Beinahe ein Frauentag
In Untermaxfeld fand zum ersten Mal ein gemeinsamer Tag der Landwirtschaft statt. Besonders die Marktmeile in der Donaumooshalle wurde gut angenommen.
Untermaxfeld Neue Wege gehen und dem Landfrauen- sowie dem Kreisbauerntag neuen Glanz verleihen – das war das Ziel des ersten gemeinsamen Tags der Landwirtschaft in der Donaumooshalle in Untermaxfeld. So ganz ging das Konzept in puncto Gemeinsamkeit allerdings nicht auf. Das Nachmittagsprogramm mit der Marktmeile und einem ebenso unterhaltsamen wie lehrreichen Vortrag war überwiegend von Frauen besucht.
Musikalisch begleiteten die Brunner Lausbuam die Veranstaltung in der frühlingshaft dekorierten Donaumooshalle. Das Kuchenbüfett ließ keine Wünsche offen – wie immer, wenn Landfrauen backen und Torten gestalten. Sabine Schindler, Kreisbäuerin aus dem Landkreis Schwandorf, fesselte mit ihrem Vortrag „Vom Schwiegertiger zur Schmusekatze“. Humorvoll und selbstironisch erzählte die Sozialpädagogin, wie sich ihr Verhältnis zur Schwiegermutter nach schweren Anfangsjahren besserte und die beiden sich zum Dream-Team mauserten – was sie allerdings „Kübel an Tränen“gekostet hatte.
„Es war schön, aber es hätten mehr Leute sein dürfen“, bilanzierte Kreisbäuerin Nadine Angermeier am Abend. „Wir werden es trotzdem wieder gemeinsam machen, vielleicht mit mehr Programm.“Was sie besonders freute, war die Marktmeile, die gut angenommen wurde: „Praktisch jeder ist mit irgendeinem Einkauf rausgegangen.“Ob handgesiedete Seifen von Kräuterpädagogin Beatrix Müller, selbst gepresstes Raps-, Mariendisteloder Senföl aus eigenem Anbau vom Schrufhof, handgehäkelte Behälter von Sabine Hufnagl, selbst genähte Kinderkleidung von Anna-Lena Gabler, frisch gebrannte Haselnüsse aus eigenem Anbau von Gerhard Rehm aus Riedensheim oder zucker- und glutenfreie Low-Carb-Produkte von Birgit Firl und Alexandra Braun, Nudeln aus Eiern vom Zieglerhof aus Königsmoos, Bergkäse von Familie Färber aus Sinning, sowie Dekoartikel mit Punktemalerei oder Kränze – all das gab es auf der Marktmeile.
„Die Zahl der männlichen Teilnehmer ist ausbaufähig“, drückte
sich Kreisobmann Martin Wendl diplomatisch aus. Am Abend, als der bayerische Bauernpräsident Günther Felßner mit einem anderthalbstündigen Vortrag zum Thema „Vielfältig.Kreativ.Innovativ – Bauernfamilien gestalten Zukunft“einen Rundumschlag zur Lage des Bauernstands abfeuerte, waren die Männer in der Überzahl,
allerdings nur leicht. Bauernpräsident Felßner konstatierte Aufbruchsstimmung. Im Vergleich zu vor fünf Jahren, als die Landwirtschaft im Zuge des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“am Pranger stand, sei die Stimmung in der Bevölkerung nun ganz anders, stellte er fest. Die Bauerndemos zeigten den großen Rückhalt bei
den Bürgern. Sein Dank galt allen, die sich an den demokratischen und friedlichen Protesten beteiligten.
Sechs Punkte umfasste sein Forderungskatalog. Vor allem müssten „Auflagenflut und Dokumentationswahnsinn“bei der täglichen Arbeit auf den Bauernhöfen zurückgeschraubt werden. Immerhin
sei die verpflichtende Flächenstilllegung von vier Prozent der Ackerbaufläche auf Betreiben des BBV vom Tisch. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir habe alternativ dem Anbau von Leguminosen und Zwischenfrüchten zugestimmt, berichtete er.
Zurückgenommen werden müsse die Stoffstrombilanzverordnung, da „Bürokratismus pur“, ebenso der Entwurf des Tierschutzgesetzes und die Verbotsfrist für Anbindehaltung. Diese träfe gerade die kleinen Höfe, die die Politik immer vollmundig erhalten wolle. Anbindehaltung sei ohnehin ein Auslaufmodell, neu gebaut würden nur Laufställe. Regional erzeugte, nicht-fossile Kraftstoffe müssten von der Energiesteuer befreit werden, wenn die Gesellschaft weg von fossilen Brennstoffen wolle.
Seine Botschaft lautete, die bevorstehende Zeitenwende sei eine Chance für die Landwirtschaft. „Bauern sind Fachleute für den Green Deal“, betonte Felßner, „wir hatten schon Erfahrung mit Fotovoltaik, als der Kinderbuchautor noch nichts von der Energiewende wusste“. Ein echter Green Deal aber müsse innerhalb Europas geschafft werden und nicht durch Verlagerung von Industrie und landwirtschaftliche Erzeugung in andere Länder. „Sonst ist das ein Dirty Deal“, so Felßner.
Königlichen Glanz verliehen Spargelkönigin Natalie Flur und Kartoffelkönigin Annalena Fischhaber der Veranstaltung. Ihre Meister-Urkunden überreichten Wendl und sein Stellvertreter Markus Ziegler den frisch gebackenen Landwirtschaftsmeistern Stefanie Kneiling, Moritz Mirlach, Franz Felbermaier, Stefan Festl, Rupert Mayer, Thomas Schwegler, Markus Sauer, Simon Dietenhauser, Johannes Martin und Michael Meier. Am Ende gab es noch eine Überraschung für Erika Meyer, die eigentlich schon im Ruhestand wäre, aber mangels Nachfolger ihre Arbeit als Geschäftsführerin des BBV Ingolstadt um ein halbes Jahr verlängert hat. Im Sommer wird sie sich dann endgültig verabschieden. Der Neuburg-Schrobenhausener Kreisverband bedankte sich jetzt schon mit einer Blumenkästen tragenden Holzpalette für ihren Vorgarten.