Neuer Pilgerweg führt durch Neuburg
Heuer feiern die Wolfgang-Orte den 1100. Geburtstag ihres Patrons. Der 388 Kilometer lange Wolfgangweg von Pfullingen nach Regensburg kreuzt auch den Landkreis.
Durch Neuburg führt nicht nur ein Jakobsweg, sondern seit Kurzem auch ein Wolfgangweg. Er wurde von Elisabeth und Werner Bothe markiert, unterstützt wurden sie dabei von Gästeführer Harald Müller. Die beiden sind ehrenamtlich im Auftrag der Pfarrei Pfullingen unterwegs, um den neuen Wolfgangweg mit Aufklebern zu kennzeichnen.
Von Bertoldsheim kommend führt der Pilgerweg an der Alten Burg vorbei, verläuft über Saliter und Brandlbad den Nachtbergweg hinunter zum Donaukai, weiter am Bootshaus vorbei und dann entlang der Donau zur Staustufe Bergheim, wo er den Fluss überquert und am anderen Ufer Richtung Ingolstadt führt. Offiziell eröffnet wird der neue Pilgerweg am 3. Oktober, weil heuer der 1100. Geburtstag des Heiligen Wolfgang gefeiert wird. Wobei der genaue Geburtstag und -ort des Missionars, Einsiedlers und schließlich Bischofs von Regensburg nicht gesichert bekannt sind. Er wurde wohl um das Jahr 924 in Schwaben, vermutlich in Pfullingen geboren, weshalb der Pfullinger Wolfgang Silver, ein passionierter Pilger, auf die Idee kam, den Geburtsort seines Namenspatrons mit seinem späteren Bischofssitz und seinem Grab in St. Emmeran zu verbinden.
Im Gegensatz zum historischen Wolfgangweg, der von Regensburg nach St. Wolfgang an den Wolfgangsee führt und schon im Mittelalter von Pilgern genutzt wurde, handelt es sich also bei der gut 338 Kilometer langen Tour Pfullingen-Regensburg, auf der 4260 Höhenmeter zu überwinden sind und die auf mehr als 90 Stunden Laufzeit veranschlagt wird, um eine Neukreation. Nach St. Wolfgang, einem im Mittelalter bedeutenden Wallfahrtsort, führen dagegen historische Pilgerwege von Einsiedeln in der Schweiz, von Prag aus Tschechien sowie aus Rein in Taufers in Südtirol,
Weitra in Oberösterreich und Sopron in Ungarn.
Was die Muschel für den Jakobspilger, das ist das Turmkreuz von St. Wolfgang im gleichnamigen Wallfahrtsort. In Sonnengelb ziert es die Aufkleber, die nun den neuen Wolfgangweg markieren. Das Turmkreuz stammt aus dem 16. oder 17. Jahrhundert, und das Besondere daran ist, dass es von einem Schlüssel und einem Beil gekreuzt wird. „Der Schlüssel steht für den Bischof von Regensburg, das Hackerl erinnert an die Legende, er habe von seiner Einsiedelei oben auf dem Berg Falkenstein ein Beil angeblich fünf Kilometer weit
Richtung Wolfgangsee geworfen und dort, wo es landete, die Kirche St. Wolfgang erbaut – oder zumindest eine Vorläuferin.“Die Pfullinger haben das Symbol ein wenig für sich uminterpretiert. „Für uns steht das Kreuz für Pfullingen, wo der Heilige Wolfgang geboren wurde“, erzählt Werner Bothe.
Seine Frau und er bilden eines von vier ehrenamtlichen Teams, die den Weg markieren. Ihr Teilstück erstreckt sich von Gremheim, 20 Kilometer westlich von Donauwörth gelegen, bis Vohburg, also über 100 Kilometer, die sie mit E-Bikes zurücklegen. Die Route wurde so ausgewählt, dass
einige Orte mit Bezug zu St. Wolfgang auf dem Weg liegen. In Neuburg wäre das die St.-WolfgangKirche im Kloster der Barmherzigen Brüder. Zugänglich ist sie derzeit nicht von außen, sondern nur über die Geriatrie. „Wir sind noch im Gespräch“, sagt Werner Bothe, der hofft, dass die Kirche tagsüber öffentlich zugänglich gemacht wird.
Auch wenn viel Arbeit ehrenamtlich erbracht wird, entstehen doch Kosten für den Pilgerweg. Das Projekt wird von der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit 10.000 Euro gefördert, in Pfullingen beteiligen sich Pfarrei und Gemeinde,
in Regensburg die Stadt und die Diözese. Insgesamt steht ein Etat von 60.000 Euro für vier Jahre zur Verfügung. Davon wird auch die Website www.wolfgangweg.eu finanziert, auf der die Strecke in 19 Etappen detailliert beschreiben wird. Jakobspilger sind an der Muschel am Rucksack erkennbar, Wolfgangpilger können sich eine eigens entworfene Wolfgang-Medaille an ihr hoffentlich leichtes Pilgergepäck heften. „Und eine Stempelstelle wird es auch in Neuburg geben“, verspricht Harald Müller. Wunschort der Pfullinger Initiatoren wäre natürlich die Kirche St. Wolfgang.