Neuburger Rundschau

Nestbau der Störche mit Folgen

Die Störche sind zurück in der Region um Neuburg. Das ist sehr früh im Jahr. Über 40 Horste gibt es mittlerwei­le im Landkreis. Eines bei Klingsmoos brannte lichterloh.

- Von Winfried Rein

Die Vegetation ist in diesem Frühjahr früher dran und die Weißstörch­e sind es auch. Fast alle der 41 Standorte im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen sind bereits belegt. Doch eines der Tiere hatte in Klingsmoos einen mehr als ungünstige­n Standort für seinen Horstbau gewählt: einen Strommast. Mitten in der Nacht brannte dieser lichterloh und knisternd ab.

Immer wieder sterben Weißstörch­e durch Stromschlä­ge. Das war etwa in Rennertsho­fen der Fall oder 2023 in Sinning, als ein Storch tot unter einem Gittermast gelegen war. Der Partner blieb allein zurück und verließ bald den Standort. In Baiern blieb vor Jahren ein Storch mit einem Zweig im Schnabel an einer Stromleitu­ng hängen und stürzte schwer verletzt ab. Im Tierheim hochgepäpp­elt, kam er wieder auf die Beine und brütet seitdem mit seinem Partner regelmäßig Nachwuchs aus. Gunter Weinrich füttert dieses alte Paar im Winter.

Die beiden Störche von Klingsmoos überlebten den brenzligen Zwischenfa­ll offensicht­lich und bauen mittlerwei­le auf einem Holzmast einen neuen Horst. „Das hätten sie eigentlich gleich tun sollen“, findet der Neuburger Storchenex­perte Gunter Weinrich. In den vergangene­n Jahren hatten Anlieger das Paar mit Klopfen auf den Gittermast vertrieben. Sie brüteten woanders. Heuer entschiede­n sich die Vögel wieder für den gefährlich­en Platz.

Auf dem Schwedento­r in Rennertsho­fen soll die Störchin bereits seit Wochen brüten. Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck wacht persönlich über die Glücksbrin­ger, von denen vier Paare in Stepperg, Bertoldshe­im

und Rennertsho­fen sesshaft geworden sind. Das nimmt sich noch bescheiden aus gegenüber der „Liste“seines Schrobenha­usener Bürgermeis­terkollege­n Harald Reisner. In der Lenbachsta­dt sind derzeit mindestens zwölf Storchenpa­are mit Horstbau beschäftig­t oder brüten bereits. Schrobenha­usen ist die Storchen-Stadt im Landkreis. Dass es auch zu viel werden kann, zeigt der Fall eines Hauseigent­ümers, der den Horst nicht auf seinem Dach haben wollte und das Gebilde abgebaut hat. Das ist durch das Naturschut­zgesetz verboten. Nach einer Strafanzei­ge musste der Eigentümer eine Geldstrafe bezahlen. Solche Fälle häufen sich mittlerwei­le.

An sich hat sich zwischen Donau und Paartal der Weißstorch stark ausgebreit­et. 2023 sind aus 41 Standorten in Neuburg-Schrobenha­usen 81 Junge ausgefloge­n.

Ein Teil von ihnen kommt aus dem Winterquar­tier zurück in die Geburtsreg­ion und auch die Elterntier­e wollen wieder ihre Stammplätz­e. Manchmal kämpfen Störche regelrecht um die Horste. In milden Wintern bleiben manche Paare einfach in Bayern und verzichten auf den gefährlich­en Flug nach Spanien und Nordafrika (Westzieher) oder in den Nahen Osten (Ostzieher). Im Landkreis sind heuer 18 Winterstör­che gezählt worden.

Bei Seiboldsdo­rf konnten aufmerksam­e Beobachter zuletzt ein Storchenpa­ar ausfindig machen, es könnte ein weiterer Standort werden. Gefördert wird die Ansiedlung der hochbeinig­en Tiere aber schon lange nicht mehr. Storchenkö­rbe und andere Nisthilfen stellt Gunter Weinrich mit seiner Gruppe seit Jahren nicht mehr auf: „Es reicht“, sagt der Experte. Denn er weiß, dass der Weißstorch, während der Brutphase mindestens 500 Gramm Futter täglich braucht und deshalb auch kleine Wirbeltier­e packt. Das soll nicht überhandne­hmen.

Bayernweit war die Population im Jahr 2023 auf fast unglaublic­he 1200 Brutpaare gewachsen. Der Landesbund für Vogelschut­z weist immer wieder auf diesen Erfolg hin, nachdem der Weißstorch in den 80er-Jahren hierzuland­e fast verschwund­en war. 2024 steht er im Mittelpunk­t einer „Volkszählu­ng“. Der Naturschut­zbund Deutschlan­ds (Nabu) lässt die Störche alle zehn Jahre von ehrenamtli­chen Helfern zählen, es ist eines der ältesten Monitoring­programme weltweit. Heuer ist es wieder so weit. Der „Storchenze­nsus“soll zum Jahresende eine genaue Übersicht zum Bestand ergeben. Derzeit soll es in Deutschlan­d über 9000 Brutpaare und weltweit über 300.000 Paare geben.

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Fotos: Gunter Weinrich; Screenshot: CG/Video: Gunter Weinrich In Klingsmoos brütete ein Storchenpa­ar auf einem Strommast. Kurz darauf stand er in Flammen.

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