Rasante Passagen und kunstvolle Ausformungen
Elly Suh (Violine) und das Janácˇek Chamber Orchestra beeindrucken im Theaterfestsaal. Die Geigerin wagt sich dabei auch an besonders schwere Stücke.
Das Janácˇek Chamber Orchestra, benannt nach dem großen tschechischen Komponisten Leosˇ Janácéck und die überaus herausragende Solistin Elly Suh (Violine) beeindruckten beim jüngsten Konzert des Konzertvereins, im gut besuchten Theaterfestsaal in Ingolstadt.
Das Programm des Abends, mit der Sinfonia in A-Dur von Jan Zach, dem Konzert für Violine und Streichorchester in a-Moll von Johann Sebastian Bach und etwa der Teufelstrillersonate in g-Moll für Violine und Streichorchester von Giuseppe Tartini sowie der Partita IX von Frantisˇek Ignác Antonín Tu˚ ma, sorgte für viel Beifall beim Publikum und war insgesamt ansprechend und solide intoniert.
Die Violinistin Elly Suh, erstmals an der Donau zu Gast, wird als eine der führenden PaganiniInterpretinnen ihrer Generation gefeiert und arbeitet derzeit an einem großen Aufnahmeprojekt von Niccolò Paganinis 24 Capricen für Violine solo. Sie ist Preisträgerin zahlreicher international renommierter Violinwettbewerbe. Ihr Spiel auf einer Guarneri-Violine, die ihr von einem anonymen Mäzen geliehen wird, ist technisch überaus präzise angelegt. Im Werkverlauf vor allem bei Bach überzeugte sie mit einem warm timbrierten Klang und war stets auf flexible Tongestaltung bedacht. Wie sehr Streicher und Solovioline dabei miteinander harmonisieren, zeugt von Qualität und enormen künstlerischen Fähigkeiten. Elly Suh spielt entschlossen, mal resolut und straff (vor allem bei der überaus schwer intonierbaren Trillersonate (Tartini)) und intoniert gleichermaßen zart und empfindsam bei den so innigen Phrasen, die gerade auch die Werke von Bach immer wieder auszeichnen.
Stilistisch geben sich Orchester und Solistin variabel. Rasante Läufe und die rhythmisch treibenden Fugen (Bach) erklingen auf der so wunderschön klingenden Violine von Elly Suh in vielfachen Farbschattierungen. Dabei begleitet das Orchester dynamisch kontrastvoll und vielfach ausgewogen,
ganz zu Freude eines spürbar beeindruckten Publikums. Bei Tartini finden sich wiederum kunstvolle Ausformungen in den so anspruchsvollen, rasanten Passagen.
Steigerungen und Zurücknahmen wirken sehr organisch und tonal überaus ansprechend.
Die koreanisch-amerikanische Geigerin Elly Suh erhielt bereits ab fünf Jahren Violinunterricht und gewann unter anderem den Wettbewerb in Naumburg, die „International Violin Competition in New York“, den „David-OistrachViolinwettbewerb“in Moskau und 2018 den „Internationalen BachWettbewerb“in Leipzig. Elly Suh spielt auf einer Guarneri-Violine, die ihr mit Unterstützung von Florian Leonhard Fine Violins zur Verfügung gestellt wird.
Neben ihren Interpretationen der großen Werke der Violinliteratur gilt Elly Suh als bedeutende Vertreterin zeitgenössischer Werke für Violine, besonders auch von Jörg Widmann.
Das Janácek Chamber Orchestra wurde 1964 von namhaften Musikern unter der künstlerischen Leitung von Zdenék Dejmek gegründet. Beim Konzert in Ingolstadt erfreute dieses Kammerorchester ganz besonders auch mit Musik aus dem sogenannten „Habsburger Kronladen“, an der Schwelle zur Wiener Klassik. Für die weiteren Konzerte des Konzertvereins gibt es Karten unter www.konzertverein-ingolstadt.de im Internet. (AZ)