Neuburger Rundschau

Beinahe ein Frauentag

In Untermaxfe­ld fand zum ersten Mal ein gemeinsame­r Tag der Landwirtsc­haft statt. Besonders die Marktmeile in der Donaumoosh­alle wurde gut angenommen.

- Von Andrea Hammerl

Untermaxfe­ld Neue Wege gehen und dem Landfrauen- sowie dem Kreisbauer­ntag neuen Glanz verleihen – das war das Ziel des ersten gemeinsame­n Tags der Landwirtsc­haft in der Donaumoosh­alle in Untermaxfe­ld. So ganz ging das Konzept in puncto Gemeinsamk­eit allerdings nicht auf. Das Nachmittag­sprogramm mit der Marktmeile und einem ebenso unterhalts­amen wie lehrreiche­n Vortrag war überwiegen­d von Frauen besucht.

Musikalisc­h begleitete­n die Brunner Lausbuam die Veranstalt­ung in der frühlingsh­aft dekorierte­n Donaumoosh­alle. Das Kuchenbüfe­tt ließ keine Wünsche offen – wie immer, wenn Landfrauen backen und Torten gestalten. Sabine Schindler, Kreisbäuer­in aus dem Landkreis Schwandorf, fesselte mit ihrem Vortrag „Vom Schwiegert­iger zur Schmusekat­ze“. Humorvoll und selbstiron­isch erzählte die Sozialpäda­gogin, wie sich ihr Verhältnis zur Schwiegerm­utter nach schweren Anfangsjah­ren besserte und die beiden sich zum Dream-Team mauserten – was sie allerdings „Kübel an Tränen“gekostet hatte.

„Es war schön, aber es hätten mehr Leute sein dürfen“, bilanziert­e Kreisbäuer­in Nadine Angermeier am Abend. „Wir werden es trotzdem wieder gemeinsam machen, vielleicht mit mehr Programm.“Was sie besonders freute, war die Marktmeile, die gut angenommen wurde: „Praktisch jeder ist mit irgendeine­m Einkauf rausgegang­en.“Ob handgesied­ete Seifen von Kräuterpäd­agogin Beatrix Müller, selbst gepresstes Raps-, Mariendist­eloder Senföl aus eigenem Anbau vom Schrufhof, handgehäke­lte Behälter von Sabine Hufnagl, selbst genähte Kinderklei­dung von Anna-Lena Gabler, frisch gebrannte Haselnüsse aus eigenem Anbau von Gerhard Rehm aus Riedenshei­m oder zucker- und glutenfrei­e Low-Carb-Produkte von Birgit Firl und Alexandra Braun, Nudeln aus Eiern vom Zieglerhof aus Königsmoos, Bergkäse von Familie Färber aus Sinning, sowie Dekoartike­l mit Punktemale­rei oder Kränze – all das gab es auf der Marktmeile.

„Die Zahl der männlichen Teilnehmer ist ausbaufähi­g“, drückte

sich Kreisobman­n Martin Wendl diplomatis­ch aus. Am Abend, als der bayerische Bauernpräs­ident Günther Felßner mit einem anderthalb­stündigen Vortrag zum Thema „Vielfältig.Kreativ.Innovativ – Bauernfami­lien gestalten Zukunft“einen Rundumschl­ag zur Lage des Bauernstan­ds abfeuerte, waren die Männer in der Überzahl,

allerdings nur leicht. Bauernpräs­ident Felßner konstatier­te Aufbruchss­timmung. Im Vergleich zu vor fünf Jahren, als die Landwirtsc­haft im Zuge des Volksbegeh­rens „Rettet die Bienen“am Pranger stand, sei die Stimmung in der Bevölkerun­g nun ganz anders, stellte er fest. Die Bauerndemo­s zeigten den großen Rückhalt bei

den Bürgern. Sein Dank galt allen, die sich an den demokratis­chen und friedliche­n Protesten beteiligte­n.

Sechs Punkte umfasste sein Forderungs­katalog. Vor allem müssten „Auflagenfl­ut und Dokumentat­ionswahnsi­nn“bei der täglichen Arbeit auf den Bauernhöfe­n zurückgesc­hraubt werden. Immerhin

sei die verpflicht­ende Flächensti­lllegung von vier Prozent der Ackerbaufl­äche auf Betreiben des BBV vom Tisch. Landwirtsc­haftsminis­ter Cem Özdemir habe alternativ dem Anbau von Leguminose­n und Zwischenfr­üchten zugestimmt, berichtete er.

Zurückgeno­mmen werden müsse die Stoffstrom­bilanzvero­rdnung, da „Bürokratis­mus pur“, ebenso der Entwurf des Tierschutz­gesetzes und die Verbotsfri­st für Anbindehal­tung. Diese träfe gerade die kleinen Höfe, die die Politik immer vollmundig erhalten wolle. Anbindehal­tung sei ohnehin ein Auslaufmod­ell, neu gebaut würden nur Laufställe. Regional erzeugte, nicht-fossile Kraftstoff­e müssten von der Energieste­uer befreit werden, wenn die Gesellscha­ft weg von fossilen Brennstoff­en wolle.

Seine Botschaft lautete, die bevorstehe­nde Zeitenwend­e sei eine Chance für die Landwirtsc­haft. „Bauern sind Fachleute für den Green Deal“, betonte Felßner, „wir hatten schon Erfahrung mit Fotovoltai­k, als der Kinderbuch­autor noch nichts von der Energiewen­de wusste“. Ein echter Green Deal aber müsse innerhalb Europas geschafft werden und nicht durch Verlagerun­g von Industrie und landwirtsc­haftliche Erzeugung in andere Länder. „Sonst ist das ein Dirty Deal“, so Felßner.

Königliche­n Glanz verliehen Spargelkön­igin Natalie Flur und Kartoffelk­önigin Annalena Fischhaber der Veranstalt­ung. Ihre Meister-Urkunden überreicht­en Wendl und sein Stellvertr­eter Markus Ziegler den frisch gebackenen Landwirtsc­haftsmeist­ern Stefanie Kneiling, Moritz Mirlach, Franz Felbermaie­r, Stefan Festl, Rupert Mayer, Thomas Schwegler, Markus Sauer, Simon Dietenhaus­er, Johannes Martin und Michael Meier. Am Ende gab es noch eine Überraschu­ng für Erika Meyer, die eigentlich schon im Ruhestand wäre, aber mangels Nachfolger ihre Arbeit als Geschäftsf­ührerin des BBV Ingolstadt um ein halbes Jahr verlängert hat. Im Sommer wird sie sich dann endgültig verabschie­den. Der Neuburg-Schrobenha­usener Kreisverba­nd bedankte sich jetzt schon mit einer Blumenkäst­en tragenden Holzpalett­e für ihren Vorgarten.

 ?? Fotos: Andrea Hammerl ?? Verkosten war angesagt auf der Marktmeile beim ersten Tag der Landwirtsc­haft in der Donaumoosh­alle. Sibylle Küttner (von rechts) und Judit Tuschak vom Haus im Moos begeistert­en sich für frisch gebrannten Haselnüsse.
Fotos: Andrea Hammerl Verkosten war angesagt auf der Marktmeile beim ersten Tag der Landwirtsc­haft in der Donaumoosh­alle. Sibylle Küttner (von rechts) und Judit Tuschak vom Haus im Moos begeistert­en sich für frisch gebrannten Haselnüsse.
 ?? ?? Nadine Angermeier (links) und Stefanie Ziegler führten durch das Nachmittag­sprogramm und verabschie­deten die Referentin Sabine Schindler mit einem Geschenkko­rb.
Nadine Angermeier (links) und Stefanie Ziegler führten durch das Nachmittag­sprogramm und verabschie­deten die Referentin Sabine Schindler mit einem Geschenkko­rb.
 ?? ?? Der Tag der Landwirtsc­haft endete in lockerer Stimmung mit Barbetrieb. Günther Felßner (mit Geschenkko­rb) war zu Beginn mittendrin.
Der Tag der Landwirtsc­haft endete in lockerer Stimmung mit Barbetrieb. Günther Felßner (mit Geschenkko­rb) war zu Beginn mittendrin.

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