Chef sieht Online-Handel „entspannt“
Westparkmanager Rüdiger Leibold über die Attraktivität des Westparks, baldige Neueröffnungen und den Wunsch nach einem verkaufsoffenen Sonntag.
Nicht nur in Ingolstadt geht die Angst vom „Sterben der Innenstadt“um. Das Salamanderhaus steht leer, genauso wie das Kaufhofgebäude. Auch an vielen kleineren Läden und Geschäften hängt ein Schild mit „zu vermieten“.
Ein paar Kilometer weiter draußen, im Westen der Stadt, erstreckt sich der Westpark. Die Eröffnung 1996 war im Vorfeld von Protest begleitet, gerade auch aus Neuburg. Man befürchtete drastische Auswirkungen auf den eigenen Einzelhandel. Inzwischen ist der Westpark, der von einer EdekaTochter betrieben wird, 28 Jahre alt und beherbergt an die 140 Geschäfte. „Der Westpark war und ist heute noch eine echte Erfolgsgeschichte“, sagt Rüdiger Leibold, seit Oktober 2022 Centermanager des Einkaufszentrums. Trotz seines Alters sei der Westpark keineswegs in die Jahre gekommen. Und dennoch: Ganz ohne Spuren sind die vergangenen Jahre mit Pandemie, Inflation und dem Boom des Onlinehandels am Einkaufszentrum nicht vorbeigegangen. Aber Leibold hat durchaus Ideen, wie der Westpark sich weiterentwickeln könnte.
500 Meter lang, 32.800 Quadratmeter Verkaufsfläche und – was immer wieder als Argument für seine Attraktivität aufgeführt wird – 3300 kostenlose Parkplätze vor der Tür: Das sind die Zahlen, die den Westpark beschreiben. Und dabei soll es auf absehbare Zeit auch bleiben. „Wir sind mit unserer Flächengröße sehr zufrieden und planen derzeit keine Erweiterung“, sagt Leibold.
Baulich soll sich in den kommenden Jahren also nichts ändern, geht es nach den Plänen des Managements. Was sich hingegen immer wieder ändern wird, sind die Mieter in den einzelnen Geschäften. Erst in den letzten Monaten haben unter anderem Görtz und Jochen Schweizer ihre Läden zugesperrt, laut einer Mitteilung von Deichmann will die Kette bis Ende 2024 seine MyShoes-Filialen schließen. Eröffnet haben in den vergangenen Monaten unter anderem der Juwelier Christ, Camp David und ein Barber Shop im Obergeschoss. Auch Bonita kehrt noch im März zurück.
Schon bald wird im ehemaligen Jochen-Schweizer-Laden ein Geschäft für Abendmode namens „Abendstern“von einer Existenzgründerin aus Kösching eröffnen und mit Guild Fashion wird im Frühjahr ein Herrenausstatter in den Westpark einziehen. Leerstände gibt es trotz allem, von „einer Handvoll“spricht Leibold. Der Jurist betont aber auch: „Wir haben hier kein Leerstandsproblem. Wir sind mit einigen Interessenten in konstruktiven und weiterführenden Gesprächen. Eine Übergangsphase bei einem Mieterwechsel gehört bei einem Center in dieser Größe dazu.“Einige der Unternehmen sind auch sehr treu: 17 von ihnen sind bereits seit der Eröffnung vor 28 Jahren im Einkaufszentrum.
Führen gerade InnenstadtHändler immer wieder die Konkurrenz aus dem Internet als Grund für ihre Einbußen an, sieht Leibold den Online-Handel „entspannt“. Obwohl insbesondere Schuh- und
Modemarken darunter zu leiden haben, hat er immer wieder Anfragen von Händlern aus diesen Branchen, die gerne in den Westpark ziehen würden. Generell führe er aktuell „erfreulich viele schöne Gespräche“mit potenziellen Interessenten aus vielen verschiedenen Bereichen, „ich kann die gar nicht alle bedienen“. Wünschen würde er sich hauptsächlich einen Bastelladen und ein Geschäft für Kindermode, auch einen Schuster vermisst er.
Knapp 5,6 Millionen Besucherinnen und Besucher waren im vergangenen Jahr im Westpark und damit war das Vor-Corona-Niveau bereits wieder erreicht. Auch wenn die Zahlen wieder stimmen: Das Geld sitzt bei vielen Besucherinnen und Besuchern nicht mehr so locker wie noch vor einigen Jahren, hat Leibold beobachtet. Hoffnung gibt aber der Blick auf 2023: Hier haben die Westpark-Mieter bereits wieder steigende Umsätze registriert.
Neben den Umsätzen haben die Betreiber des Westparks aber noch ein anderes Ziel: Sie wollen generell mehr Menschen in den Westpark locken. Die dort bestenfalls den ganzen Tag verbringen. Mit Einkaufen im Supermarkt, mit Shoppen in Modeläden, mit Essen in einem der Gastrobetriebe, mit einem Kinobesuch am Abend. Und zwischendurch lassen sie sich noch von einer Veranstaltung in der Mall oder auf der Plaza unterhalten.
In Zukunft wollen die Verantwortlichen diesen Bereich noch weiter ausbauen, „da dürfen sich die Westpark-Besucher dieses Jahr auf einiges freuen“, weiß Leibold. Nicht nur an Ostern und Weihnachten oder am Valentinstag soll es spezielle Aktionen geben, sondern das ganze Jahr über. So findet am Samstag, 9. März, eine Ü-30-Party statt, Anfang April gibt es eine Modenschau, die sich durch das ganze Center ziehen wird, und auch eine Verlosungsaktion soll im April und Mai für Besucherinnen und Besucher im Westpark
sorgen. Während der FußballEM werden auf einer neuen Videowand die Spiele zu sehen sein, der ERCI wird das zehnjährige Jubiläum seiner Meisterschaft im Westpark feiern.
Auf die Erfüllung eines Wunsches wird Rüdiger Leibold allerdings noch länger warten müssen. Wenn er denn überhaupt eines Tages Wirklichkeit werden sollte: ein verkaufsoffener Sonntag im Westpark. Einen solchen gibt es bislang nur in der Innenstadt und es ist Sache der Stadtpolitik, darüber zu entscheiden. Generell könnte sich der gebürtige Unterfranke Leibold eine engere Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren in der Stadt vorstellen. „Ich bin der Meinung, dass es für Ingolstadt am besten wäre, wenn man es schafft, dass die Innenstadt, der Westpark und das FOC gemeinsam an einem Strang ziehen.“
Eine Idee hat er schon: Einen gemeinsamen verkaufsoffenen Sonntag, bei dem ein Shuttlebus zwischen den einzelnen Stationen verkehren könnte.