Die Kunst der Verführung
Das Theater „Poetenpack“inszeniert in Neuburg „Mozart und Casanova“. Trotz eines holprigen Starts gelingt ein launiger Abend für das Publikum.
Recht launig geriet der Theaterabend mit dem „Poetenpack“aus Potsdam bei der jüngsten Inszenierung von „Mozart und Casanova“. Bunte Szenen rund um die Entstehung von Mozarts „Don Giovanni“, um die Kunst der Verführung und um Wahrheit und Täuschung inspirierten die gut gelaunten Gäste des Neuburger Stadttheaters.
Clara Schoeller als junge Sängerin und Mozarts Gespielin Caterina, Ismael Volk als ausdrucksstarker, leidenschaftlicher, unter ständigem Zeitdruck stehender Mozart und Andreas Hueck als alternder Casanova begegneten sich in oftmals recht merkwürdigen und auch komischen Situationen. Casanova, den Caterina im Café kennengelernt hatte, wollte Mozart beim Libretto des „Don Giovanni“ helfen und sich selbst in dieser Figur verewigen. Caterina tat alles, um eine Rolle im „Don Giovanni“singen zu dürfen, und Mozart wollte eigentlich immer nur komponieren.
Casanova sollte ihm allerdings die Kunst der Verführung beibringen – Anschauungsmaterial für die Oper. Verwicklungen und Missverständnisse waren also vorprogrammiert. Die Charakterstudien hätten jedoch tiefgründiger und differenzierter sein können. Die fiktive Geschichte hätte tollen, spannenden Stoff liefern können. Doch die Komödie von Kerstin Tomiak, die die Mutmaßungen über eine Begegnung der beiden berühmten Zeitgenossen aufgegriffen und verarbeitet hat, verschenkte viele Möglichkeiten. Die Aufführung blieb – trotz wunderschöner, facettenreicher „Don Giovanni“Melodien eher leicht, nur bedingt spritzig und ziemlich an
der Oberfläche. Auch die Figuren – vor allem Casanova – sind auch unter der Regie von Benjamin Kernen zum Teil eher klischeehaft geraten.
Trotzdem erlebte man in der zweiten Hälfte eine deutlich unterhaltsamere Inszenierung, wurden doch allerlei interessante Themen aufgegriffen und auch die drei Akteure
Clara Schoeller (Catarina), Ismael Volk (Mozart) und Andreas Hueck (Casanova) überzeugten nach der Pause mit ihrer Schauspielkunst und ihrem stimmigen Zusammenspiel. Die geglückte Verführung, die jeglichen Verstand bei Catarina auszuschließen schien, Mozarts diverse Probleme – Eifersucht und Kompositionsprobleme – und gegen Ende Casanovas Entlarvung amüsierte die Zuschauer. Höchst anschaulich, überzeugend und vernichtend geriet Catarinas Urteil über die beiden egomanen Männer: Wofür haltet ihr euch? Glaubt ihr der Zweck alle Mittel?
Da wollte Mozart dann doch lieber weiter in seiner wunderbaren Musik leben, die Arne Assmann am Akkordeon gekonnt in der Gegenwart erklingen ließ. Und die Zuschauer nahmen Musik und Amüsement leichten Herzens mit nach Hause.