Regale, Schwalben und eine Kündigung
In Kleinhohenried soll ein Museumsdepot entstehen, um die Geschichte des Donaumooses zu bewahren. Wie es mit dem Projekt vorangeht und welche Rolle Rauchschwalben dabei spielen.
So manchen dürften sie im Vorbeifahren oder beim Vorbeigehen aufgefallen sein: die vielen Wagenräder, die vor dem Gebäude der alten Putzerei in Karlshuld liegen. Fein säuberlich sind sie hinter einem Bauzaun aufgereiht – und sie alle erzählen Geschichten, wie die Menschen im Donaumoos anno dazumal lebten. Ein Teil der Räder wird restauriert und eines Tages als Ausstellungsstück in das geplante Museumsdepot wandern, das im Ortsteil Kleinhohenried entstehen soll. Doch bis dahin gibt es noch viel zu tun. Einen Überblick über den Stand der Dinge gab es in der jüngsten Sitzung des Stiftungsrates der Stiftung Donaumoos.
In der alten Putzerei, dem Gebäude auf dem Areal des ehemaligen Moorversuchsguts in Karlshuld, lagern nicht nur die Wagenräder, sondern Tausende andere Relikte, von Fotos, Bildern, schriftlichen Zeugnissen über Kleider bis hin zu landwirtschaftlichen Geräten und Möbeln, die die Geschichte des Donaumooses erzählen.
All diese Dinge verwahrt der Kulturhistorische Verein Donaumoos seit 1982. „Es ist ein Schatz, den wir der Bevölkerung zugänglich machen wollen und sollen“, sagte Michael Lederer einst. Der Karlshulder Bürgermeister war derjenige, der die Idee eines Depots angestoßen hatte und diese gemeinsam mit dem damaligen Stiftungsratsvorsitzenden und Königsmooser Bürgermeister Heinrich Seißler in Form eines Antrags in den Kreistag brachte – mit Erfolg.
Das Projekt Sammlungsqualifizierung unter der Leitung von Sybille Küttner war geboren und seit Anfang vergangenen Jahres steht das Team. „Wir sind mit sieben Mitarbeitern nun vollzählig“, sagte Küttner in der jüngsten Sitzung. Bis 2025 läuft das Projekt und bis dahin sollen ein zukunftsfähiges Museums- und Sammlungskonzept formuliert, die Sammlung deutlich reduziert und profiliert sowie die Objekte aus der alten Putzerei erfasst und in einem Zwischendepot untergebracht werden – und dieses Zwischendepot in Untermaxfeld nimmt immer mehr Gestalt an, wie Küttner berichtete.
Im Laufe des Januars wurde das gesamte Regalsystem dort aufgebaut. Auf mehreren Ebenen soll dann der Teil der Objekte, der sich für das künftige Museumsdepot eignet, gelagert werden, von groß bis klein. „Diese Woche wird das Regalsystem abgenommen, im Moment wird gründlich geputzt, damit alles staubfrei ist, wenn die Objekte dann eingelagert werden“,
sagte die Projektleiterin. Und ein Teil der Objekte kommt nicht nur aus der alten Putzerei. Allein in diesem Gebäude lagern rund 1500 Kubikmeter historischer Relikte. Zahlreiche weitere – insgesamt sind es 20.000 Objekte – sind an anderen Standorten untergebracht, etwa auf einem privaten Hof in Grasheim sowie in einem Gebäude auf dem Muna-Gelände
in Weichering – und Letzteres muss nun geräumt werden, wie Küttner erklärte.
Dort lagern auf 260 Quadratmetern Fläche weitere Relikte, „und nun wurde der Mietvertrag gekündigt“. Das Gebäude sei baufällig und die Bundeswehr als Eigentümer könne es nicht mehr verantworten, „dass wir hineingehen“, so Küttner. Zwar hätten sie und ihr Team noch genügend Zeit, die Objekte herauszuräumen, dennoch brauche es eine neue Bleibe, nach der aktuell gesucht werde, idealerweise mit 300 bis 400 Quadratmetern Fläche und in der Nähe der Putzerei. „Eine Scheune würde uns schon reichen“, so Küttner. Wenn das Team dann ausräume, bekomme man im Übrigen seitens der Bundeswehr Hilfestellung, um das Gebäude derweil zu sichern.
Auf der To-do-Liste von Küttner und ihrem Team steht auch die Schädlingsbekämpfung im Putzerei-Gebäude. Eine Firma sei mittlerweile beauftragt, Ende August sollen die Räumlichkeiten begast und im Anschluss bestenfalls schädlingsfrei sein.
Der Zeitraum wurde laut Küttner bewusst gewählt, da dann keine Brutzeit mehr herrsche, „denn der Vogel- und Fledermausschutz spielt hier auch eine Rolle“. So müsse geprüft werden, ob Rauchschwalben grundsätzlich in dem Gebäude nisten. „Sobald eine von ihnen brütet, darf man nicht mehr in das Gebäude – und begasen natürlich erst recht nicht.“
Man habe künstliche Nester gekauft und sie in der angrenzenden Scheune angebracht sowie sämtliche Schlupflöcher zur Putzerei zugemacht. Die Hauptbrutzeit ist Küttner zufolge im Juni, dann wird das Gebäude mit Fachleuten begangen, um zu sehen, ob sich Schwalben oder auch andere Tiere darin aufhalten. Von Fledermäusen sei im Inneren bislang keine Spur, aber im Mai soll auch hier eine Beobachtung stattfinden. „Es ist und bleibt eine Blackbox, weil man nie weiß, was ein Vogelkundler so alles findet.“
Eine der Hauptaufgaben von Küttner und ihrem Team ist auch die sogenannte Deakzession, also das Entsammeln der Objekte. „Wir nehmen uns einzelne Projektgruppen vor, gehen von groß nach klein, vom Erdgeschoss nach oben, und schauen sie uns ganz genau an.“
Dann würden Listen angelegt, um zu vergleichen und am Ende zu klassifizieren, was bleibt und was entsorgt wird. „Bei der Inventarisierung kommen wir ebenfalls gut voran, in der Datenbank befinden sich 9923 Datensätze.“Und es dürften noch deutlich mehr werden.