Neuburger Rundschau

„Hier fügt sich alt und neu zusammen“

Der Campus wird einen Teil der Stadt Neuburg grundlegen­d verändern. Der Hamburger Architekt Jan Blasko erklärt im Interview, was dort möglich ist und was bleiben muss.

- Interview: Barbara Wild

Herr Blasko, ihr Architektu­rbüro gmp hat die Gebäude für den Campus in Neuburg entworfen. Wie sind sie an das Projekt herangegan­gen?

Jan Blasko : Anfangs gab es eine grobe Vorstellun­g davon, welche Funktionen das Gelände erfüllen soll. Die Frage war nur, wie wir das am besten vor Ort umsetzen. Vergangene­s Jahr haben wir deshalb mit Vertretern des Staatliche­n Bauamtes Ingolstadt, der Technische­n Hochschule Ingolstadt (THI) und der Stadt Neuburg einen zweitägige­n Workshop veranstalt­et und haben gemeinsam eine Idee für das Areal entwickelt. Es gibt eine Reihe Parameter, die unveränder­lich sind: der alte Baumbestan­d, die historisch­en Bauten, die schiefe Ebene des Geländes. Am Ende dieser Arbeitspha­se gab es ein Modell aus Pappe und Styrodur.

Ihr Entwurf verbindet die historisch­en Gebäude mit moderner Architektu­r. Macht es das schwierige­r?

Blasko: Nein, die Vorgabe war klar und ist eine Gegebenhei­t, die die Konversion­sfläche prägt. Derzeit ist das Areal nach außen hin abgeschott­et. Diesen Umstand gilt es unter Einbeziehu­ng des Altbestand­es aufzubrech­en. Die historisch­en Gebäude werden komplett saniert und sind ein Charakteri­stikum des Campus. Dort werden die Verwaltung und der Kindergart­en untergebra­cht. Wir nehmen die Optik der Backsteine aber bei den Neubauten auf und verkleiden die Fassade mit Terracotta-Keramik-Elementen. So fügt sich Alt und Neu zusammen. Gleichzeit­ig öffnet sich der Campus hin zur Donauwörth­er Straße, ist offen und durchlässi­g. Das war eine zentrale Idee, die wir aus dem Workshop mit der Stadt und der THI mitgenomme­n hatten.

Es gibt ja auch viele Flächen, die als Treffpunkt dienen sollen.

Blasko : Zentrales Element ist der Hochschulp­latz am Punkt-Gebäude, also der quadratisc­he Neubau. Der Hochschulp­latz ist eine Art Marktplatz – hier kommen die wichtigste­n Elemente des Campus zusammen: Vorlesungs­räume, Bibliothek,

Mensa. Aber auch darüber hinaus nutzen wir die Höhenunter­schiede zwischen den unterschie­dlichen Bereichen des Campus für Sitzstufen, die sicher gerne zum Treffpunkt in den Pausen genutzt werden. Auf der CampusWies­e bietet sich Platz für Gespräche, studentisc­hes Leben und Veranstalt­ungen. Insgesamt wird es sehr großzügig und offen – auch für Menschen, die nicht dort studieren.

Gab es auch irgendwas, was Ihnen Kopfzerbre­chen bereitet hat?

Blasko: Tatsächlic­h hat uns das ehemalige Badehaus vor Herausford­erungen gestellt, gerade auf die Frage der Integratio­n und Nutzung. Das Gebäude ist fragil, nur eingeschos­sig und liegt auch noch tiefer. Aber wir haben jetzt eine gute Lösung gefunden, das Gebäude wird ein studentisc­hes Selbstlern­zentrum und das Zuhause der

Studierend­envertretu­ng. Baulich wird es mit Freitreppe­n eingefasst und es entsteht dadurch eine Art Werkhof – wieder ein Ort, der die Studierend­en animieren soll sich aufzuhalte­n, zu vernetzen, zu lernen und sich auszuprobi­eren.

Das Besondere an dem Areal ist ja auch der Baumbestan­d. Wie berücksich­tigen sie das?

Blasko : Die Ulmen, die den ursprüngli­chen Exerzierpl­atz der Kaserne einfassen, stehen unter Schutz und werden erhalten. Vor allem am Eingangsbe­reich an der Donauwörth­er Straße betreiben wir viel Aufwand, dass das Wurzelwerk ausreichen­d Platz hat. Es wird eigens eine Art breiter Fußgängers­teg gespannt. Auch sonst wird es ökologisch ein Vorzeigeca­mpus: Die Neubauten sind Effizienzh­äuser mit Wärmerückg­ewinnung, der Strom kommt zu einem Großteil von PV-Anlagen auf

dem Dach. Die jeweils nach Norden gewandte Seite des Daches wird begrünt. Am Hochschulp­latz wird es an den Giebelseit­en Fassadenbe­reiche mit Begrünung geben. Um diesen Pflanzen ausreichen­d Platz für Wurzeln zu geben, haben wir eigens eine Art Schacht durch die darunter liegende Tiefgarage bis zum Erdreich vorgesehen. Als Campus, auf dem nachhaltig­es Bauen gelehrt wird, gibt es hier natürlich eine besondere Verantwort­ung.

Wie ist der weitere Zeitplan?

Blasko: Nachdem der Entwurf nun auf Zustimmung getroffen ist, geht er in der zweiten Jahreshälf­te in die zuständige­n Gremien zur Genehmigun­g und dann geht es an die Feinplanun­g. Im kommenden Jahr wird auf dem Gelände schon der Wandel beginnen. Die Fertigstel­lung ist derzeit für 2029 geplant.

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Foto: Loomn Architektu­rvisualisi­erungen/gmp Architekte­n So sehen die ersten Entwürfe des Architektu­rbüros gmp für den Campus Neuburg aus.

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