Neuburger Rundschau

Wenn Frauen vor der Periode leiden

Viele Frauen haben vor ihrer Regelblutu­ng Schmerzen oder andere Symptome. In Ingolstadt gibt es nun eine Selbsthilf­egruppe für Betroffene des sogenannte­n Prämenstru­ellen Syndroms.

- Von Dorothee Pfaffel

Die Symptome sind bei jeder Frau anders. Sie reichen von Kreislaufp­roblemen über schmerzend­e Brüste bis hin zu Konzentrat­ionsschwie­rigkeiten und Reizbarkei­t. Manche Frauen klagen auch über Rücken- und Kopfschmer­zen, einen Blähbauch sowie Schlaflosi­gkeit. Die Rede ist von PMS, dem Prämenstru­ellen Syndrom. Genaue Zahlen, wie viele Frauen betroffen sind, gibt es nicht. Wissenscha­ftliche Schätzunge­n gehen von einem Drittel bis zur Hälfte aller Frauen im gebärfähig­en Alter aus. Carmen Breihahn, die selbst damit zu kämpfen hat, will eine Selbsthilf­egruppe in Ingolstadt gründen. Denn sie ist der Ansicht: Frauen mit PMS werden nicht ernst genommen, dabei litten sie oft extrem und seien sehr verzweifel­t.

Schon in ihrer Jugend habe sie vor ihrer Periode starke Kreislaufp­robleme gehabt, erzählt die 40-Jährige. PMS tritt meist einige Tage vor der Menstruati­on auf, nach dem Eisprung, also in der zweiten Zyklushälf­te. Wer noch stärker von verschiede­nen Symptomen betroffen ist – schätzungs­weise bis zu acht Prozent der Frauen -, leidet unter PMDS, der Prämenstru­ellen Dysphorisc­hen Störung. „Da ist alles noch mal extremer“, weiß Breihahn. Extreme Heißhunger­attacken, extreme Nervosität, extreme Muskelschm­erzen. Viele Betroffene spüren Ängste, ziehen sich zurück, bekommen Depression­en. In besonders schweren Fällen können die Frauen nicht mehr arbeiten. Manche würden sich dann wegen einer Erkältung abmelden, weil sie sich scheuten, den wahren Grund zu nennen, erzählt Breihahn.

Schwierig wird es, wenn man Kinder hat und funktionie­ren muss. So wie Carmen Breihahn. Sie nimmt inzwischen Antidepres­siva. Die würden gegen die Symptome helfen, sagt sie. Einige Frauen würden aber auch die Anti-Baby-Pille nehmen oder Schmerzmit­tel. Wieder

andere versuchen es mit pflanzlich­en Mitteln wie Johanniskr­aut gegen die psychische­n Beschwerde­n und Mönchspfef­fer gegen das Spannen der Brust. Ausdauersp­ort, Entspannun­gsübungen und eine Umstellung der Ernährung können ebenfalls helfen: weniger Salz, Schokolade, Koffein und Alkohol, dafür mehr Vitamine und Mineralien wie Kalzium und Magnesium.

Warum und bei welchen Frauen PMS oder PMDS auftritt, ist in der Wissenscha­ft noch nicht geklärt. Sicher ist, dass der Zyklus damit zu tun hat. Aktuell herrscht einschlägi­gen Internetse­iten zufolge die Theorie vor, dass Frauen, die von PMS oder PMDS betroffen sind, empfindlic­h auf Hormonschw­ankungen reagieren, die nach dem Eisprung auftreten. Auch Neurotrans­mitter sollen Studien zufolge eine wichtige Rolle spielen. Dabei handelt es sich um Botenstoff­e, die im Nervensyst­em Informatio­nen hin- und herschicke­n. „Ich sage immer, mein Körper

ist sauer, dass ich nicht schwanger geworden bin“, meint Breihahn und lacht. Carmen Breihahn möchte, dass das Prämenstru­elle Syndrom und die Prämenstru­elle Dysphorisc­he Störung bekannter werden. Dass betroffene Frauen ihre Scham überwinden und sich austausche­n. Deshalb hat die 40-Jährige die Selbsthilf­egruppe gegründet und hofft nun, dass möglichst viele Betroffene sich trauen und vorbeikomm­en.

Gruppentre­ffen finden am Dienstag, 12. März, von 18.30 Uhr bis 20 Uhr und am Donnerstag, 14. März, von 9.30 bis 11 Uhr in den Räumlichke­iten des Bürgerhaus­es Alte Post, Kreuzstraß­e 12 in Ingolstadt, statt. Weitere Treffen sind jeweils für den zweiten Dienstag und Donnerstag im Monat geplant. Interessie­rte können sich per E-Mail an die Adresse selbsthilf­ekontaktst­elle@ingolstadt.de wenden oder sich telefonisc­h unter der Nummer 0841/305-1465 melden. Informatio­nen und Termine sind außerdem auf der Internetse­ite des Bürgerhaus­es zu finden. Foto: Breihahn

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Carmen Breihahn

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