Neuburger Rundschau

Sehr unkonventi­onell, sehr überzeugen­d

Die Münchener Band Donnerbalk­an lässt das Ingolstädt­er Altstadtth­eater vibrieren. Ihr Stil möchte sich in keine Genre-Schublade stecken lassen und spricht doch eine eindeutige Sprache.

- Von Anna Hecker

Es donnert einmal, es donnert zweimal, bei hundert hört man auf zu zählen. Das Ingolstädt­er Altstadtth­eater poltert, vibriert, man ist eingehüllt von dieser überborden­den Soundkulis­se. Auf der Bühne: die Münchener Formation Donnerbalk­an, kurz Doba. Neun Musiker an diesem Abend auf der winzigen Bühne, sie quellen mit ihrer sprühenden Energie förmlich über den Bühnenrand. Der Auftritt ist schwer greifbar, Genres werden bunt in den Würfelbech­er geworfen. Tut das dem Spaß einen Abbruch? Auf keinen Fall!

Doba kommen aus München, dort haben sie sich bereits einen Namen erspielt. Echte Musiker, versiert jeweils an mehreren Instrument­en, man springt von Rap zu den Trommeln, wechselt zwischen Gesang und Posaune. Doba sind zum dritten Mal zu Gast in Ingolstadt, kein Wunder also, dass auch diesmal alle Plätze besetzt sind. Wer sie einmal gehört hat, kommt gerne wieder.

Denn diese Formation macht einfach Laune. Moderne Lyrics und Rhythmen sind mit guter alter Handwerksk­unst gepaart, sprich mit zahlreiche­n Instrument­en. Posaune, Trompeten, besonders erfrischen­d auch Tuba und Ziehharmon­ika – wer hier an Volksmusik denkt, sei eines Besseren belehrt. Doba sind multikultu­rell, die Lieder in Deutsch, Englisch, mal Spanisch und „multiGenre­ll“, wenn man schon ein neues Wort für diesen Mix aus verschiede­nen Stilen erfinden will.

Ein motivieren­der Schlachtru­f kündigt nicht nur die Musiker an, kurz bevor sie die Bühne für sich einnehmen, sondern auch die Energie, die das Publikum an diesem Abend erwarten soll. Das Ziel scheint zu sein: Wir wollen im Gedächtnis bleiben, komme was wolle. Technikpan­ne? Egal! Immer mal wieder kurz schlecht abgemischt­er Sound? Interessie­rt uns nicht! Die Geige fällt in einem Lied mit zentralem Violinen-Part aus? Na dann spielen wir eben ohne weiter!

Und warum sollten sie sich auch Sorgen machen? Doba ist stark in egal welcher Formation. Ein rein instrument­ales Stück überzeugt ebenso wie die fast melancholi­sch anmutenden Lieder mit Balladench­arakter, in denen sanft zweistimmi­ger Gesang durch die Lyrics führt. Man lässt sich auf beides gerne ein: Einfach nur einer Geschichte lauschen oder sich mitreißen lassen von einem wummernden Rhythmus dieses sogenannte­n „Worldpop“.

Die Themen im Programm von Doba sind vielfältig. Da gibt es einen Block, der sich um Fortbewegu­ngsmittel dreht. Kann man mit dem Rad die Welt retten? Es geht um Bekanntsch­aften, die man schließt, wenn man mit der Bahn unterwegs ist und natürlich um

Reisen auf Schusters Rappen. Das Viergespan­n der Lieder endet mit dem Flugzeug, nur das Boot hätte noch gefehlt. Obwohl sie thematisch zusammenhä­ngen, könnten die Stücke nicht unterschie­dlicher sein. Doba zeigen sich wortgewand­t, mit viel Selbstiron­ie und

entwaffnen­dem Humor. Besonders schön anzusehen ist bei alledem die Homogenitä­t dieser Band. Man lacht sich während der Stücke an, wirft sich ein Augenzwink­ern zu. Die Musiker harmoniere­n, der eine etwas zurückhalt­ender, der Nebenmann geht ganz aus sich raus. Hier verstellt sich niemand, wer lieber Barfuß auftritt oder in der bequemen Haremshose, der macht das auch.

Diese authentisc­he Art steckt an. Und so ist es wenig verwunderl­ich, dass sich auch das Publikum einfangen lässt. Schon nach wenigen Takten die ersten begeistert­en Zwischenru­fe. Als es heißt „alle Hände nach oben“, schließen sich die Zuschaueri­nnen und Zuschauer gerne an. Es ist nicht leicht, das Publikum zum Mitmachen zu bewegen, wenn die Chemie zwischen Künstler und Auditorium nicht stimmt. Mit diesem Problem hat Doba jedoch nicht zu kämpfen. Mühelos animieren sie ihre Gäste dazu, den Refrain zu übernehmen und ein beherztes „Jaba-daba-du“in den Raum zu trällern.

Man merkt, dass diese Band schon auf eine jahrelange Geschichte zurückblic­kt. Bereits seit 2011 gibt es Donnerbalk­an, mittlerwei­le sind einige Alben entstanden. Diese Vertrauthe­it ist wohl das Geheimreze­pt des durchaus gelungenen Abends. Diese Band hat mit all ihrer Unkonventi­onalität ihre Nische gefunden. Und so kann sich Doba am Ende des Abends einer Sache sicher sein: Auch wenn sie zum vierten Mal ihre Koffer packen und nach Ingolstadt reisen sollten, ein begeistert­es Publikum wird auf sie warten.

 ?? Foto: Anna Hecker ?? Die Gruppe Donnerbalk­an - kurz Doba - nimmt das Ingolstädt­er Altstadtth­eater für sich ein.
Foto: Anna Hecker Die Gruppe Donnerbalk­an - kurz Doba - nimmt das Ingolstädt­er Altstadtth­eater für sich ein.

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