„Es brennt, und er macht nichts“
Vielen Kreisräten geht es bei der Suche nach Kooperationspartnern für das Kreiskrankenhaus Schrobenhausen zu langsam. Jetzt greifen sie ein, um die Versäumnisse von Peter von der Grün aufzuholen.
Das Ergebnis war nicht überraschend, aber dennoch alarmierend. Wollen die Krankenhäuser in der Region überleben, müssen sie – in welcher Form auch immer – zusammenarbeiten. Seit das Medizingutachten, in dem mögliche Kooperationen untersucht wurden, den politischen Gremien vorgestellt wurde, gilt das Rennen um die besten Lösungen zugunsten des eigenen Hauses als eröffnet. Es werden allerorten Gespräche geführt, Möglichkeiten ausgelotet, Strategien entwickelt – immer mit dem Ziel, die millionenschweren Defizite der Kliniken zu senken und gleichzeitig eine gute Gesundheitsversorgung vor Ort zu bieten. Nur im hiesigen Landkreis bleiben die Ambitionen von Landrat Peter von der Grün (FW) weit hinter den Erwartungen zurück. Jetzt nehmen Kreistagsmitglieder die Zügel in die Hand und schieben den Kreischef an.
Zwei Monate ist es her, dass die Beraterfirma PwC den Trägern der kommunalen Krankenhäuser in der Region 10 empfohlen hat, das Kreiskrankenhaus Schrobenhausen, die Kliniken im Naturpark Altmühltal sowie die Ilmtalkliniken
Pfaffenhofen unter einem Dach mit dem Klinikum Ingolstadt zusammenzuführen. Nicht alle Beteiligten sind von so einem großen Verbund begeistert, zumal noch nicht geklärt ist, ob er kartellrechtlich überhaupt zulässig wäre. Deshalb strecken die Landräte und Ingolstadts Oberbürgermeister ihre Fühler in alle Richtungen aus – bis auf Peter von der Grün. Aus verschiedenen Richtungen hört man seit Wochen immer wieder denselben Vorwurf: Er habe keine Strategie, sei untätig und führe keine Gespräche mit den maßgeblichen Akteuren. „Es geht zu wenig voran und zu langsam“– „Es brennt, und er macht nichts“– „Es ist, als wenn man einen Hund zum Jagen tragen muss“: Sätze wie diese sagen mehrere Insider unabhängig voneinander. Die Befürchtung: Das Schrobenhausener Krankenhaus könnte das Nachsehen haben, wenn sich andere Partner schneller finden und einigen.
Aus diesem Grund haben Kreisräte vor gut zwei Wochen eine „Taskforce“gebildet, um dem Thema die notwendige Schubkraft zu verleihen, die sie bei Peter von der Grün vermissen. Dazu gehören seine Stellvertreterinnen Rita Schmidt (CSU) und Sabine Schneider (SPD), Elfriede Müller (CSU),
Thomas Mack (CSU), Shahram Tabritzi (FW) und Werner Widuckel (SPD). Die Teilnehmer sind keine „Abtrünnigen“, sondern wurden fraktionsübergreifend dafür legitimiert. Ihre Aufgabe: „Die Schlagzahl erhöhen“, erklärt CSU-Fraktionssprecher Stefan Kumpf. Er bestätigt, was aus unterschiedlichsten Richtungen zu hören ist. Viele Kreisräte würden sich abgehängt fühlen, weil die Landräte aus Eichstätt, Pfaffenhofen und der Ingolstädter Oberbürgermeister deutlich aktiver und teilweise auch schon weiter bei dem Thema wären. „Wir müssen mehr Druck auf den Kessel bringen“, formuliert es Kumpf bildhaft. Und dafür soll der Arbeitskreis sorgen.
Vor allem Rita Schmidt als seine Stellvertreterin soll sich darum kümmern, dass sämtliche notwendigen Gespräche zeitnah stattfinden und nicht wochenlang in der Pipeline hängen bleiben. Ein Anfang sei bereits gemacht, bestätigt sie. In den vergangenen zwei Wochen konnten aufgrund des Drucks durch die Kreisräte mit allen anderen Kliniken Termine vereinbart werden. An den Gesprächen sollen neben dem Landrat auch stets Schmidt, Mack und/oder Tabritzi teilnehmen. „Wir wollen das Thema konstruktiv begleiten“, sagt die
Vize-Landrätin, die jetzt einen Sitz im Aufsichtsrat des Kreiskrankenhauses bekommen soll, damit sie entsprechendes Wissen aus erster Hand erhält. Ein zweiter Sitz soll an ein Mitglied der Grünen gehen.
Deren Fraktionssprecher Martin Wendl war ebenfalls in die Gründung des Arbeitskreises eingebunden, allerdings verteidigt er den Landrat. „Mir ist das zu einfach, in ihm den Schuldigen zu finden“, sagt er. Der Wunsch nach einer schnellen Lösungsfindung sei nachvollziehbar, könne aber in der Realität aus unterschiedlichsten Gründen oft nicht umgesetzt werden. „Der Landrat kann das nicht allein schaffen“, ist seine Meinung.
Peter von der Grün soll die Forderungen der Gruppe nicht widerstandslos hingenommen haben, schließlich wäre es die ureigenste Aufgabe des Landrats, dieses Thema federführend zu betreuen. „Es war keine leichte Geburt“, beschreibt Rita Schmidt die Verhandlungen mit ihm. Am Ende habe er jedoch eingelenkt. Wäre dem nicht so gewesen, stand nach den Worten von Stefan Kumpf ein gemeinsamer Rücktritt seiner beiden Stellvertreterinnen im Raum.
Die Arbeitsgruppe aus den sechs genannten Kreisräten agiert nicht im Dunkeln, sondern wird am 21. März vom Kreistag offiziell bestellt. Das gilt schon allein deshalb als gesichert, weil Landrat Peter von der Grün im Gespräch mit der Neuburger Rundschau keinen Angriff auf seine Kompetenz erkennt. Denn seine Sicht auf die Dinge weicht gänzlich von den Schilderungen aller anderen ab.
Demnach wurde der „Steuerungskreis Kreiskrankenhaus“von Peter von der Grün selbst vor wenigen Jahren gegründet und nun im Zuge der aktuellen Diskussionen wiederbelebt, sagt er. Es sei seine Idee gewesen, dieses Team unterstützend heranzuziehen, um sich regelmäßig auszutauschen. Dass die jetzt gegründete Gruppe nichts mit jenem Arbeitskreis zu tun hat, der sich tatsächlich schon unter Roland Weigert schwerpunktmäßig mit dem Kreiskrankenhaus beschäftigt hat, sondern dass sie einzig aus Unzufriedenheit mit dem bisherigen Vorgehen entstanden ist, dementiert von der Grün genauso wie die Annahme, dass schnelles Handeln das Gebot der Stunde sei. Es sei „ganz viel passiert“in den vergangenen Wochen und es sei ein „subjektiver Eindruck“, dass niemand davon wisse. Die Frage, was sich denn konkret getan hätte, lässt er allerdings unbeantwortet.