Auf den „Gartinator“ist Verlass
Mit seinen Top-Leistungen in Köln war Torhüter Michael Garteig das Sinnbild für die sportliche Wiederauferstehung des ERC Ingolstadt in den Pre-Play-offs. Im Viertelfinale geht es nun gegen Bremerhaven.
Köln/Ingolstadt Hätte man am späten Donnerstagabend in der Kölner Lanxess-Arena ein Sinnbild für die sportliche Wiederauferstehung des ERC Ingolstadt gesucht, wäre man unter den Akteuren zweifelsohne gleich mehrfach fündig geworden. Sei es Casey Bailey (siehe auch Interview), der nach seiner langen Verletzungspause in beiden Auswärtspartien bei den Haien traf. Oder auch Charles Bertrand. Der Franzose saß noch am Sonntag bei der 1:5-Auftaktpleite in der heimischen Saturn-Arena als überzähliger Import-Spieler auf der Tribüne, um dann in den Spielen zwei und drei mit einem Treffer und einer starken kämpferischen Vorstellung zu überzeugen.
Dass ausgerechnet auch der konstanteste Panther in dieser Spielzeit, die ohne sein Zutun noch deutlich trister als Rang neun nach der Hauptrunde ausgesehen hätte, in dieser Kategorie eine erhebliche Rolle spielt, dürfte zumindest auf den ersten Blick etwas überraschend sein – oder auch nicht! Hatte Michael Garteig im ersten Aufeinandertreffen teilweise noch ungewohnt fahrig gewirkt und das Eis bereits nach 34 Minuten und fünf Gegentreffern vorzeitig verlassen, schwang sich der „Gartinator“in den beiden darauffolgenden Partien (3:2, 4:2) zum überragenden Akteur auf. Er gewann nicht nur das Torhüter-Duell gegen HaieAufsteiger Tobias Ancicka deutlich, sondern ebnete seiner Mannschaft letztlich auch den Weg zum Einzug ins Viertelfinale.
„Mir war natürlich auch bewusst, dass ich in der ersten Begegnung nicht gut gespielt und den einen oder anderen Fehler gemacht habe. Dennoch habe ich mein Selbstvertrauen nicht verloren,
sondern meinen Fokus sofort auf das zweite Match gelegt“, sagt Garteig. Mit Erfolg. „Ich habe während dieser Partie gemerkt, dass die Kölner immer frustrierter wurden, da sie ihre Chancen nicht nutzen konnten. Diese ganze Frustration und Enttäuschung war dann auch beim Handshake nach der Serie zu sehen – was gerade für einen Torhüter in der Regel ein sehr gutes Zeichen ist, dass er doch einiges richtig gemacht hat“, so der Kanadier weiter, der selbst vom gegnerischen Cheftrainer Uwe Krupp („Garteig hat in den entscheidenden
Momenten sehr gut gespielt.“) ein dickes Lob bekam. Und das völlig zu recht, was auch die Fangquoten Garteigs in beiden Duellen (95,12 Prozent beziehungsweise 93,75 Prozent) eindrucksvoll unterstreichen.
Während der sogenannte „Backto-Back“-Modus (zwei Spiele an zwei aufeinanderfolgenden Tagen) für etliche seiner Teamkollegen Neuland war, betrat der 32-Jährige ein ihm bereits bekanntes Terrain. „Ich kenne es sowohl aus Nordamerika als auch Finnland, wo wir in der Regel am Freitag und Samstag
gespielt haben“, berichtet Garteig, der für sich persönlich darin sogar einen Vorteil sieht: „Auch wen es in der Lanxess-Arena unglaublich warm war, bevorzuge ich diesen Modus. Er hilft mir, schneller in meinen Rhythmus zu finden und darin zu bleiben.“
Apropos Rhythmus: Dass seine Vorderleute diesen in der Pre-Playoff-Serie gegen die Haie – speziell nach dem „Horror-Auftakt“– doch noch gefunden hatten, sei laut Garteig letztlich eine Mischung aus „Glauben an sich selbst“sowie dem vorhandenen Charakter innerhalb der Truppe. „In den Playoffs ist es eigentlich ganz einfach: Selbst wenn du bislang eine miserable Saison hinter dir hast und das schlechteste Team bist, kannst du die größten und besten Gegner schlagen“, so der Panther-Schlussmann, um jedoch im gleichen Atemzug zu ergänzen: „Voraussetzung ist eben, dass du entsprechend an dich und deine Mannschaft glaubst.“
Nachdem die Oberbayern im bisherigen Verlauf dieser Spielzeit – wie auch Garteig anmerkt – gerade gegen vermeintlich schwächere Gegner oftmals (Einstellung-)Schwierigkeiten offenbarten, dürfte dies in der am Sonntag (14 Uhr) beginnenden Play-offViertelfinalserie gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven kein Problem darstellen. Immerhin treten die Norddeutschen mit der Empfehlung an, erstmals in ihrer Vereinsgeschichte die DEL-Punktrunde zu ihren Gunsten entschieden zu haben.
„Ich denke, das es für uns ein gutes Match-up gegen die Fischtown Pinguins ist“, meint Nationalstürmer Wojciech Stachowiak. „In drei von vier Hauptrunden-Begegnungen ging es in die Verlängerung beziehungsweise ins Penaltyschießen. Wir wissen daher, wie wir gegen sie auftreten müssen und rechnen uns daher auf alle Fälle gute Chancen aus.“Ob es aus ERCI-Sicht ein Vorteil ist, dass man – im Gegensatz zu Bremerhaven – bereits drei Play-off-Partien in den Beinen hat und sich daher im Rhythmus befindet? „Das ist immer schwer zu sagen“, sagt Philipp Krauß, der weiß, „dass beim Eishockey alles so schnell gehen kann. Wir haben zuletzt selbst in Köln gesehen, was zwei frühere Führungstreffer ausmachen. Daher kann es unter dem Strich in beide Richtungen gehen“.