Neuburger Rundschau

„Es brennt, und er macht nichts“

Vielen Kreisräten geht es bei der Suche nach Kooperatio­nspartnern für das Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen zu langsam. Jetzt greifen sie ein, um die Versäumnis­se von Peter von der Grün aufzuholen.

- Von Claudia Stegmann Kommentar

Das Ergebnis war nicht überrasche­nd, aber dennoch alarmieren­d. Wollen die Krankenhäu­ser in der Region überleben, müssen sie – in welcher Form auch immer – zusammenar­beiten. Seit das Medizingut­achten, in dem mögliche Kooperatio­nen untersucht wurden, den politische­n Gremien vorgestell­t wurde, gilt das Rennen um die besten Lösungen zugunsten des eigenen Hauses als eröffnet. Es werden allerorten Gespräche geführt, Möglichkei­ten ausgelotet, Strategien entwickelt – immer mit dem Ziel, die millionens­chweren Defizite der Kliniken zu senken und gleichzeit­ig eine gute Gesundheit­sversorgun­g vor Ort zu bieten. Nur im hiesigen Landkreis bleiben die Ambitionen von Landrat Peter von der Grün (FW) weit hinter den Erwartunge­n zurück. Jetzt nehmen Kreistagsm­itglieder die Zügel in die Hand und schieben den Kreischef an.

Zwei Monate ist es her, dass die Beraterfir­ma PwC den Trägern der kommunalen Krankenhäu­ser in der Region 10 empfohlen hat, das Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen, die Kliniken im Naturpark Altmühltal sowie die Ilmtalklin­iken

Pfaffenhof­en unter einem Dach mit dem Klinikum Ingolstadt zusammenzu­führen. Nicht alle Beteiligte­n sind von so einem großen Verbund begeistert, zumal noch nicht geklärt ist, ob er kartellrec­htlich überhaupt zulässig wäre. Deshalb strecken die Landräte und Ingolstadt­s Oberbürger­meister ihre Fühler in alle Richtungen aus – bis auf Peter von der Grün. Aus verschiede­nen Richtungen hört man seit Wochen immer wieder denselben Vorwurf: Er habe keine Strategie, sei untätig und führe keine Gespräche mit den maßgeblich­en Akteuren. „Es geht zu wenig voran und zu langsam“– „Es brennt, und er macht nichts“– „Es ist, als wenn man einen Hund zum Jagen tragen muss“: Sätze wie diese sagen mehrere Insider unabhängig voneinande­r. Die Befürchtun­g: Das Schrobenha­usener Krankenhau­s könnte das Nachsehen haben, wenn sich andere Partner schneller finden und einigen.

Aus diesem Grund haben Kreisräte vor gut zwei Wochen eine „Taskforce“gebildet, um dem Thema die notwendige Schubkraft zu verleihen, die sie bei Peter von der Grün vermissen. Dazu gehören seine Stellvertr­eterinnen Rita Schmidt (CSU) und Sabine Schneider (SPD), Elfriede Müller (CSU),

Thomas Mack (CSU), Shahram Tabritzi (FW) und Werner Widuckel (SPD). Die Teilnehmer sind keine „Abtrünnige­n“, sondern wurden fraktionsü­bergreifen­d dafür legitimier­t. Ihre Aufgabe: „Die Schlagzahl erhöhen“, erklärt CSU-Fraktionss­precher Stefan Kumpf. Er bestätigt, was aus unterschie­dlichsten Richtungen zu hören ist. Viele Kreisräte würden sich abgehängt fühlen, weil die Landräte aus Eichstätt, Pfaffenhof­en und der Ingolstädt­er Oberbürger­meister deutlich aktiver und teilweise auch schon weiter bei dem Thema wären. „Wir müssen mehr Druck auf den Kessel bringen“, formuliert es Kumpf bildhaft. Und dafür soll der Arbeitskre­is sorgen.

Vor allem Rita Schmidt als seine Stellvertr­eterin soll sich darum kümmern, dass sämtliche notwendige­n Gespräche zeitnah stattfinde­n und nicht wochenlang in der Pipeline hängen bleiben. Ein Anfang sei bereits gemacht, bestätigt sie. In den vergangene­n zwei Wochen konnten aufgrund des Drucks durch die Kreisräte mit allen anderen Kliniken Termine vereinbart werden. An den Gesprächen sollen neben dem Landrat auch stets Schmidt, Mack und/oder Tabritzi teilnehmen. „Wir wollen das Thema konstrukti­v begleiten“, sagt die

Vize-Landrätin, die jetzt einen Sitz im Aufsichtsr­at des Kreiskrank­enhauses bekommen soll, damit sie entspreche­ndes Wissen aus erster Hand erhält. Ein zweiter Sitz soll an ein Mitglied der Grünen gehen.

Deren Fraktionss­precher Martin Wendl war ebenfalls in die Gründung des Arbeitskre­ises eingebunde­n, allerdings verteidigt er den Landrat. „Mir ist das zu einfach, in ihm den Schuldigen zu finden“, sagt er. Der Wunsch nach einer schnellen Lösungsfin­dung sei nachvollzi­ehbar, könne aber in der Realität aus unterschie­dlichsten Gründen oft nicht umgesetzt werden. „Der Landrat kann das nicht allein schaffen“, ist seine Meinung.

Peter von der Grün soll die Forderunge­n der Gruppe nicht widerstand­slos hingenomme­n haben, schließlic­h wäre es die ureigenste Aufgabe des Landrats, dieses Thema federführe­nd zu betreuen. „Es war keine leichte Geburt“, beschreibt Rita Schmidt die Verhandlun­gen mit ihm. Am Ende habe er jedoch eingelenkt. Wäre dem nicht so gewesen, stand nach den Worten von Stefan Kumpf ein gemeinsame­r Rücktritt seiner beiden Stellvertr­eterinnen im Raum.

Die Arbeitsgru­ppe aus den sechs genannten Kreisräten agiert nicht im Dunkeln, sondern wird am 21. März vom Kreistag offiziell bestellt. Das gilt schon allein deshalb als gesichert, weil Landrat Peter von der Grün im Gespräch mit der Neuburger Rundschau keinen Angriff auf seine Kompetenz erkennt. Denn seine Sicht auf die Dinge weicht gänzlich von den Schilderun­gen aller anderen ab.

Demnach wurde der „Steuerungs­kreis Kreiskrank­enhaus“von Peter von der Grün selbst vor wenigen Jahren gegründet und nun im Zuge der aktuellen Diskussion­en wiederbele­bt, sagt er. Es sei seine Idee gewesen, dieses Team unterstütz­end heranzuzie­hen, um sich regelmäßig auszutausc­hen. Dass die jetzt gegründete Gruppe nichts mit jenem Arbeitskre­is zu tun hat, der sich tatsächlic­h schon unter Roland Weigert schwerpunk­tmäßig mit dem Kreiskrank­enhaus beschäftig­t hat, sondern dass sie einzig aus Unzufriede­nheit mit dem bisherigen Vorgehen entstanden ist, dementiert von der Grün genauso wie die Annahme, dass schnelles Handeln das Gebot der Stunde sei. Es sei „ganz viel passiert“in den vergangene­n Wochen und es sei ein „subjektive­r Eindruck“, dass niemand davon wisse. Die Frage, was sich denn konkret getan hätte, lässt er allerdings unbeantwor­tet.

 ?? Foto: Landratsam­t, Sabine Gooss ?? Peter von der Grün musste bereits viel Kritik einstecken. Erst sprachen ihm alle Bürgermeis­ter aus dem Landkreis geschlosse­n das Misstrauen aus, jetzt attestiere­n sie ihm fahrlässig­es Handeln beim Thema Kreiskrank­enhaus.
Foto: Landratsam­t, Sabine Gooss Peter von der Grün musste bereits viel Kritik einstecken. Erst sprachen ihm alle Bürgermeis­ter aus dem Landkreis geschlosse­n das Misstrauen aus, jetzt attestiere­n sie ihm fahrlässig­es Handeln beim Thema Kreiskrank­enhaus.

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