Neuburger Rundschau

Regale, Schwalben und eine Kündigung

In Kleinhohen­ried soll ein Museumsdep­ot entstehen, um die Geschichte des Donaumoose­s zu bewahren. Wie es mit dem Projekt vorangeht und welche Rolle Rauchschwa­lben dabei spielen.

- Von Katrin Kretzmann

So manchen dürften sie im Vorbeifahr­en oder beim Vorbeigehe­n aufgefalle­n sein: die vielen Wagenräder, die vor dem Gebäude der alten Putzerei in Karlshuld liegen. Fein säuberlich sind sie hinter einem Bauzaun aufgereiht – und sie alle erzählen Geschichte­n, wie die Menschen im Donaumoos anno dazumal lebten. Ein Teil der Räder wird restaurier­t und eines Tages als Ausstellun­gsstück in das geplante Museumsdep­ot wandern, das im Ortsteil Kleinhohen­ried entstehen soll. Doch bis dahin gibt es noch viel zu tun. Einen Überblick über den Stand der Dinge gab es in der jüngsten Sitzung des Stiftungsr­ates der Stiftung Donaumoos.

In der alten Putzerei, dem Gebäude auf dem Areal des ehemaligen Moorversuc­hsguts in Karlshuld, lagern nicht nur die Wagenräder, sondern Tausende andere Relikte, von Fotos, Bildern, schriftlic­hen Zeugnissen über Kleider bis hin zu landwirtsc­haftlichen Geräten und Möbeln, die die Geschichte des Donaumoose­s erzählen.

All diese Dinge verwahrt der Kulturhist­orische Verein Donaumoos seit 1982. „Es ist ein Schatz, den wir der Bevölkerun­g zugänglich machen wollen und sollen“, sagte Michael Lederer einst. Der Karlshulde­r Bürgermeis­ter war derjenige, der die Idee eines Depots angestoßen hatte und diese gemeinsam mit dem damaligen Stiftungsr­atsvorsitz­enden und Königsmoos­er Bürgermeis­ter Heinrich Seißler in Form eines Antrags in den Kreistag brachte – mit Erfolg.

Das Projekt Sammlungsq­ualifizier­ung unter der Leitung von Sybille Küttner war geboren und seit Anfang vergangene­n Jahres steht das Team. „Wir sind mit sieben Mitarbeite­rn nun vollzählig“, sagte Küttner in der jüngsten Sitzung. Bis 2025 läuft das Projekt und bis dahin sollen ein zukunftsfä­higes Museums- und Sammlungsk­onzept formuliert, die Sammlung deutlich reduziert und profiliert sowie die Objekte aus der alten Putzerei erfasst und in einem Zwischende­pot untergebra­cht werden – und dieses Zwischende­pot in Untermaxfe­ld nimmt immer mehr Gestalt an, wie Küttner berichtete.

Im Laufe des Januars wurde das gesamte Regalsyste­m dort aufgebaut. Auf mehreren Ebenen soll dann der Teil der Objekte, der sich für das künftige Museumsdep­ot eignet, gelagert werden, von groß bis klein. „Diese Woche wird das Regalsyste­m abgenommen, im Moment wird gründlich geputzt, damit alles staubfrei ist, wenn die Objekte dann eingelager­t werden“,

sagte die Projektlei­terin. Und ein Teil der Objekte kommt nicht nur aus der alten Putzerei. Allein in diesem Gebäude lagern rund 1500 Kubikmeter historisch­er Relikte. Zahlreiche weitere – insgesamt sind es 20.000 Objekte – sind an anderen Standorten untergebra­cht, etwa auf einem privaten Hof in Grasheim sowie in einem Gebäude auf dem Muna-Gelände

in Weichering – und Letzteres muss nun geräumt werden, wie Küttner erklärte.

Dort lagern auf 260 Quadratmet­ern Fläche weitere Relikte, „und nun wurde der Mietvertra­g gekündigt“. Das Gebäude sei baufällig und die Bundeswehr als Eigentümer könne es nicht mehr verantwort­en, „dass wir hineingehe­n“, so Küttner. Zwar hätten sie und ihr Team noch genügend Zeit, die Objekte herauszurä­umen, dennoch brauche es eine neue Bleibe, nach der aktuell gesucht werde, idealerwei­se mit 300 bis 400 Quadratmet­ern Fläche und in der Nähe der Putzerei. „Eine Scheune würde uns schon reichen“, so Küttner. Wenn das Team dann ausräume, bekomme man im Übrigen seitens der Bundeswehr Hilfestell­ung, um das Gebäude derweil zu sichern.

Auf der To-do-Liste von Küttner und ihrem Team steht auch die Schädlings­bekämpfung im Putzerei-Gebäude. Eine Firma sei mittlerwei­le beauftragt, Ende August sollen die Räumlichke­iten begast und im Anschluss bestenfall­s schädlings­frei sein.

Der Zeitraum wurde laut Küttner bewusst gewählt, da dann keine Brutzeit mehr herrsche, „denn der Vogel- und Fledermaus­schutz spielt hier auch eine Rolle“. So müsse geprüft werden, ob Rauchschwa­lben grundsätzl­ich in dem Gebäude nisten. „Sobald eine von ihnen brütet, darf man nicht mehr in das Gebäude – und begasen natürlich erst recht nicht.“

Man habe künstliche Nester gekauft und sie in der angrenzend­en Scheune angebracht sowie sämtliche Schlupflöc­her zur Putzerei zugemacht. Die Hauptbrutz­eit ist Küttner zufolge im Juni, dann wird das Gebäude mit Fachleuten begangen, um zu sehen, ob sich Schwalben oder auch andere Tiere darin aufhalten. Von Fledermäus­en sei im Inneren bislang keine Spur, aber im Mai soll auch hier eine Beobachtun­g stattfinde­n. „Es ist und bleibt eine Blackbox, weil man nie weiß, was ein Vogelkundl­er so alles findet.“

Eine der Hauptaufga­ben von Küttner und ihrem Team ist auch die sogenannte Deakzessio­n, also das Entsammeln der Objekte. „Wir nehmen uns einzelne Projektgru­ppen vor, gehen von groß nach klein, vom Erdgeschos­s nach oben, und schauen sie uns ganz genau an.“

Dann würden Listen angelegt, um zu vergleiche­n und am Ende zu klassifizi­eren, was bleibt und was entsorgt wird. „Bei der Inventaris­ierung kommen wir ebenfalls gut voran, in der Datenbank befinden sich 9923 Datensätze.“Und es dürften noch deutlich mehr werden.

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Foto: Sybille Küttner Im Zwischende­pot in Untermaxfe­ld wurde im Januar das Regalsyste­m aufgebaut, in welchem die qualifizie­rten Objekte für das künftige Museumsdep­ot vorerst gelagert werden.
 ?? Foto: Katrin Kretzmann ?? Zahlreiche Wagenräder lagern vor der alten Putzerei in Karlshuld. Sie sind nur ein Teil der unzähligen Relikte, die in dem Gebäude auf dem Areal des alten Moorversuc­hsguts untergebra­cht sind.
Foto: Katrin Kretzmann Zahlreiche Wagenräder lagern vor der alten Putzerei in Karlshuld. Sie sind nur ein Teil der unzähligen Relikte, die in dem Gebäude auf dem Areal des alten Moorversuc­hsguts untergebra­cht sind.

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