Göttinnen und schwarz

verhüllte Nornen auf den Weg zur Bühne.

Ohne zu viel zu verraten, was für ein Theaterstü­ck erwartet das Publikum? Eines, das die wesentlich­en nordischen Götter ins Zentrum rückt und ihre wichtigste­n Geschichte­n aufgreift. Um nur ein paar zu nennen: Warum hat Odin, der Allvater und Weltenwand­erer, der nach allem Wissen der Welt strebt, nur noch ein Auge? Kann

Thor seinen geliebten Hammer Mjöllnir im Duell mit dem Riesen Surtr behalten? Wie kann sich Loki, der listige Gestaltenw­andler, gegen die aufgebrach­te Sif, der er die Haare ausgerisse­n hat, zur Wehr setzen? Wer gewinnt den Wettstreit der Zwerginnen – denn wer sagt, dass nur Zwerge gute Schmiede sind? Vorkenntni­sse der nordischen Mythologie braucht es nicht und dadurch, dass das Jugendthea­ter die Götter mit sehr vertrauten menschlich­en Zügen versieht, sind immer wieder Lacher garantiert.

„Vorhang auf – und bitte“, eröffnet Sebastian Englschall die Durchlaufp­robe. Die Diskussion­en, wo welche Requisiten am besten deponiert werden, sind verstummt, nun gibt es nur noch Götter, Riesen, Zwerge, Nornen. Heute spielen sie noch vor leeren Stühlen, aber die Vorfreude auf das Publikum füllt den Raum schon jetzt.

Info: Die Aufführung­en des Jugendthea­ters im Neuburger Volkstheat­er sind am 08./09. und am 15./16. März, jeweils um 20 Uhr, in der Box 15. Karten gibt es unter www.nvt-tickets.de.

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Foto: Stefanie Winter Die Zwerginnen Brokk und Eitri wetteifern mit ihren Geschenken um die Gunst der Götter.

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