Wenn Frauen vor der Periode leiden
Viele Frauen haben vor ihrer Regelblutung Schmerzen oder andere Symptome. In Ingolstadt gibt es nun eine Selbsthilfegruppe für Betroffene des sogenannten Prämenstruellen Syndroms.
Die Symptome sind bei jeder Frau anders. Sie reichen von Kreislaufproblemen über schmerzende Brüste bis hin zu Konzentrationsschwierigkeiten und Reizbarkeit. Manche Frauen klagen auch über Rücken- und Kopfschmerzen, einen Blähbauch sowie Schlaflosigkeit. Die Rede ist von PMS, dem Prämenstruellen Syndrom. Genaue Zahlen, wie viele Frauen betroffen sind, gibt es nicht. Wissenschaftliche Schätzungen gehen von einem Drittel bis zur Hälfte aller Frauen im gebärfähigen Alter aus. Carmen Breihahn, die selbst damit zu kämpfen hat, will eine Selbsthilfegruppe in Ingolstadt gründen. Denn sie ist der Ansicht: Frauen mit PMS werden nicht ernst genommen, dabei litten sie oft extrem und seien sehr verzweifelt.
Schon in ihrer Jugend habe sie vor ihrer Periode starke Kreislaufprobleme gehabt, erzählt die 40-Jährige. PMS tritt meist einige Tage vor der Menstruation auf, nach dem Eisprung, also in der zweiten Zyklushälfte. Wer noch stärker von verschiedenen Symptomen betroffen ist – schätzungsweise bis zu acht Prozent der Frauen -, leidet unter PMDS, der Prämenstruellen Dysphorischen Störung. „Da ist alles noch mal extremer“, weiß Breihahn. Extreme Heißhungerattacken, extreme Nervosität, extreme Muskelschmerzen. Viele Betroffene spüren Ängste, ziehen sich zurück, bekommen Depressionen. In besonders schweren Fällen können die Frauen nicht mehr arbeiten. Manche würden sich dann wegen einer Erkältung abmelden, weil sie sich scheuten, den wahren Grund zu nennen, erzählt Breihahn.
Schwierig wird es, wenn man Kinder hat und funktionieren muss. So wie Carmen Breihahn. Sie nimmt inzwischen Antidepressiva. Die würden gegen die Symptome helfen, sagt sie. Einige Frauen würden aber auch die Anti-Baby-Pille nehmen oder Schmerzmittel. Wieder
andere versuchen es mit pflanzlichen Mitteln wie Johanniskraut gegen die psychischen Beschwerden und Mönchspfeffer gegen das Spannen der Brust. Ausdauersport, Entspannungsübungen und eine Umstellung der Ernährung können ebenfalls helfen: weniger Salz, Schokolade, Koffein und Alkohol, dafür mehr Vitamine und Mineralien wie Kalzium und Magnesium.
Warum und bei welchen Frauen PMS oder PMDS auftritt, ist in der Wissenschaft noch nicht geklärt. Sicher ist, dass der Zyklus damit zu tun hat. Aktuell herrscht einschlägigen Internetseiten zufolge die Theorie vor, dass Frauen, die von PMS oder PMDS betroffen sind, empfindlich auf Hormonschwankungen reagieren, die nach dem Eisprung auftreten. Auch Neurotransmitter sollen Studien zufolge eine wichtige Rolle spielen. Dabei handelt es sich um Botenstoffe, die im Nervensystem Informationen hin- und herschicken. „Ich sage immer, mein Körper
ist sauer, dass ich nicht schwanger geworden bin“, meint Breihahn und lacht. Carmen Breihahn möchte, dass das Prämenstruelle Syndrom und die Prämenstruelle Dysphorische Störung bekannter werden. Dass betroffene Frauen ihre Scham überwinden und sich austauschen. Deshalb hat die 40-Jährige die Selbsthilfegruppe gegründet und hofft nun, dass möglichst viele Betroffene sich trauen und vorbeikommen.
Gruppentreffen finden am Dienstag, 12. März, von 18.30 Uhr bis 20 Uhr und am Donnerstag, 14. März, von 9.30 bis 11 Uhr in den Räumlichkeiten des Bürgerhauses Alte Post, Kreuzstraße 12 in Ingolstadt, statt. Weitere Treffen sind jeweils für den zweiten Dienstag und Donnerstag im Monat geplant. Interessierte können sich per E-Mail an die Adresse selbsthilfekontaktstelle@ingolstadt.de wenden oder sich telefonisch unter der Nummer 0841/305-1465 melden. Informationen und Termine sind außerdem auf der Internetseite des Bürgerhauses zu finden. Foto: Breihahn