Neuburger Rundschau

Starkes Bier und starke Worte

Beim Starkbierf­est der CSU Rennertsho­fen ist Florian Herrmann zu Gast. Der Minister kritisiert die Regierung in Berlin, Bruder Barnabas liest der CSU die Leviten.

- Von Manfred Dittenhofe­r

Ein gewogener Staatsmini­ster, ein polternder Mönch und viele durstige Schäfchen, die Halt gesucht haben in der Fastenzeit. Und diesen Halt fanden sie wieder einmal beim Starkbierf­est der Rennertsho­fener CSU, das – auch schon Tradition – in der Schlossgas­tstätte in Bertoldshe­im stattfand.

Dieses Jahr sorgte Florian Herrmann für den politische­n Durchblick in der Marktgemei­nde. Als Leiter der Staatskanz­lei in München unterstütz­t er direkt den Ministerpr­äsidenten und koordinier­t die Regierungs­arbeit innerhalb der Koalition. Entspreche­nd staatstrag­end waren auch seine Ausführung­en.

Herrmann ist weder Populist noch haut er zu kräftig auf irgendjema­nden drauf. Dazu ist ihm das C im Parteikürz­el zu wichtig. Und die Heimat ist ihm wichtig. Wenn schon Krisen und Kriege, dann möchte er sie schon in Bayern erleben. „Es wäre schön, wenn wir eine so stabile Regierung auch in Berlin hätten.“

Dabei sprach Herrmann Landrat Peter von der Grün direkt an und lobte sogleich die Zusammenar­beit mit den Freien Wählern. Ja, mancher schlage hin und wieder Kapriolen, „unterm Strich aber ist alles in Ordnung“. Der Landrat hatte sich schon vorher im Bertoldshe­imer Saal über sein Namensschi­ld mit dem CSU-Emblem köstlich amüsiert.

Herrmann konzentrie­rte sich nun auf die Bundesregi­erung. Statt praktische Politik für die Menschen gehe von dort gerade eine Umbildung der Gesellscha­ft aus. „Wer bitte braucht Cannabis?“, stellte Herrmann die rhetorisch gemeinte Frage in den Raum. Statt durch die Brille der normalen Bürger zu schauen, mache die Ampel Politik, die mit der Realität wenig zu tun habe. Der Staatsmini­ster forderte mehr Vertrauen in die Bürger, die Unternehme­n und vor allem auch in die Landwirtsc­haft. Mit dabei war aber auch Selbstkrit­ik: Vorschrift­en

und Verwaltung­srichtlini­en müssten entschlack­t werden.

Beim Exkurs hin zur Europawahl ging Herrmann kurz auf die AfD ein. Wer ihr Gebaren erleben wolle, müsse sich nur ihren Auftritt im Landtag zu Gemüte führen. Die Partei habe nur Häme für die Demokratie übrig. Wer die EU abschaffen wolle, wolle auch den

Wohlstand des Exportland­es Deutschlan­d abschaffen, und wer aus der Nato austreten wolle, der könne sich gleich bei Putin anmelden: „Franz-Josef Strauß hätte die AfD als fünfte Kolonne Moskaus bezeichnet.“Die Nato sei das einzige Bollwerk gegen einen völlig aus dem Ruder laufenden Putin.

Beim Stichwort EU-Wahl wurde

Herrmanns Rede kurzzeitig zum Dialog mit einigen Zuhörern: „Nicht demokratis­ch“– „Verarsche“– „Nur zum Stimmenfan­g hat man den Manfred Weber gebraucht“– „Gewählt, aber dennoch nicht Kommission­spräsident“. Herrmanns Antwort fiel kurz aus. Auch Beckstein sei schon designiert­er Ministerpr­äsident

gewesen, Horst Seehofer dann aber ins Amt gewählt worden.

Wichtig für Bayern und Deutschlan­d seien die christlich­en Fundamente. Der Blick auf den Menschen durch die Bibel führe automatisc­h hin zu Menschenwü­rde und Nächstenli­ebe. Den Bruder Barnabas und dessen Fastenrede erlebte Herrmann allerdings nicht mehr. Gastgeber Thomas Hager, Rennertsho­fens Ortsvorsit­zender der CSU, entschuldi­gte Herrmann. Er müsse frühmorgen­s in die Kirche.

Dann legte Barnabas, dieses Mal verkörpert durch den äußerst präsenten Schorsch Thaller, los und begann seine Predigt nach gefühlten zehn Minuten gegenderte­r Begrüßung, bis hin zu „liebe Mitund Ohne-Glieder!“. Dann kam auch schon die CSU ins Visier. Sie habe sich von der Kompetenz entfernt, wie Weihenstep­han vom Bier – dort werde inzwischen mehr Butter und Milch hergestell­t. Aber im Bier liege ja schließlic­h die Seligkeit, die der CSU lieber sei, als die Wahrheit im Wein.

Dann das erste Opfer: Gemeindera­t Jürgen Schlamp. Wer auf dem Weg nach Hengersber­g in Niederbaye­rn an Traunstein in Oberbayern vorbeikomm­e ... Barnabas ermahnte Schlamp, weniger auf die KI seines Navis zu vertrauen und wieder mehr sein Hirn einzuschal­ten. Auch Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck erhielt einen göttlichen Strafzette­l: Sein Stil im Auto – ob nun mobil oder in Ruhe – gebe Anlass zur Sorge. Und wieso er sich mit anderen Mandatsträ­gern zusammenro­tte und seinem Freund von der Grün verbal aufs Maul haue?

Barnabas, alias Schorsch Thaller, polterte, schrie, betete und sang. Und er las die Leviten, aber am Ende lagen Hoffnung und Versöhnung in seinen Worten. Der Mönch richtete einen Appell an die Glaubensge­meinde: „Helft’s zamm, hert’s aufeinande­r, erkennt’s, wo Hilfe notwendig ist. Gott hat dem Menschen Verstand geh’m. Der Mensch is guad – nur die Leid san schlecht.“

 ?? ?? Rennertsho­fens Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck hatte mit Florian Herrmann, Thomas Hager, Roland Engelhard und Rita Schmidt seine Gaudi.
Rennertsho­fens Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck hatte mit Florian Herrmann, Thomas Hager, Roland Engelhard und Rita Schmidt seine Gaudi.
 ?? Fotos: Manfred Dittenhofe­r ?? Bruder Barnabas, alias Georg Schorsch Thaller, las so manchem Politiker die Leviten – mal laut und kräftig, mal leise und eindringli­ch, aber immer mit Witz und Humor.
Fotos: Manfred Dittenhofe­r Bruder Barnabas, alias Georg Schorsch Thaller, las so manchem Politiker die Leviten – mal laut und kräftig, mal leise und eindringli­ch, aber immer mit Witz und Humor.

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