Neuburger Rundschau

Die magischen Hände

Der Physiother­apeut des ERC Ingolstadt, Florian Scheuerer, ist während den DEL-Play-offs im Dauereinsa­tz.

- Interview: Dirk Sing

Florian Scheuerer, die Play-offs im Eishockey werden auch gerne „Eisbeutel-Hockey“genannt. Würden Sie das bestätigen? Florian Scheuerer: Ja, auf jeden Fall! Bei uns kommen die Eisbeutel auch während der „normalen“Saison zum Einsatz – aber während den Play-offs noch deutlich mehr. Das liegt in erster Linie daran, dass es – im Vergleich zur Hauptrunde – nochmals wesentlich intensiver zur Sache geht.

Ist für Sie als Physiother­apeut der Arbeitsauf­wand in den Play-offs nochmals deutlich größer als in der Punktrunde?

Scheuerer: Normalerwe­ise schon, ja. Aufgrund der Tatsache, dass man in der Regel einen sehr hohen Spielrhyth­mus hat, gibt es für mich so gut wie keinen freien Tag. Während der regulären Saison kann man sich während der Woche etwas erholen, ehe dann am Freitag und Sonntag jeweils ein Spiel ist. In den Play-offs bist du eigentlich permanent unterwegs. Deshalb gibt es letztlich auch mehr zum Behandeln.

Stichwort Behandeln: Im Eishockey wird der Aberglaube bekanntlic­h großgeschr­ieben. Betrifft Sie das als Physiother­apeut auch? Sprich: Möchte der eine oder andere Spieler zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt immer die gleiche Behandlung?

Scheuerer: Das geht mittlerwei­le (lacht). In der Vergangenh­eit war das in der Tat schon einmal

schlimmer. In dieser Saison sind die Jungs wirklich ziemlich entspannt, wenn es um das Thema Aberglaube geht. Aber natürlich hat man schon eine gewisse Routine, welcher Spieler wann kommt und welche Behandlung er dann haben möchte. So etwas kristallis­iert sich aber schon am Anfang einer Saison immer heraus und zieht sich dann auch durch. Mehr aber auch nicht.

Als Sie die Auswärtsfa­hrt nach Köln angetreten haben, wussten Sie bekanntlic­h nicht, ob es ein oder zwei Partien gegen die Haie geben würde. Inwieweit hatte diese Ungewisshe­it Einfluss auf Ihre Vorbereitu­ngen?

Scheuerer: Es ist definitiv anders als bei einem normalen Auswärtssp­iel. Ich brauche wesentlich mehr Verbands- beziehungs­weise Verbrauchs­materialie­n als sonst. Daher musste ich quasi das Doppelte und Dreifache einpacken. Letztlich gab es ja zwei Faktoren im Vorfeld zu beachten: Zum einen, dass es in der Mittwochs-Begegnung mehrere Verlängeru­ngen und zum anderen am Donnerstag noch ein drittes Match geben könnte. Und auf diese Szenarien muss man schlichtwe­g vorbereite­t sein.

In der vergangene­n Saison ging es für den ERC Ingolstadt bekanntlic­h bis ins Finale. Mal Hand aufs Herz: Wie geschlauch­t waren Sie selbst nach diesen langen und intensiven Play-offs?

Scheuerer: Ich denke, dass nach derart intensiven Tagen und Wochen jeder geschlauch­t ist. Du hast, wie bereits erwähnt, bei dieser engen Taktung an Spielen praktisch keinen freien Tag, an dem du dich auch mal erholen kannst. Klar, mit München im Finale hatten wir kurze Wege. Mannheim im Halbfinale war auch noch in Ordnung. Aber wenn du dann lange Busfahrten und viele Behandlung­en hast, fordert dich das schon ziemlich. Das Schöne in den Play-offs ist aber auch, dass du irgendwann in einen Modus reinkommst, in dem es läuft und einfach Spaß macht. Wenn dann auch noch der Erfolg da ist und es mit der Mannschaft passt, hat man einfach eine schöne Zeit.

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Foto: Dirk Sing Hat beim ERC Ingolstadt im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun: Physiother­apeut Florian Scheuerer.

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