„Hier fügt sich alt und neu zusammen“
Der Campus wird einen Teil der Stadt Neuburg grundlegend verändern. Der Hamburger Architekt Jan Blasko erklärt im Interview, was dort möglich ist und was bleiben muss.
Herr Blasko, ihr Architekturbüro gmp hat die Gebäude für den Campus in Neuburg entworfen. Wie sind sie an das Projekt herangegangen?
Jan Blasko : Anfangs gab es eine grobe Vorstellung davon, welche Funktionen das Gelände erfüllen soll. Die Frage war nur, wie wir das am besten vor Ort umsetzen. Vergangenes Jahr haben wir deshalb mit Vertretern des Staatlichen Bauamtes Ingolstadt, der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) und der Stadt Neuburg einen zweitägigen Workshop veranstaltet und haben gemeinsam eine Idee für das Areal entwickelt. Es gibt eine Reihe Parameter, die unveränderlich sind: der alte Baumbestand, die historischen Bauten, die schiefe Ebene des Geländes. Am Ende dieser Arbeitsphase gab es ein Modell aus Pappe und Styrodur.
Ihr Entwurf verbindet die historischen Gebäude mit moderner Architektur. Macht es das schwieriger?
Blasko: Nein, die Vorgabe war klar und ist eine Gegebenheit, die die Konversionsfläche prägt. Derzeit ist das Areal nach außen hin abgeschottet. Diesen Umstand gilt es unter Einbeziehung des Altbestandes aufzubrechen. Die historischen Gebäude werden komplett saniert und sind ein Charakteristikum des Campus. Dort werden die Verwaltung und der Kindergarten untergebracht. Wir nehmen die Optik der Backsteine aber bei den Neubauten auf und verkleiden die Fassade mit Terracotta-Keramik-Elementen. So fügt sich Alt und Neu zusammen. Gleichzeitig öffnet sich der Campus hin zur Donauwörther Straße, ist offen und durchlässig. Das war eine zentrale Idee, die wir aus dem Workshop mit der Stadt und der THI mitgenommen hatten.
Es gibt ja auch viele Flächen, die als Treffpunkt dienen sollen.
Blasko : Zentrales Element ist der Hochschulplatz am Punkt-Gebäude, also der quadratische Neubau. Der Hochschulplatz ist eine Art Marktplatz – hier kommen die wichtigsten Elemente des Campus zusammen: Vorlesungsräume, Bibliothek,
Mensa. Aber auch darüber hinaus nutzen wir die Höhenunterschiede zwischen den unterschiedlichen Bereichen des Campus für Sitzstufen, die sicher gerne zum Treffpunkt in den Pausen genutzt werden. Auf der CampusWiese bietet sich Platz für Gespräche, studentisches Leben und Veranstaltungen. Insgesamt wird es sehr großzügig und offen – auch für Menschen, die nicht dort studieren.
Gab es auch irgendwas, was Ihnen Kopfzerbrechen bereitet hat?
Blasko: Tatsächlich hat uns das ehemalige Badehaus vor Herausforderungen gestellt, gerade auf die Frage der Integration und Nutzung. Das Gebäude ist fragil, nur eingeschossig und liegt auch noch tiefer. Aber wir haben jetzt eine gute Lösung gefunden, das Gebäude wird ein studentisches Selbstlernzentrum und das Zuhause der
Studierendenvertretung. Baulich wird es mit Freitreppen eingefasst und es entsteht dadurch eine Art Werkhof – wieder ein Ort, der die Studierenden animieren soll sich aufzuhalten, zu vernetzen, zu lernen und sich auszuprobieren.
Das Besondere an dem Areal ist ja auch der Baumbestand. Wie berücksichtigen sie das?
Blasko : Die Ulmen, die den ursprünglichen Exerzierplatz der Kaserne einfassen, stehen unter Schutz und werden erhalten. Vor allem am Eingangsbereich an der Donauwörther Straße betreiben wir viel Aufwand, dass das Wurzelwerk ausreichend Platz hat. Es wird eigens eine Art breiter Fußgängersteg gespannt. Auch sonst wird es ökologisch ein Vorzeigecampus: Die Neubauten sind Effizienzhäuser mit Wärmerückgewinnung, der Strom kommt zu einem Großteil von PV-Anlagen auf
dem Dach. Die jeweils nach Norden gewandte Seite des Daches wird begrünt. Am Hochschulplatz wird es an den Giebelseiten Fassadenbereiche mit Begrünung geben. Um diesen Pflanzen ausreichend Platz für Wurzeln zu geben, haben wir eigens eine Art Schacht durch die darunter liegende Tiefgarage bis zum Erdreich vorgesehen. Als Campus, auf dem nachhaltiges Bauen gelehrt wird, gibt es hier natürlich eine besondere Verantwortung.
Wie ist der weitere Zeitplan?
Blasko: Nachdem der Entwurf nun auf Zustimmung getroffen ist, geht er in der zweiten Jahreshälfte in die zuständigen Gremien zur Genehmigung und dann geht es an die Feinplanung. Im kommenden Jahr wird auf dem Gelände schon der Wandel beginnen. Die Fertigstellung ist derzeit für 2029 geplant.