Sehr unkonventionell, sehr überzeugend
Die Münchener Band Donnerbalkan lässt das Ingolstädter Altstadttheater vibrieren. Ihr Stil möchte sich in keine Genre-Schublade stecken lassen und spricht doch eine eindeutige Sprache.
Es donnert einmal, es donnert zweimal, bei hundert hört man auf zu zählen. Das Ingolstädter Altstadttheater poltert, vibriert, man ist eingehüllt von dieser überbordenden Soundkulisse. Auf der Bühne: die Münchener Formation Donnerbalkan, kurz Doba. Neun Musiker an diesem Abend auf der winzigen Bühne, sie quellen mit ihrer sprühenden Energie förmlich über den Bühnenrand. Der Auftritt ist schwer greifbar, Genres werden bunt in den Würfelbecher geworfen. Tut das dem Spaß einen Abbruch? Auf keinen Fall!
Doba kommen aus München, dort haben sie sich bereits einen Namen erspielt. Echte Musiker, versiert jeweils an mehreren Instrumenten, man springt von Rap zu den Trommeln, wechselt zwischen Gesang und Posaune. Doba sind zum dritten Mal zu Gast in Ingolstadt, kein Wunder also, dass auch diesmal alle Plätze besetzt sind. Wer sie einmal gehört hat, kommt gerne wieder.
Denn diese Formation macht einfach Laune. Moderne Lyrics und Rhythmen sind mit guter alter Handwerkskunst gepaart, sprich mit zahlreichen Instrumenten. Posaune, Trompeten, besonders erfrischend auch Tuba und Ziehharmonika – wer hier an Volksmusik denkt, sei eines Besseren belehrt. Doba sind multikulturell, die Lieder in Deutsch, Englisch, mal Spanisch und „multiGenrell“, wenn man schon ein neues Wort für diesen Mix aus verschiedenen Stilen erfinden will.
Ein motivierender Schlachtruf kündigt nicht nur die Musiker an, kurz bevor sie die Bühne für sich einnehmen, sondern auch die Energie, die das Publikum an diesem Abend erwarten soll. Das Ziel scheint zu sein: Wir wollen im Gedächtnis bleiben, komme was wolle. Technikpanne? Egal! Immer mal wieder kurz schlecht abgemischter Sound? Interessiert uns nicht! Die Geige fällt in einem Lied mit zentralem Violinen-Part aus? Na dann spielen wir eben ohne weiter!
Und warum sollten sie sich auch Sorgen machen? Doba ist stark in egal welcher Formation. Ein rein instrumentales Stück überzeugt ebenso wie die fast melancholisch anmutenden Lieder mit Balladencharakter, in denen sanft zweistimmiger Gesang durch die Lyrics führt. Man lässt sich auf beides gerne ein: Einfach nur einer Geschichte lauschen oder sich mitreißen lassen von einem wummernden Rhythmus dieses sogenannten „Worldpop“.
Die Themen im Programm von Doba sind vielfältig. Da gibt es einen Block, der sich um Fortbewegungsmittel dreht. Kann man mit dem Rad die Welt retten? Es geht um Bekanntschaften, die man schließt, wenn man mit der Bahn unterwegs ist und natürlich um
Reisen auf Schusters Rappen. Das Viergespann der Lieder endet mit dem Flugzeug, nur das Boot hätte noch gefehlt. Obwohl sie thematisch zusammenhängen, könnten die Stücke nicht unterschiedlicher sein. Doba zeigen sich wortgewandt, mit viel Selbstironie und
entwaffnendem Humor. Besonders schön anzusehen ist bei alledem die Homogenität dieser Band. Man lacht sich während der Stücke an, wirft sich ein Augenzwinkern zu. Die Musiker harmonieren, der eine etwas zurückhaltender, der Nebenmann geht ganz aus sich raus. Hier verstellt sich niemand, wer lieber Barfuß auftritt oder in der bequemen Haremshose, der macht das auch.
Diese authentische Art steckt an. Und so ist es wenig verwunderlich, dass sich auch das Publikum einfangen lässt. Schon nach wenigen Takten die ersten begeisterten Zwischenrufe. Als es heißt „alle Hände nach oben“, schließen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer gerne an. Es ist nicht leicht, das Publikum zum Mitmachen zu bewegen, wenn die Chemie zwischen Künstler und Auditorium nicht stimmt. Mit diesem Problem hat Doba jedoch nicht zu kämpfen. Mühelos animieren sie ihre Gäste dazu, den Refrain zu übernehmen und ein beherztes „Jaba-daba-du“in den Raum zu trällern.
Man merkt, dass diese Band schon auf eine jahrelange Geschichte zurückblickt. Bereits seit 2011 gibt es Donnerbalkan, mittlerweile sind einige Alben entstanden. Diese Vertrautheit ist wohl das Geheimrezept des durchaus gelungenen Abends. Diese Band hat mit all ihrer Unkonventionalität ihre Nische gefunden. Und so kann sich Doba am Ende des Abends einer Sache sicher sein: Auch wenn sie zum vierten Mal ihre Koffer packen und nach Ingolstadt reisen sollten, ein begeistertes Publikum wird auf sie warten.