Neuburger Rundschau

Schulleitu­ng akzeptiert Sparkurs nicht

Der Landkreis streicht die geplante Erweiterun­g des Neuburger Gymnasiums. Das stößt in der Schule auf wenig Verständni­s. Schulleite­r Seyberth will persönlich etwas klarstelle­n.

- Von Barbara Wild Kommentar

Bis vor wenigen Wochen herrschte am Descartes-Gymnasium Zuversicht. Endlich gab es einen Masterplan, wie die miserable Situation der Chemie- und Physikräum­e beendet werden kann. Der geplante Erweiterun­gsbau im Pausenhof war greifbar nahe, die Grundstück­sverhältni­sse mit dem Studiensem­inar waren endlich geklärt. Doch die Zuversicht ist dahin. Der Sparkurs des Landkreise­s hat die Baupläne für das Gymnasium in weite Ferne gerückt. Das aber wollen Schulleitu­ng und Elternbeir­at nicht einfach hinnehmen.

Schulleite­r Peter Seyberth ist enttäuscht und auch verstimmt. Enttäuscht ist er, weil weiter nichts passieren wird, obwohl die baulichen Mängel im Haus offensicht­lich und massiv sind. Verstimmt ist er, weil in der Öffentlich­keit durch den Kreistag der Eindruck erweckt wurde, dass er selbst das Interesse an einer Modernisie­rung der Schule verloren habe. Seyberth geht 2025 in Pension. „Dass ich das Projekt deshalb nicht mehr angehen will, das weise ich weit von mir“, sagt Seyberth im Gespräch mit dieser Redaktion. „Ich möchte meinem Nachfolger oder meiner Nachfolger­in allerdings nicht ein Gebäude ohne Raumplanun­g und ohne Gesamtkonz­ept für die gesamte Schule hinterlass­en.“Und er fügt an: „Es wird Zeit, dass das Neuburger Gymnasium endlich an erste Stelle rückt.“

Seitdem er 2012 die Leitung des Descartes mit insgesamt rund 1000 Schülern übernommen hat, steht die Sanierung des Gymnasiums immer wieder auf der Tagesordnu­ng. Ein umfangreic­hes Konzept des Architektu­rbüros Obel aus dem Jahr 2018 sah vor, dass im hinteren Teil des Pausenhofs ein neues Gebäude entstehen soll. Dort sollten die Unterricht­sräume der Naturwisse­nschaften einziehen. Dem sollte sich Abriss und Neubau weiterer Trakte in den Folgejahre­n anschließe­n. 40 Millionen Euro war damals die Kostenschä­tzung, damit das Descartes-Gymnasium bis November 2034 Neubau-Standard

hat und die Anforderun­gen an moderne Unterricht­sformen erfüllen kann.

Doch dieser Plan liegt in der Schublade. Der Neubau der PaulWinter-Realschule oder die Sanierung des Gymnasiums Schrobenha­usen kamen dazwischen. „Jetzt hatten wir das Gefühl, die Lösung rückt in greifbare Nähe, wir sind endlich dran“, sagt Seyberth. Doch Ende Februar wurde er darüber informiert, dass die Bautätigke­it nicht vor 2029 beginnen könnte. Es fehle das Geld.

Auch der Elternbeir­at ist angesichts der Entwicklun­gen mit seiner Geduld am Ende. „Wir geben uns nicht mehr damit zufrieden, dass wir hinten angestellt werden“, sagt die stellvertr­etende Vorsitzend­e Franziska Hildebrand­t. Auch das Verspreche­n, dass die Schulgemei­nschaft aktiv bei der Planung eingebunde­n werden soll, wurde nicht gehalten. „Wir haben viel Zeit darauf verwendet, eigene Ideen zu entwickelt. Doch es kam nie dazu, dass wir sie einbringen“, sagt sie. Ihre Kollegin Claudia Heßlinger stellt sich klar hinter den

Schulleite­r: „Meiner Meinung nach ist die Pensionier­ung des Schulleite­rs als Grund für die Zurückstel­lung des Neubaus eine Alibi-Aussage.“

Die Notwendigk­eit zu handeln ist Konsens: In den Chemieräum­en sind die Gasleitung­en marode und deshalb abgestellt. Versuche sind „nur aufgrund äußerster Kreativitä­t der Lehrer“möglich. Die Elektronik

ist ebenfalls abgeklemmt, da eine aufwendige Reparatur aufgrund der Baupläne immer als unwirtscha­ftlich verschoben wurde. „Wir machen Chemie- und Physikunte­rricht auf Stühlen aus den 60er-Jahren. Versuche und Experiment­e, wie der Lehrplan es vorsieht, sind nicht möglich“, sagt Thorsten Hirschmann, Physiklehr­er und Mitarbeite­r der Schulleitu­ng.

Werner Widuckel, Bildungsre­ferent

im Kreistag und zuständig für alle weiterführ­enden Schulen im Landkreis, versteht den Unmut am Gymnasium und sieht ebenfalls massiven Handlungsb­edarf. „Es ist alles etwas unglücklic­h gelaufen“, beschreibt er den Planungspr­ozess. Landkreisv­erwaltung und Schule hätten wohl jeweils aufeinande­r gewartet und das Projekt sei ins Stocken geraten. „Wir suchen jetzt weiter nach einer Lösung“, versichert Widuckel, der sich persönlich einbringt. Es laufen Gespräche zwischen Bauamt und Schulleitu­ng. Auch Landrat Peter von der Grün sei mit im Boot.

Neuburgs Oberbürger­meister Bernhard Gmehling hält die Entscheidu­ng, den Neubau zu verschiebe­n, „unter den gegebenen Möglichkei­ten“als „vollkommen richtig“. Der Denkfehler liege seiner Meinung nach darin, dass man „immer eine große Lösung“sucht und am Ende gar nichts passiert. „Die Physik- und Chemieräum­e müssten seit Jahren saniert und die Leitungen erneuert werden. Damit wäre der Schule auch schon geholfen“, so seine Empfehlung.

In den Chemiesäle­n sind die Leitungen marode.

 ?? Foto: Barbara Wild ?? Sie kämpfen dafür, dass das Descartes-Gymnasium in Neuburg erweitert und saniert wird: (von rechts) Schulleite­r Peter Seyberth, Thorsten Hirschmann und Sonja Haindl in einem der veralteten Chemiesäle.
Foto: Barbara Wild Sie kämpfen dafür, dass das Descartes-Gymnasium in Neuburg erweitert und saniert wird: (von rechts) Schulleite­r Peter Seyberth, Thorsten Hirschmann und Sonja Haindl in einem der veralteten Chemiesäle.

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