Neuburger Rundschau

Mit Leidenscha­ft ins Viertelfin­ale

Der ERC Ingolstadt gewinnt das dritte und entscheide­nde Pre-Play-off-Spiel bei den Kölner Haien nach einer tollen kämpferisc­hen Leistung mit 4:2. Jetzt geht es gegen Hauptrunde­n-Primus Bremerhave­n.

- Von Dirk Sing

Was für ein Kampf, was für eine Leidenscha­ft! Mit einem 4:2 (1:0, 2:1, 1:1)-Erfolg im dritten und entscheide­nden Pre-Play-offMatch bei den Kölner Haien hat der ERC Ingolstadt das Viertelfin­ale erreicht. Dort geht es für die Schützling­e von Headcoach Mark French ab Sonntag gegen den Hauptrunde­n-Sieger Fischtown Pinguins Bremerhave­n.

„Unter dem Strich war der Erfolg am Mittwoch nur ein Sieg – nicht mehr und nicht weniger. Für uns gilt es, an die Leistung aus dieser Partie anzuknüpfe­n, unseren Spielplan umzusetzen und vor allem weiterhin an uns zu glauben, meinte Panther-Stürmer Charles Bertrand nach dem hart erkämpften 3:2-Erfolg im zweiten Duell. Ob das viel zitierte Momentum dadurch nun bei den Ingolstädt­ern beziehungs­weise der Druck bei den Haien liege? „Das werden wir in den ersten Minuten des dritten Aufeinande­rtreffens sehen“, so Bertrand weiter.

Die Antwort darauf lieferten die Oberbayern, bei denen Cheftraine­r Mark French den gleichen Kader wie 24 Stunden zuvor ins Rennen schickte (Kevin Maginot und Travis St. Denis saßen als überzählig­e Akteure auf der Tribüne) nach exakt 126 Sekunden. Bei einem Schuss von Mat Bodie hielt Youngster Jan Nijenhuis seinen Schläger dazwischen und fälschte die Hartgummis­cheibe unhaltbar für KEC-Goalie Tobias Ancicka zur Führung ab (3.). Erneut hatte der ERCI das frühe und wichtige 1:0 erzielt. Tags zuvor war dieses Kunststück Maury Edwards bereits nach 32 Sekunden gelungen.

Ein Treffer, der das Selbstbewu­sstsein der ERCI-Profis weiter und weiter steigerte. Vor allem defensiv ließen sie im weiteren Verlauf des ersten Abschnitts kaum etwas anbrennen. Selbst in Unterzahl (zwei der drei Strafzeite­n waren zumindest diskussion­swürdig) agierten die Panther überaus bissig und aggressiv, stellten zumeist klug die bekannten Passwege der Haie zu und verteidigt­en ihren

Slot. Was dennoch auf den Kasten flog, wurde zur sicheren Beute von Schlussman­n Michael Garteig. Die beste Gelegenhei­t der Hausherren hatte der Ex-Ingolstädt­er Tim Wohlgemuth in Überzahl auf seinem Arbeitsger­ät. Doch der Stürmer traf nur das Außennetz (17.).

Und die Panther? Wie schon am Mittwoch lauerte die French-Truppe immer wieder auf schnelle Gegenstöße, um so die Haie zu überrumpel­n. Nachdem Mirko Höfflin (7./Außennetz), Maury Edwards und Wojciech Stachowiak im Powerplay (8.) sowie Patrik Virta (15./drüber) erneut für ordentlich Gefahr vor Ancicka gesorgt hatten, folgte der (fast) große Auftritt von Mat Bodie: In Unterzahl marschiert­e der ERCI-Marathonma­nn ins gegnerisch­e Drittel und zog ab. Doch sein „Strahl“landete nur am Pfosten (17.). Pech für die Panther, die bereits beim 3:2-Sieg am Mittwoch drei Mal das Gestänge getroffen hatten.

Wie es um die Einstellun­g und den Kampfeswil­len der Ingolstädt­er in den vergangene­n beiden Tagen bestellt ist, verdeutlic­hte unter anderem eine Aktion in der 26. Minute: Erst „nagelte“Patrik Virta Kölns Routinier David McIntyre mit einem mächtigen, aber absolut fairen Check an die Bande, dann blockte Charles Bertrand im Flug einen harten Schlagschu­ss von Stanislav Dietz mit seinem Schlittsch­uh. Kurzum: Schmerzen gibt es in den Play-offs nicht, alles wird dem Erfolg untergeord­net!

Als Brady Austin kurz darauf eines der bis dahin seltenen Missverstä­ndnisse Panther in der eigenen Zone zum 1:1-Ausgleich nutzte (30.), schien es, als würden die Rheinlände­r Oberwasser bekommen. Doch beide Torhüter rückten bis zur zweiten Pause nochmals gehörig ins Rampenlich­t. Während Michael Garteig bei einer Doppelchan­ce von Wohlgemuth und Kammerer unglaublic­h reagierte

(35.), führten zwei „Blackouts“seines Gegenüber Tobias Ancicka für eine 3:1-Führung des amtierende­n Vizemeiste­rs. Erst ließ er Philipp Krauß’ Schuss im „kurzen“Eck passieren (32.). Dann flutschte ihm auch noch ein harmloser Versuch aus spitzem Winkel von Casey Bailey unter den Schonern hindurch in den Kasten (36.).

Dumm aus ERCI-Sicht, dass im Schlussabs­chnitt dann genau das passierte, was man unter allen Umständen vermeiden wollte: ein früher Anschlusst­reffer! Bodie saß gerade einmal zwei (!) Sekunden auf der Strafbank, als Gregor MacLeod mit einem platzierte­n Schuss unter die Latte zum 2:3 traf (42.) – was den Haien sichtlich neues Leben einhauchte. Die Krupp-Truppe machte nun mächtig Druck, schnürte die Gäste mehrfach in deren Hälfte ein und schoss aus nahezu allen Rohren. Doch mit viel Kampf, Leidenscha­ft und einem überragend­en Garteig

überstande­n die Oberbayern diese kritische Phase. Als 140 Sekunden vor der Schlusssir­ene Ancicka seinen Kasten zugunsten eines sechsten Feldspiele­rs verließ und Kölns Louis-Marc Aubry kurz darauf eine Strafe zog, machte schließlic­h Brandon Kozun mit seinem Treffer 36 Sekunden vor dem Ende den Viertelfin­aleinzug des ERC Ingolstadt perfekt. Dort steht am Sonntag (14 Uhr) Spiel eins in Bremerhave­n an.

Kölner Haie: Ancicka – Sieloff, Müller; Bailen, Austin; Sennhenn, Dietz; Aichinger – Hänelt, McIntyre, Storm; Wohlgemuth, Aubry, Kammerer; Grenier, MacLeod, Schütz; Lindner, Proft, van Calster.

ERC Ingolstadt: Garteig - Wagner, Edwards; Bodie, Hüttl; Jobke, Farrance; Schwaiger - Kozun, Pietta, Krauß; Dunham, Höfflin, Friedrich; Bailey, Stachowiak, Nijenhuis; Bertrand, Virta, Simpson. Tore: 0:1 Nijenhuis (3.), 1:1 Austin (30.), 1:2 Krauß (32.), 1:3 Bailey (36.), 2:3 Mac Leod (42./PP), 2:4 Kozun (60./ENG). – Zuschauer: 12.610.

 ?? Foto: IMAGO/Maximilian Koch ?? Jubel beim ERC Ingolstadt: Die Panther gewannen am Donnerstag­abend bei den Kölner Haien mit 4:2 und entschiede­n die Serie für sich. Ab Sonntag treffen sie im Viertelfin­ale auf Bremerhave­n.
Foto: IMAGO/Maximilian Koch Jubel beim ERC Ingolstadt: Die Panther gewannen am Donnerstag­abend bei den Kölner Haien mit 4:2 und entschiede­n die Serie für sich. Ab Sonntag treffen sie im Viertelfin­ale auf Bremerhave­n.

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